Die Anfänge der LGBTQIA+-Bewegung - ein Überblick
Die Anfänge der LGBTQIA+-Bewegung gehen auf die Bar "Stonewall Inn", die in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village liegt, zurück. Eine Razzia der Polizei in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 wurde zum Auslöser des bedeutenden Aufstands. Bei der Razzia durchsuchten die Polizist*innen die Gäste der Bar auf brutale Art und Weise und nahmen alle Personen fest, deren Kleidung nicht den stereotypen Geschlechterrollen entsprach und die die Polizist*innen für homosexuell hielten.
In den Jahren zuvor war es schon öfter zu ähnlichen Razzien, grundlosen Verhaftungen, genereller Diskriminierung und Gewalttaten gegen LGBT Personen (hier explizit nicht LGBTIQA+, da die Entwicklung erst später stattfand) in den gesamten Vereinigten Staaten gekommen, doch die Razzia am 28. Juni in New York brachte das Fass zum Überlaufen. Aufgrund der öffentlichen Diskriminierung mussten sich LGBT Personen in den Bars und Kneipen wie dem "Stonewall Inn" verstecken und konnten nur dort offen leben – die Razzia war ein direkter Angriff auf ihren Zufluchtsort.
Rechtliche Grundlage für die Razzien waren die "Sodomiegesetze", die ursprünglich sämtliche sexuelle Kontakte, die nicht der Fortpflanzung dienen verbieten sollte. In der Praxis wurde dieses Gesetz vor allem ab den 1960er Jahren zur Verfolgung homosexueller Personen genutzt. Heutzutage sind in 16 US-Staaten die Gesetze noch im Gesetzbuch vorhanden und würden noch gelten, wenn es nicht ein generelles Urteil des Obersten Gerichts im Jahr 2003 gegeben hätte.
Viele Quellen sehen die lesbische Sängerin Stormé DeLarverie als die Person, die die Gäste dazu aufrief, sich gegen die Polizist*innen zu wehren und damit auch ein entscheidender Auslöser für die Aufstände war. Zweifellos ein mutiger Aufruf, dem viele Menschen Folge geleistet haben. Aus dem Aufstand in der Bar wurde ein großer Protest auf den Straßen, die Nachbar*innenschaft in Greenwich Village und weitere LGBT Personen solidarisierten sich mit den Protesten, bewarfen die Polizist*innen mit Steinen und Flaschen und sangen "We shall overcome" und "Gay Power". Insgesamt dauerte der Aufstand fünf Tage lang.
Ein Jahr nach den Protesten, am 28. Juni 1970, kehrten über 4000 Menschen zurück zu der Bar und starteten einen friedlichen Gedenkmarsch an den Stonewall-Aufstand. So wurde der 28. Juni zum "Christopher Street Liberation Day" oder auch "Christopher Street Day" (das "Stonewall Inn" befindet sich in der Christopher Street) erklärt und wird noch bis heute vielerorts gefeiert. In Berlin fand er 1979 das erste Mal statt. Im Jahr 2016 erklärte Barack Obama das "Stonewall Inn" zum Nationaldenkmal, an dem an den Anfang der LGBTIQA+ Bewegung erinnert wird.