Ambiguitäten des Audiovisuellen: Zigeuner-Figuren im Spielfilm (1895 - 1950)
Zusammenfassung
- TP 3 untersucht mit medien- und kultur-wissenschaftlichen Methoden die Herkunft, den Bedeutungswandel und die ästhetischen bzw. politischen Funktionen von
Zigeuner-Figuren im Spielfilm zw. 1895 und 1950. - TP 3 kartografiert intermediale sowie interdiskursive Schnittschnellen zwischen der Visualität und Narrativität von Spielfilmen, anderen Bilderzählungen, Ästhetiken des Spektakels und wissenschaftlichen bzw. journalistischen Formen der
Zigeuner-Darstellung. - TP 3 analysiert, ausgehend von den Begriffen Stereotyp und Agency den Beitrag des Spielfilms zu Semantiken und Praktiken der Exklusion und Elimination wie zu Semantiken und Praktiken der Inklusion und Emanzipation.
Forschungsfragen
- An welche Traditionen von Bilderzählung und Spektakel knüpfen die filmischen Darstellungen von
Zigeuner-Figuren an, welche Querbezüge bestehen zwischen diesen Darstellungen, literarischen und wissenschaftlichen Texten, journalistischen und ordnungspolitischen Diskursen und was leisten diese Darstellung für die Entwicklung der Kinematografie? - Wie tragen die Motive, Figuren, Plot-Muster und Genrekonventionen des Spielfilms im Spannungsfeld von Fremdrepräsentation und Selbstartikulation entweder zur Konstruktion antiziganistischer Stereotype oder zu deren Kritik und damit zum Aufweis der Agency von Rom*nja und Sinti*zze bei? Welche Bedeutung kommt in diesem Kontext Schauspieler*innen und Schaustellern (Stichwort: Wanderkino) aus der Minderheit zu?
- Welche Rolle kommt Spielfilmen mit
Zigeuner-Figuren in der Verflechtungsgeschichte von Antiziganismus, Antisemitismus und Kolonialrassismus zu. Anders gefragt: Wie hängen die Ambiguitäten des Audiovisuellen mit der Ambivalenz dieser Verflechtungsgeschichte in Europa zwischen 1895 und 1950 zusammen?
Kooperationen
mit anderen Projekten: Schnittstellen betreffen u.a. den Zusammenhang von Bilderzählung und Stereotyp respektive Ikonografie und Szenografie (Teilprojekte 3 und 1), Wechselwirkungen zwischen dem Spektakel und dem cinema of attraction sowie Film und Oper (Teilprojekte 3 und 2), Relationen zwischen filmischen und wissenschaftlichen Fremdbe-
schreibungen von Zigeunern (Teilprojekte 3 und 4) oder Relationen zwischen filmischen Fremdbeschreibungen und journalistischen Selbstbeschreibungen von Rom*nja (Teilprojekte 3 und 5) sowie die Semantiken der Exklusion und Elimination im Spielfilm und in der Realpolitik (Teilprojekte 3 und 6).
mit anderen Institutionen: Deutsche Kinemathek in Berlin, Deutsches Literaturarchiv in Marbach, Bundesarchiv in Koblenz, Virtuelles Zentrum für Kultursemiotik, Verbundprojekt "Mediale Antiziganismen – Von der interdisziplinären Analyse zur kritischen Medienkompetenz (MeAviA)" und DFG Graduiertenkolleg 2840 "Ambivalente Feindschaft" in Heidelberg
Tagung 1: "Transmediale Bilderzählung und Stereotyp" in Flensburg, verantwortet von TP 1 (Bell/UIz) und TP 3 (Bauer/Mladenova), Transmediale Bilderzählung und Stereotyp
Untersuchungsräume
Kernuntersuchungsraum: Deutschland
Zusatzraum: Österreich, Tschechien, Ungarn, Polen, Frankreich, England, Spanien
Ziele
ZIEL 1 – Über den Begriff der Szenografie integrierte Analysen zu Fiktions- und Artefakt-Effekten (z.B. Empathie oder Empathie-Blockade), Genrekonventionen und Bildtraditionen, Visualität und Narrativität in Spielfilmen, um einerseits antiziganistischer Stereotype zu dekonstruieren und andererseits die Agency von Rom*nja und Sinti*zze zu rekonstruieren.
ZIEL 2 – Kartografie intermedialer und interdiskursiven Schnittstellen (u.a. zu Gemälden, Fotografien, Plakaten, Opern,
literarischen und journalistischen Texten, wissenschaftlichen und ordnungspolitischen Diskursen) als Beitrag zur gemeinsamen Datenbank der Forschungsgruppe und zur europäischen Verflechtungs-geschichte von Antiziganismus, Antisemitismus und Kolonialrassismus.
Ausgewählte Ergebnisse
— Dissertation (AT): "Funktionen der Zigeuner-Motivik im frühen Spielfilm"
— Monografie: "Antiziganismus im Stummfilm", Mladenova
— Monografie: "Antiziganismus im frühen Tonfilm", Bauer
Teilprojektverantwortliche
Prof. Dr.Matthias Bauer
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- +49 461 805 2638
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@uni-flensburg.de - Gebäude
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Dr. Radmila Mladenova
Universität Heidelberg
Forschungsstelle Antiziganismus
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