Präsentation erster Ergebnisse bei der zweiten Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung am „Zentrum Flucht und Migration“ an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

06.10.2018

Menschen, die aus ihren Heimatländern nach Europa kommen, können sich selten aussuchen, wo sie aufgenommen werden und noch weniger, wie sie dort aufgenommen werden.Schon innerhalb Deutschlands sind die Bedingungen, unter denen Integrationsprozesse stattfinden, von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Noch stärker sind diese Differenzen jedoch, wenn man den Blick auf die Nachbarländer erweitert…

In welcher Weise die beiden europäischen Staaten Deutschland und Dänemark eben jene lokalen Integrationsprozesse von Geflüchteten in Bezug auf die Felder Bildung und Partizipation steuern, war Gegenstand des Vortrags, den Holger Jahnke, Katja Holz und Magdalena Jäger bei der zweiten Konferenz des "Netzwerks Fluchtforschung" an der Universität in Eichstätt gehalten haben. Unter dem Titel "Lokale Umsetzungspraktiken nationaler Integrationspolitiken in ländlichen Gemeinden – Eine Vergleichsuntersuchung im deutsch-dänischen Grenzraum" stellten sie die Ergebnisse ihrer Analysen von Forschungsliteratur, Gesetzestexten, und Strategiepapieren vor. Diese wurden durch Auszüge erster Expert*inneninterviews in den beiden ländlichen Untersuchungsgemeinden in Deutschland und Dänemark ergänzt, deren Ergebnisse vergleichend präsentiert wurden. 

Unter dem Titel "Lokale Umsetzungspraktiken nationaler Integrationspolitiken in ländlichen Gemeinden – Eine Vergleichsuntersuchung im deutsch-dänischen Grenzraum" wurden bei der zweiten Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung an der Universität Eichstätt erste Teilergebnisse des Projektes "Bildung und Flucht" vorgestellt. Sowohl für einen deutschen als auch für einen dänischen Kontext wurden Text- und Dokumentenanalysen durchgeführt. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse wurden durch Auszüge erster Expert*inneninterviews in den beiden ländlichen Untersuchungsregionen ergänzt.

Obwohl die beiden Untersuchungsgemeinden geographisch aneinandergrenzen, sind die Bedingungen, unter denen lokale Integrationsprozesse stattfinden, recht unterschiedlich. Diese Differenzen resultieren aus verschiedenen Einschränkungen und Spielräumen der lokalen Ebene, infolge der Steuerung durch das jeweilige politische Mehrebenensystem: Integration in Deutschland wird von Bundes-, Länder- und Kreisebene aus gesteuert und auf kommunaler Ebene gestaltet. In Dänemark hingegen erfolgt die Steuerung und Gestaltung von lokalen Integrationsprozessen durch das Zusammenspiel von nationaler und kommunaler Ebene.

Dies führt in der Tønder Kommune auf dänischer Seite zu klar vorstrukturierten, vertragsbasierten Integrationsprozessen mit hoher Bindungswirkung – sowohl für die kommunalen Akteure als auch für die Geflüchteten. Auf deutscher Seite hingegen entstehen für die einzelnen Akteure im Amt Südtondern aufgrund einer eher schwach ausgeprägten Steuerung große Handlungsspielräume. Die hohe Standardisierung und enge Steuerung des Integrationsprozesses in Dänemark lässt erwarten, dass Geflüchtete unabhängig von den Akteuren der einzelnen Kommune ähnliche Bedingungen vorfinden. In Deutschland hingegen sind diese in sehr viel stärkerem Maße vom Engagement einzelner institutioneller und zivilgesellschaftlicher Akteure abhängig.

Der Vortrag wurde im Panel "Geflüchtete in ländlichen Räumen" gehalten und bot daher Anlass zu Diskussion mit Wissenschaftler*innen aus ähnlichen Forschungsprojekten – beispielsweise des Forschungsprojektes "Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Räumen", das federführend vom Thünen-Institut für ländliche Räume geleitet wird. Im Panel wurde vor allem die Frage nach den Spezifika ländlicher Räume – im Gegensatz zu städtischen Räumen  – diskutiert. Interessant war diesbezüglich die Erweiterung des Integrationsmodells um den Faktor Mobilität, da dieser gerade in dünn besiedelten Räumen eine zentrale Bedingung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben darstellt.

Die Konferenz fand vom 4. bis 6. Oktober 2018 am neu gegründeten interdisziplinären Zentrum Flucht und Migration an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt statt. Sie diente dem Austausch und der Vernetzung von Forscher*innen im Feld der Flucht- und Flüchtlingsforschung. Dazu versammelte das Netzwerk Fluchtforschung über 360 internationale Wissenschaftler*innen aus fast allen Disziplinen der Sozial- und Geisteswissenschaften, die zu den Themen Zwangsmigration, Flucht und Asyl forschen. Für die Mitarbeiterinnen im BMBF-geförderten Projekt "Bildung und Flucht" war neben der Diskussion eigener Ergebnisse auch der Austausch mit anderen ähnlichen Forschungsschwerpunkten wichtig, da sich neue Kontakte insbesondere zu jungen Fluchtforscher*innen im deutschsprachigen Raum ergeben haben.

Weitere Informationen: Programm der Konferenz / Abstract