Am Zentrum für kleine und regionale Sprachen (KURS) bestehen folgende Schwerpunkte in der Forschung:
- Erforschung des modernen Sprachgebrauchs der Minderheiten: Kontaktvarietäten der nationalen Minderheiten (vgl. DFG-Projekt Fredsted 2004-2006), Divergierender Sprachgebrauch bilingualer Jugendlicher, sowie DFG-Projekt Fredsted 2009-2013, Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit).
- Die neuen Medien: Eine Enttraditionalisierung der autochthonen Sprachen kann in Verbindung mit den neuen Medien festgestellt werden (DFG-Projekt Fredsted 2009-2013), Diese Entwicklung schreibt sich in einen globalen Rahmen ein, denn dieselben Verschiebungen können in zahlreichen sogenannten autochthonen kleineren Sprachen weltweit beobachtet werden.
- Historischer Sprachkontakt: Friesische und niederdeutsche Urkunden an der Westküste; Flensburger Stadtsprache in historischer Perspektive; Geschichte der friesischen Sprachbewegung; Sprachwechsel in Angeln im 19. Jh.; Sprachgeschichte von unten in Schleswig-Holstein.
- Spracheinstellungen: Die Existenz von mehreren Sprachen in einem politisch-geographischen Raum bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft (z. B. an einer Grenze) führt zu einer Fülle von Auto- und Heterostereotypen. Dies gilt auch für die Konkurrenz von Amtssprachen und Dialekten, Kleinsprachen und Regionalsprachen. Spracheinstellungen spielen für die Einschätzung von Sprachen und für deren Sprecher eine bedeutende Rolle. Die gegenwärtige politische Aufwertung historischer Einzelsprachen in Europa, in der Bundesrepublik und in Schleswig-Holstein sollte wissenschaftlich durch das Forschungszentrum begleitet werden. Einstellungen zu Regional- und Minderheitensprachen im Schulunterricht; perceptual dialectology.
- Regionalsprachenforschung: Die Fragestellungen der modernen Regionalsprachenforschung zielen auf eine umfassende Analyse sprachdynamischer Prozesse zwischen den Basisdialekten und den regionalen Realisierungsformen einer Standardnorm ab.
- Regionalsprachendidaktik und Mehrsprachigkeitsdidaktik: Ein langfristiger Erhalt kleiner und regionaler Sprachformen kann gegenwärtig nur durch einen institutionell gesteuerten Zweitspracherwerb gewährleistet werden, der somit als eine Hauptaufgabe einer didaktischen Beschäftigung mit diesen Sprachformen erkannt wird.
- Postvernakulare Existenzformen: Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Sprachwechsels in der Mündlichkeit von den Varietäten kleiner und regionaler Sprachen zu regionalen Varietäten der überdachenden Standardsprachen entwickelt sich seit Jahren eine kulturelle Auseinandersetzung mit diesen Sprachformen, die sich vor allem in Form verschiedener neuer sprachkultureller Praktiken erweist. Diese sind in jüngerer Zeit auch als postvernakulare Praktiken bezeichnet worden und weisen je nach Sprachform, Region und zeitlicher Entwicklung spezifische Unterschiede auf, die besonders im Vergleich der hiesigen Varietäten des Niederdeutschen, des Friesischen und des Sønderjysk gewinnbringend aufgezeigt werden können. Für die gegenwärtige Präsenz der genannten Sprachen leisten ihre postvernakularen Existenzformen einen beträchtlichen Anteil, was jedoch in der deutschen Forschung mit wenigen Ausnahmen kaum Beachtung gefunden hat.