Annett Entzian: Die Kluft zwischen Wahrnehmung und Handeln. Zur Selbstinterpretation der Lebensführung im Hinblick auf ökologische Handlungsrelevanz – eine umweltbiographische Exploration.
Die Wahrnehmbarkeit des anthropogen verursachten Klimawandels geht mit verschiedenen Kognitionsproblemen einher: insbesondere durch zeitliche und räumliche Faktoren, da klimatisch bedingte Umweltveränderungen häufig sehr langsam bzw. in einer fernen Zukunft und zumeist nicht am Ort ihres Ursprungs stattfinden. Es zeigen sich daher im umweltbiographischen Kontext individuelle sowie kohortenspezifische Wahrnehmungsdivergenzen.
Die sich hier abzeichnende Kluft zwischen der umweltrelevanten Selbstinterpretation und der Alltagspraxis – also zwischen Wahrnehmung und Handeln – steht im Mittelpunkt des Promotionsvorhabens. Ziel ist es, die identifizierten Wahrnehmungsdifferenzen zu beschreiben und Vorschläge zu ihrer Überbrückung zu entwickeln.
Die empirische Grundlage bilden 60 Mehrgenerationeninterviews sowie eine Gruppendiskussion, die im Rahmen einer komparativen Studie des Forschungsprojektes "Shifting Baselines" (2009-2010) in der Schweiz durchgeführt wurden. Die Analyse dieser umweltrelevanten Selbstwahrnehmung umfasst drei Betrachtungsebenen: innerhalb eines Lebensverlaufs, zwischen verschiedenen Biographien (Muster) sowie im Hinblick auf kohortenspezifische Dynamiken.