Fietze, S., Holst, E & Tobsch, V.: Germany's Next Top Manager: Does Personality explain the Gender Career Gap?, 2010.
Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland deutlich unterrepräsentiert. Je höher die Hierarchiestufe desto geringer ist ihr Anteil unter den Führungskräften. Manner haben im Unterschied zu Frauen zahlreiche Vorbilder auf allen Fuhrungsebenen, denen sie folgen konnen. Zahlreiche Studien untersuchen den Einfluss von Humankapital und anderen "objektiven" Faktoren auf die Karriere. Unsere Untersuchung geht darüber hinaus und bezieht auch den Einfluss von selbsteingeschätzten Persönlichkeitseigenschaften auf die unterschiedlichen Karrierchancen von Frauen und Männern mit ein. Untersucht werden Führungskräfte und andere Angestellten in der Privatwirtschaft. Während die bivariaten Ergebnisse auf Grundlage von Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2007 zeigen, dass sich Führungskräfte deutlich von sonstigen Angestellten unterscheiden und auch zwischen Frauen und Männern zum Teil signifikante Differenzen bestehen, lassen sich auf der Grundlage von multivariaten Analysen zwischen Frauen und Männern keine statistisch signifikanten Unterschiede im Effekt der Persönlichkeitsdimensionen auf Karrierechancen mehr nachweisen. Die Dekompoisiton (nach Fairlie, 2003) zeigt deutlich, dass lediglich 8,6 Prozent der geschlechtsspezifischen Chancenungleichheit bei dem Karrieresprung durch Persönlichkeitsdifferenzen bei Frauen und Männern erklärt wird. Dennoch mögen Persönlichkeitseigenschaften durchaus eine Rolle spielen, aber eher indirekt: reflektiert durch Unterschiede in den entscheidenden Einflussfaktoren auf die Karriere wie Berufserfahrung, langeWochenarbeitszeiten und Berufswahl (Segregation am Arbeitsmarkt). Die Persönlichkeit könnte durch eine frühe Gender-voreingenommen Umwelt beeinflusst werden. Unsere Ergebnisse weisen deutlich auf die Notwendigkeit einer geschlechtsneutralen Umgebung innerhalb und außerhalb von Unternehmen hin, um gleiche Karrierechancen für Frauen und Männer durchzusetzen.