Partizipation von Sinti*zze und Rom*nja
Das Vertrauen von Sinti*zze und Rom*nja in die Wissenschaft wurde auch in der Nachkriegszeit erschüttert. Bis 1981 nutzte Prof. Dr. Sophie Erhardt an der Universität Tübingen die Materialien der "Rassenhygienischen Forschungsstelle" aus der NSZeit, wo sie selbst vor 1945 tätig gewesen war: unter anderem Familienstammbäume, Vermessungskarteien sowie Zehntausende Fotos. Die Unterlagen hatten als Planungsgrundlage für den Völkermord gedient. Eine Aufsehen erregende Aktion der Bürgerrechtsbewegung war die Besetzung des Tübinger Universitätsarchivs am 1. September 1981 und die Überführung der Materialien in das Bundesarchiv nach Koblenz.
Ziele
Angesichts der Unterrepräsentation von Sinti*zze und Rom*nja im Wissenschaftssystem adressiert die Maßnahme Mitglieder des "Studierendenverbands der Sinti und Roma in Deutschland". Die Vorsitzenden des Verbandes (die dem Beirat der Forschungsgruppe angehören) haben bereits Studierende gewonnen, die Orientierung am Übergang vom Studium zur Promotion suchen. Ziel ist es, Sinti*zze
und Rom*nja an akademische Laufbahnen heranzuführen und die Berührungsängste vieler Sinti*zze um Rom*nja mit der Wissenschaft abzubauen, die im Missbrauchs von Wissenschaft als Deckmantel für Eugenik und Völkermord sowie in jüngeren rassistischen Erfahrungen begründet sind. Die Teilhabe von Sinti*zze und Rom*nja an Wissenschaft muss selbstverständlich werden.
Maßnahmen
Vorgesehen sind 4 Empowerment Workshops (EW), die vor den Tagungen des Verbundes stattfinden, so dass die Mitglieder des "Studierendenverbands der Sinti und Roma in Deutschland" anschließend an den Tagungen teilnehmen können. Je zwei TPLeiter*innen und Expert*innen, eine davon aus der Minderheit, koordinieren die Empowerment Worksops unter beratender Einbeziehung des Beirats der Forschungsgruppe:
1. "Role Model: Historische Roma Persönlichkeiten und ihre Wirkung" – Ergebnisse der Studierenden sind über multimodale Datenbank des Verbunds zugänglich.
2. "So tickt Wissenschaft – Spielregeln der Scientific Community".
3. Forschungsethik in der Zusammenarbeit mit Sinti*zze und Rom*nja – auch als Fortbildung des wiss. Nachwuchs des Verbundes.
4. Ko-Kreation von Forschung mit nichtakademischen Akteur*innen und Institutionen, auch als Fortbildung des Verbundes.