Unsere Stipendiatinnen berichten aus ihrem Auslandssemester 2021/2022
Im Frühjahr 2021 wurden im Projekt vier Stipendien für ein Auslandssemester ausgegeben, die drei Stipendiatinnen bekamen eine Möglichkeit in University of Jyväskylä, Finnland und eine in ELTE University, Ungarn während dem HeSe 2021/22 zu studieren.
Hier können Sie die über den Verlauf des Auslandssemesters in Finnland und Ungarn zu lesen: erste Eindrücke, Aufenthalt, Erlebnisse und Ausflüge.
Vielleicht finden Sie da die Antworten auf Ihre eigenen Fragen zum Auslandsaufenthalt während des Studiums?
Berichte von der University of Jyväskylä, Finnland
- Wohnungssuche
Die Wohnungssuche war sehr unkompliziert. Schon bei der Online-Bewerbung für die Uni, konnte man sich automatisch für ein Zimmer in einem der beiden Wohnheime bewerben. Es gibt zwei Wohnheime, die zur JYU gehören. In der Bewerbung kann man eins davon priorisieren und sogar Wunsch-Mitbewohner*innen angeben. Wir haben eine Zusage für das Wohnheim Kortepohja/ Soithu bekommen. Um den Platz anzunehmen, mussten wir schon vor der Anreise die Kaution bezahlen (300€). Im Wohnheim selbst lebt man dann in einer 3er-WG und teilt sich dann Bad und Küche. Die Zimmer sind möbliert. Außerdem gibt es im Wohnheim Gemeinschaftsräume, ein Fitnessstudio und natürlich eine Sauna. Ich bin schon sehr gespannt auf das Wohnheim und denke, dass ich mich dort wohlfühlen werde. Auf den Bildern sehen die Zimmer sehr schön aus und ich freue mich, dass man bestimmt schnell neue Leute kennenlernt und dann nah beieinander wohnt.
- Tutor*innen
Die finnische Universität weist jedem und jeder, die ein Auslandssemester dort macht einen Tutor oder eine Tutorin zu. Das sind finnische Studierende, die während dieser Zeit unsere Ansprechpartner*innen sein werden. Unsere Tutor*innen haben sich alle vor der Abfahrt gemeldet, einige früher, andere später.
Meine Tutorin hat eine sehr nette E-Mail geschrieben und darin nach meiner Ankunftszeit und meinem Wohnheim gefragt. Sie hat mir dann angeboten, mich vom Bahnhof abzuholen und auch den Schlüssel für das Wohnheim schon vorher abzuholen. Der Kontakt mit ihr ist sehr nett und ich bin froh, dass ich jemanden habe, an den ich eventuell aufkommende Fragen stellen kann.
Meine Tutorin hat auch eine Whats-App-Gruppe gegründet, in der ich Fragen stellen kann und mich mit den anderen Studierenden austauschen kann, für die sie außer mir zuständig ist.
- Letzte Vorbereitungen
Nun sind es nur noch einige Tage bis zu unserem Abflug und langsam steigt die Aufregung. Es fühlt sich ganz surreal an, dass wir bald in Finnland sein werden. Doch noch ist einiges zu tun: Koffer packen, die letzten Einkäufe erledigen und Abschied nehmen von Freunden und Familie. Bei all den to-do's vergisst man fast, dass das Auslandssemester um die Ecke steht und das wir schon ganz bald im Flugzeug sitzen werden. Apropos Flugzeug: obwohl wir erst ab dem 23.08. in unser Wohnheim einziehen können, werden wir schon zwei Tage früher in Helsinki landen. In der Zeit wollen wir die finnische Hauptstadt etwas erkunden.
- Anreise und Hinflug
Obwohl wir erst am 23. 08. Unsere Wohnheimzimmer beziehen können, fliegen wir bereits zwei Tage früher nach Helsinki und erkunden in dieser Zeit noch die finnische Hauptstadt. Da die finnische Regierung Deutschland im Moment nicht als Risikogebiet einstuft, brauchen wir bei der Einreise lediglich einen Nachweis über eine Impfung oder einen negativen Coronatest und müssen uns nicht in Quarantäne begeben. So haben wir viel Zeit, um ein Wochenende in Helsinki zu verbringen und bereits vor dem Beginn des Semesters ein wenig das Land zu erkunden. Unsere Reise führt uns von Flensburg nach Hamburg und von dort mit dem Flugzeug nach Helsinki. Da es nur sehr wenige Direktflüge gibt, werden wir einen Zwischenstopp in Frankfurt einlegen müssen (und wir hoffen alle sehr, dass dabei kein Gepäck verloren geht). Nach unserem Wochenende reisen wir mit dem Zug von Helsinki nach Jyväskylä. Dabei hat uns im Vorfeld schon das finnische Bahnunternehmen positiv überrascht. Es gab sehr viele, mögliche Zugverbindungen, die Tickets waren sehr günstig und die Sitzplatzreservierungen sogar inklusive. In Jyväskylä angekommen werden uns unsere Tutoren empfangen und wir können unser Wohnheim beziehen.
- Gefühle vor der Abreise
Jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zu unserem Abflug nach Finnland und wir sind alle mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Meine Gefühle reichen von Vorfreude über Vorbereitungsstress bis hin zu ein wenig Traurigkeit, meine Familie und Freunde in Deutschland zurück zu lassen. Auch wenn schon einige meiner Freunde und meine Geschwister ihren Besuch angekündigt haben, ist es ein seltsames Gefühl, für so eine lange Zeit "Auf Wiedersehen" zu sagen. Andererseits freue ich mich unfassbar auf Finnland, auf die neue Uni und alle Abenteuer, die wir hoffentlich erleben werden.
Wie bereits in unserem ersten Blogpost geschrieben, verbrachten wir die ersten Tage unserer Auslandssemesters in Finnlands Hauptstadt Helsinki. Unser Reisebericht über Helsinki folgt noch.
Nach diesem Wochenende erreichten wir mit dem Zug unsere neue Heimat- und Universitätsstadt Jyväskylä. Am Bahnhof wurden wir von unseren Tutor:innen empfangen. Sie begleiteten uns in unser Studierendenwohnheim in Kortepohja. Kortepohja ist neben KOAS eines der beiden großen Studierendenwohnheime in der Stadt. Dieses umfasst neben den Wohngebäuden eine Mensa, ein Fitnessstudio und zahlreiche Saunen. Wir wohnen in Dreier- WGs und sind mit unseren Zimmern und den Wohnungen sehr zufrieden.
In der ersten Woche fand eine Online- Orientierungswoche statt, in welcher wir zahlreiche Online- Infoveranstaltungen besuchen konnten. Wir fühlten uns danach gut informiert. Nach einigen Startschwierigkeiten mit dem Programm Sisu, schafften wir es, die meisten geplanten Veranstaltungen zu belegen. Aufgrund von Corona wurden einige Kurse, welche wir in unserem Learning Agreement aufgelistet hatten, nicht angeboten, und somit mussten wir Alternativen suchen. Glücklicherweise waren Änderungen am Learning Agreement weder für die Uni in Jyväskylä noch für die EUF ein Problem. Zum Zeitpunkt unserer Ankunft konnten Großveranstaltungen coronabedingt noch nicht stattfinden, weshalb unsere Tutor:innen in Kleingruppen Führungen durch die Stadt, über den Campus und durch das Studierendenwohnheim angeboten haben. Dadurch konnten wir auch direkt Kontakte zu anderen Austauschstudierenden knüpfen. Unsere Tutor:innen stehen und standen uns für jegliche Fragen und Probleme zur Seite.
Die Unikurse starteten nicht alle zeitgleich in der ersten Vorlesungswoche, somit brauchte es einige Zeit, bis sich ein geregelter Uni- Alltag bei uns einpendelte. Das war sehr angenehm, da wir die ersten Wochen nutzen konnten, um uns in unserer neuen Umgebung einzuleben. So nutzten wir die ersten Wochen, um die Stadt und die Umgebung zu erkunden.
Im Vergleich zur EUF gibt es einige Unterschiede bezüglich der Kurse: meist besteht Anwesenheitspflicht und es gibt viele Self- Study- Kurse. Es wurde sogar für uns Austauschstudierenden die Möglichkeit geboten, ein Praktikum an einer finnischen Grundschule zu absolvieren. Durch Corona finden einige Kurse nur online statt. Die Kurse, in Präsenz stattfinden können, sind sehr abwechslungsreich und interaktiv gestaltet, und man duzt die Dozent:innen und spricht sie mit Vornamen an. Geplant ist aber, dass im Laufe des Semesters alle Kurse als Präsenz-, oder wenigstens als Hybridveranstaltungen angeboten werden.
Während unseres Auslandssemesters in Finnland durfte eines natürlich nicht fehlen: Das Erkunden Finnlands wunderschöner Natur. Die Student Union der Universität (diese ist vergleichbar mit dem Asta in Flensburg) organisierte eine kostenfreie Fahrt in den Etelä- Konnevesi Nationalpark. Dieser liegt knapp 100 Kilometer von Jyväskylä entfernt. Dort hatten wir die Option, uns für verschiedene Wanderrouten zu entscheiden. In einer kleinen Gruppe machten wir uns auf den Weg und erkundeten den Nationalpark. Der Weg führte über einen Berg und um einen See herum. Oben auf dem Berg angekommen, war die Aussicht atemberaubend schön. Besonders die herbstlichen Farben der Blätter, kombiniert mit der Weite und der Sicht über eine Seenlandschaft zeigten die Vielfalt der wunderschönen, finnischen Natur. Der Weg war für uns, als ungeübte Wanderinnen, gut machbar und dennoch nicht langweilig. Denen unter euch, die sich für ein Auslandssemester in Jyväskylä interessieren, können wir diesen Trip nur ans Herz legen. Es besteht die Möglichkeit, im Park zu übernachten und die Student Union organisierte für alle ein kostenloses Mittagessen.
Falls ihr nach weiteren Wanderungen sucht, gibt es auch den Kanavuori außerhalb von Jyväskylä. Dieser ist mit dem Linienbus erreichbar. Übrigens, Kanavuori heißt übersetzt so viel wie "Hühnerhügel". Die Wanderung dauert circa zwei Stunden und ist auch für Anfänger machbar. Voraussetzung für die Wanderung ist trockenes Wetter, da der Aufstieg sehr felsig und rutschig ist. Am Startpunkt kann man zudem eine Schleuse begutachten und im Anschluss an die Wanderung in ein gemütliches Café einkehren kann.
Weitere Impressionen:
Turku ist die ehemalige Hauptstadt Finnlands und dementsprechend gibt es dort auch eine historische Altstadt. Mit dem Bus braucht man von Jyväskylä etwas mehr als vier Stunden, was circa 12 Euro kostet. In Turku gibt es leider wenig Hostels, aber dafür einige Airbnb’s.
In der Stadt gibt es auch eine Universität, durch deren Studierende die Stadt jung und lebendig wirkt. Außerdem fahren von Turku aus Fähren Richtung Stockholm. Aus diesem Grund war auch ich in Turku, denn die Überfahrt ist schon ab 12 Euro möglich und dauert circa 11 Stunden.
In Turku selbst habe ich die Burg von Turku und die Kathedrale besichtigt. In der Innenstadt gibt es verschiedene Shoppingmöglichkeiten, unter anderem auch mehrere Second Hand Läden, die ich sehr empfehlen kann. In Turkus Innenstadt liegt auch eine sehr schöne Markthalle mit vielen Ständen. Neben der Lage am Meer, gibt es in Turku auch einen Fluss, an dessen Promenade viele Cafés und Bars liegen.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass man in Turku auch mehr Zeit als ich verbringen könnte (1,5 Tage) und kann einen Ausflug dahin sehr empfehlen. Wenn ihr etwas mehr Zeit habt, lohnt sich auch der Ausflug nach Stockholm.
Auf eigene Faust entschlossen wir uns, Tampere zu erkunden- die drittgrößte Stadt Finnlands. Mit dem Zug ist Tampere etwa zwei Stunden von Jyväskylä entfernt. (Kleiner Tipp: Wenn ihr Zugtickets bucht, wir würden euch empfehlen, diese einige Wochen früher zu buchen. Dann ist die Fahrt meist noch ein bisschen günstiger.) Tampere ist bekannt für zahlreiche Museen, wie das Moomin- und das Spionagemuseum. Letzteres haben wir auch besucht.
In unserer Zeit in Tampere haben wir die Stadt angeschaut, sind durch die historische Markthalle geschlendert und waren shoppen, unter anderem in einem gut sortierten Secondhand Laden. Generell gibt es in Finnland zahlreiche Secondhand Läden, in denen man nicht nur Klamotten, sondern auch Haushaltsgegenstände zum kleinen Preis erwerben kann. Bei unserem Besuch im Spionagemuseum lernten wir nicht nur viel über die Geschichte der Spionage, sondern auch viel über die Zeit der russischen Besatzung in Finnland. Das Museum war sehr interaktiv gestaltet, so konnte man zum Beispiel ein Nachtsichtgerät ausprobieren. Der Eintritt kostete mit Studierendenrabatt nur sechs Euro. (Kleiner Tipp: Es lohnt sich, in Finnland immer seinen Studierendenausweis vorzuzeigen. In vielen Restaurants, Cafés und Geschäften erhält man Rabatt.) Nach dem Spionagemuseum ließen wir unseren Tag in dem Café "Kaffila" ausklingen.
Mit der Fähre machten wir einen Tagesausflug nach Tallinn. Wir fuhren morgens vom Hafen Helsinki etwa zwei Stunden über den finnischen Meerbusen, bis wir die estnische Hauptstadt erreichten.
Zu Fuß erkundeten wir die historische Altstadt, welche seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Wir waren begeistert von den niedlichen Häusern und kleine Gassen. Neben dem Marktplatz befindet sich die älteste Apotheke Europas, die auch heute noch in Betrieb ist und die neben dem Verkaufsraum auch ein kleines Museum beherbergt. Eine Spezialität der Apotheke ist traditionell estnischer Marzipan, der früher als Medizin genutzt wurde und heute ein leckeres Mitbringsel ist. In der Altstadt konnten wir viele Kirchen, die Stadtmauer und das estnische Parlament anschauen und hatten von einem Aussichtspunkt einen atemberaubenden Blick über die Stadt und die Ostsee.
Auch außerhalb der Altstadt, die touristisch ausgelegt ist, hat Tallinn weitere schöne Ecken. Im Viertel Pöhja zum Beispiel kann neben einer großen Markthalle auch Streetart angesehen werden.
Wir sind uns sicher, dass Tallinn auch eine mehrtägige Reise wert ist, da die Preise auch deutlich erschwinglicher sind als in Finnland. Wir nahmen aber die Fähre am frühen Abend zurück nach Helsinki, die wie die Hinfahrt nur 5€ kostet, wenn man früh genug bucht.
Weitere Impressionen
In den bisherigen zwei Monaten unseres Auslandssemesters in Finnland nutzen wir schön öfter die Möglichkeit die Hauptstadt Helsinki zu besuchen. Von Jyväskylä aus dauert die Zugfahrt circa 3,5 Stunden und ist bei früher Buchung schon ab 10€ möglich. In Helsinki buchten wir uns meist Airbnb’s, da das mit mehreren Personen recht günstig ist und die Wohnungen oft sehr zentral gelegen sind.
Helsinki hat, trotz seiner vergleichsweise kleinen Größe für eine Hauptstadt, viel zu bieten. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehören der Dom von Helsinki, das Parlament, die Felsenkirche und die Uspenksi-Kathedrale. Diese liegen alle im Stadtzentrum nah beieinander und sind fußläufig gut erreichbar. So lädt die Stadt dazu ein, sich einfach treiben zu lassen und so ein Gefühl für die finnische Hauptstadt zu bekommen.
Was wir besonders empfehlen können, ist die Stadtbibliothek von Helsinki. Was sich zuerst etwas langweilig anhören mag, war für uns ein Highlight. Man kann nicht nur viele Bücher in verschiedenen Sprachen anschauen (und natürlich auch ausleihen), sondern auch viele weitere Angebote nutzen. So gibt es Tonstudios, Räume für Gruppenarbeit, Cafés, Spielkonsolen und vieles mehr. Die Architektur ist sehr beeindruckend und die Stimmung in der Bücherei sehr angenehm und lädt zum Verweilen und Arbeiten ein.
Eine weitere Empfehlung von uns ist die Festungsinsel Soumenlinna. Sie ist mit einer öffentlichen Fähre des öffentlichen Verkehrsverbundes (z.B. ein Tagesticket) zu erreichen. Die Überfahrt dauert etwa 15 Minuten. Soumenlinna besteht eigentlich aus vier Inseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Auf den Inseln kann man Ruinen der alten Festungsanlage begehen. Außerdem gibt es Museen und Cafés. Es ist aber auch schön, dort einfach nur spazieren zu gehen. Durch die vielfältigen Aktivitäten eignet sich Soumenlinna sowohl für Tagesausflüge, aber auch nur für eine kleinen Besuch.
Etwa eine Stunde von Helsinki entfernt liegt Porvoo, die älteste Stadt Finnlands. Diese ist unter anderem mit dem finnischen Busunternehmen Onnibus erreichbar und der Bus fährt etwa einmal in der Stunde zwischen Helsinki und Porvoo. In Porvoo gibt es eine historische Altstadt mit kleinen Gässchen und vielen gut erhaltenen, alten Häusern. Außerdem schließt sich ein Naturschutzgebiet an die Stadt an, welches zum Wandern einlädt. Porvoo ist sehr klein und an einem Tag kann man die Stadt erkunden. Aufgrund der Nähe zu Helsinki ist ein Tagesausflug nach Porvoo zu jeder Jahreszeit empfehlenswert.
Für uns ist Helsinki ein "Must- See" für eine Reise nach Finnland. Schnell hat man das Gefühl, sich in der Stadt auszukennen und fühlt sich dort, aufgrund der entspannten Lebensmentalität der Finnen, sehr wohl.
Weitere Impressionen
Vom Erasmus-Netzwerk Jyväskylä organsiert nahmen wir an einer Reise nach Lappland teil. Wir reisten mit dem Bus nach Kilpisjärvi (ein kleines Dorf in Lappland an der Grenze zu Norwegen und Schweden) und wohnten dort in Hütten, die Platz für bis zu acht Personen bieten. Auf der Hinfahrt gab es die Möglichkeit einzukaufen, da wir uns selbst versorgen mussten, und wir machten einen Stopp in dem Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi. Dieses gilt als der offizielle Wohnsitz des Weihnachtsmannes und ist ein beliebtes Reiseziel in Finnland. Das Dorf liegt auf dem Polarkreis und somit überquerten wir diesen zum ersten Mal. In dem Dorf gibt es die Möglichkeit, Rentierschlitten zu fahren, Huskys zu streicheln, Briefe aus dem Postamt des Weihnachtsmannes zu verschicken oder den Weihnachtsmann höchstpersönlich zu besuchen. Da wir hier jedoch nur einen kurzen Zwischenstopp machten, erkundeten wir lediglich das Dorf.
Danach fuhren wir weiter und kamen am Abend in Kilpisjärvi an. Die Reise wurde von der Organisation Timetravels veranstaltet und im Voraus gab es die Möglichkeit, sich für unterschiedliche Aktivitäten während der Reise anzumelden. So hat man die Möglichkeit, die für sich passenden Aktivitäten zu buchen, kann aber auch seine Zeit selbst gestalten. Die erste Aktivität, an der wir teilnahmen, war der Besuch einer Huskyfarm. Wir erfuhren dort viel über die Haltung der Huskys und hatten die Möglichkeit dazu Fragen zu stellen. Das Highlight war eine Schlittenfahrt mit den Huskys, wobei wir auch selbst die Schlitten fuhren. Am gleichen Tag fuhren wir abends nach Norwegen an den Lyngenfjord. An diesem Ort gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, Polarlichter zu sehen, und tatsächlich konnten wir an diesem Abend zum ersten Mal Polarlichter sehen. Vor Ort gab es eine Sauna, diese stand direkt an dem Fjord, so konnte man während der Saunapausen zur Abkühlung im Fjord schwimmen gehen.
Eine weitere angebotene Aktivität war eine Schneemobil-Safari. Wir fuhren über einen zugefrorenen See an das Dreiländereck Finnland/Norwegen/Schweden. Auf der Hälfte der Strecke tauschten Fahrer und Beifahrer und so hatten beide die Möglichkeit, die wunderschöne Landschaft zu beobachten. Mit bis zu 60 km/h fetzten wir über das Eis und dank der geliehenen Ausrüstung vom Veranstalter ließ sich die Kälte aushalten. Abends fand eine Schneeschuhwanderung statt. Wir orientierten uns mit Hilfe von GPS-Geräten und erreichten am Ende eine Hütte, an welcher wir ein Lagerfeuer veranstalteten.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Bus nach Tromsø. Tromsø ist die größte Stadt in der Region Lapplands und liegt am norwegischen Nordpolarmeer. In Tromsø fuhren wir mit der Seilbahn auf den Hausberg und hatten einen tollen Ausblick über die auf einer Insel liegenden Stadt. Im Anschluss schlenderten wir durch die Stadt, besuchten ein Museum und waren geschockt von den hohen norwegischen Preisen (welche sogar für finnische Verhältnisse sehr teuer sind). Nachdem wir bereits in unsere Hütte zurückgekehrt waren, hatten wir nocheinmal die Möglichkeit, die Polarlichter zu beobachten. Direkt über unseren Hütten konnten wir sehr aktive, teilweise sogar tanzende Polarlichter sehen. Es war sehr beeindruckend und war in der Realität noch viel eindrucksvoller, als wir es auf Fotos und Videos einfangen konnten. Am nächsten Tag mussten wir leider schon wieder zurückfahren.
Die 12- stündige Rückfahrt unterbrachen wir für einen Stopp im Skiort Levi. Hier konnten zu Mittag essen und wir nutzen die Zeit, um rodeln zu gehen. Auf der verbleibenden Rückfahrt stoppten wir abermals, um zu Abend zu essen. Anschließend fuhren wir zurück nach Jyväskylä.
Wir sind sehr froh, die Reise gemacht zu haben, auch wenn sie etwas teurer war. Der Preis varriert, je nachdem, welche Veranstaltungen man dazu bucht. Einige Veranstaltungen, wie die Reise nach Tromsø sind im Preis mit inbegriffen. Auch wir buchten nicht alle Aktivitäten (Arctic Skills und Langlaufen), und hatten so mehr Zeit, um uns aufzuwärmen und auszuruhen. Da wir gemeinsam in unserer Hütte zu Abend aßen, konnten wir dort auch Geld einsparen. Insgesamt können wir diese Reise sehr empfehlen und wir sie noch lange in Erinnerung halten.
Nachdem wir bereits einige Städte und Ecken von Finnland bereist haben, führte uns unsere nächste Reise nach Oulu. Die Autofahrt gen Norden dauerte ca. vier Stunden. Oulu ist die viertgrößte Stadt Finnlands und liegt an der Ostsee. Da auf das Wochenende, an dem wir in Oulu waren, ein Feiertag fiel, konnten wir leider viele unserer geplanten Aktivitäten nicht durchführen. Doch wir nutzten die Zeit gut, indem wir die Stadt erkundeten, im Stadtpark spazieren gingen und ein Museum besuchten. An unserem zweiten Tag in Oulu besuchten wir ein Wissenschaftszentrum (vergleichbar zur Phänomenta in Flensburg), an das ein Aussichtsturm angeschlossen war. Vor dort aus hatten wir einen großartigen Blick über die Stadt. Im Anschluss fuhren wir auf die Halbinsel Pikisaari, auf der viele traditionelle finnische Holzhäuser stehen. Zum Abschluss machten wir einen Spaziergang am Nallikari Strand. Insgesamt hat uns Oulu sehr gut gefallen und ist unserer Meinung nach einem Ausflug wert.
Berichte von der Eötvös-Loránd-Universität, Ungarn
Bratislava
In der letzten Oktoberwoche hatten wir eine Woche Ferien in der Uni. Daher haben meine Mitbewohnerin Marie (die auch in Flensburg studiert) und ich geplant, nach Wien und Bratislava zu fahren. Also sind wir am Montagnachmittag mit der Bahn los. Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt sind wir am Abend angekommen und noch ein wenig spazieren gegangen, bevor wir es uns in unserem Zimmer im Hostel gemütlich gemacht haben. Am nächsten Morgen haben wir uns mit 5 anderen Mädels getroffen, die auch alle in Flensburg studieren und ihr Auslandssemester in Wien machen. Da Wien nur etwa eine Stunde Bahnfahrt von Bratislava entfernt ist, haben sie einen Tagesausflug gemacht, um uns zu treffen. Nach einem Tag in der gemütlichen Altstadt von Bratislava, einem Spaziergang zur Burg und vielen Schlemmereien ging es am Abend nach Wien.
Wien
In Wien sind wir bis Samstag geblieben und sind sehr viel durch die ganze Stadt gelaufen. Unser Plan war:
Mittwoch - Mariahilfer Straße, Naschmarkt, Stephansdom, Prater
Donnerstag - Schloss Belvedere, Hundertwasserhaus, Schnitzel essen
Freitag - Rathaus (bei dem schon der Weihnachtsmarkt aufgebaut wurde), Universität, Hofburg
Samstag - Schloss Schönbrunn
Wir haben die Zeit in Bratislava und Wien sehr genossen! Es war ungewohnt, mal wieder in Euro bezahlen zu können und in allen Gebäuden eine Maske tragen zu müssen, aber daran haben wir uns sehr schnell gewöhnt. Auch das Wetter hat mitgespielt, wie man auf den Bildern sehr gut erkennen kann. Aber das sind wir aus Budapest zum Glück schon gewohnt. Das wird komisch, wenn uns zu Hause wieder das norddeutsche Wetter erwartet.
Am Samstagmittag ging es dann zurück nach Budapest. Zwei Freundinnen, die in Wien ihr Auslandssemester machen, haben uns begleitet, um gleich noch die Gelegenheit zu nutzen, ein paar Tage Sightseeing in Budapest zu machen.
Fortsetzung folgt…
Vorbereitungen
Da ich die Vorstellung schön fand, mit einer bekannten Person gemeinsam ins Ausland zu gehen, habe ich mich mit einer Freundin zusammengetan und wir haben gemeinsam entschieden, welche Städte wir bei unserer Wahl angeben möchten. Zum Glück ist unser Plan aufgegangen und wir haben beide eine Zusage für die ELTE in Budapest bekommen.
Die Vorbereitungen liefen gut. Mit Unterstützung des outgoing Teams habe ich das Learning Agreement und den Anerkennungsantrag ausgefüllt.
Um eine Wohnung habe ich mich gemeinsam mit meiner Freundin gekümmert. Wir haben von der Koordinatorin der ELTE (die übrigens super nett ist) eine Email mit verschiedenen Organisationen für Wohnungen bekommen, haben uns diese Internetseiten angeguckt und dort eine Zweier-WG für uns gemietet. Es gibt auch Facebook Gruppen für die Wohnungssuche, bei denen man glaube ich auch ganz gute Angebote finden kann, aber dazu kann ich nicht mehr sagen.
Außerdem habe ich mich für ein Stipendium von Partners in Mobility der EUF beworben und dieses glücklicherweise auch erhalten, sodass ich mir um die Finanzen keine Sorgen machen musste. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, so etwas immer zu versuchen, denn meistens bewerben sich gar nicht so viele Leute und man hat eine gute Chance!
Außerdem sollte man beachten, dass Ungarn Forint als Währung hat. Daher empfehle ich, sich eine Kreditkarte zu besorgen, bei der beim Bezahlen oder Geld abheben mit Fremdwährung keine Gebühren anfallen, denn das kann über mehrere Monate schon ein bisschen ins Geld gehen.
Auch um eine Auslandskrankenversicherung habe ich mich vorher gekümmert.
Ankommen
Angereist sind wir mit dem Flugzeug. Vom Flughafen gibt es auch einen Shuttle Bus direkt in die Innenstadt, der auch nur um die 3€ kostet.
Dadurch, dass wir zu zweit waren, haben wir die ersten paar Tage alleine verbracht und uns die Stadt schon einmal etwas angeguckt, bis die Uni losgegangen ist. Einen Tag vor unserer Ankunft fand auch bereits ein Welcome Day mit der Koordinatorin statt, bei dem man die anderen Erasmus Studierenden schon kennenlernen konnte und einige Informationen bekommen hat. Leider hatten wir unsere Flüge schon gebucht, als wir diese Info bekommen haben, aber es war auch nicht so schlimm, die Veranstaltung zu verpassen. Kurz bevor die Uni losging, wurde von einigen Studentinnen der ELTE ein Orientation Day veranstaltet. Dort haben wir einige andere nette Mädels kennengelernt, mit denen wir auch viele Kurse zusammen hatten und mit denen wir die gesamte Zeit über viel unternommen haben. Auch in den Kursen an der Uni haben wir einige andere nette Leute kennengelernt. Und meistens ergibt es sich dann auch, dass man über die Menschen, die man bereits kennt, neue Menschen kennenlernt.
Es gibt auch eine Organisation (Erasmus Life Budapest - kurz ELB), die viele Partys und Ausflüge für Erasmus Studenten veranstaltet. Diese Veranstaltungen werden meistens auf Facebook veröffentlicht, was in Ungarn scheinbar noch viel intensiver benutzt wird als in Deutschland.
Das Studium
Das Studieren an der ELTE war im Vergleich zur EUF eher entspannt. Ich konnte mir fast alle Module, die ich im 5. Semester in Flensburg auf der Liste hatte, anrechnen lassen. Nur für eine Hausarbeit in Englisch habe ich das Modul an der EUF belegen müssen, aber auch das ging ohne Probleme während des Auslandssemesters. Außerdem hatte ich sogar Zeit, einen Kurs, der an der EUF (wegen Corona) online angeboten wurde, zu belegen. Es kann also auch funktionieren, das Studium im Ausland mit den Modulen an der EUF zu kombinieren.
An der ELTE hatte ich 5 Kurse, drei auf Englisch und zwei auf Deutsch, die alle unterschiedlich organisiert waren. Nur zwei fanden jede Woche für 1,5 Stunden statt, einer fand alle zwei Wochen für drei Stunden statt, die beiden anderen fanden nur einige Male statt und man sollte dafür dann etwas vorbereiten. Die Dozenten waren dabei alle sehr nett und entspannt.
Das Semester ging von Anfang September bis Anfang Dezember. Die Prüfungsphase ging offiziell bis Ende Januar, allerdings hatten wir in jeder Veranstaltung schon eine Prüfungsleistung während des Semesters, beispielsweise eine oder mehrere Präsentationen oder einen Essay schreiben.
Leben vor Ort
Ich habe wie oben bereits erwähnt gemeinsam mit einer Freundin in einer 2er-WG gewohnt. Diese befand sich auf der Pest-Seite von Budapest (östlich der Donau). Direkt in der Nähe hatten wir mehrere Einkaufsmöglichkeiten (Lidl, Rossmann, dm etc.) und ganz viele Restaurants und Cafés. Generell gibt es sehr viele Essensmöglichkeiten in ganz Budapest. Vor allem auf der Pest Seite findet man sehr viele Möglichkeiten zum Essen, Trinken, Feiern etc. Die Fakultät für Primary and Pre-School Education (TOK) liegt zwar auf der Buda Seite, also auf der anderen Seite der Donau und der Weg zur Uni hat immer so 45 Minuten gedauert, aber meistens hat man nicht so viel Uni und es ist auch ein schöner Ausblick, wenn man über eine der Brücken über die Donau fährt.
Die Preise für öffentliche Verkehrsmittel sind außerdem sehr gering. Als Student bekommt man ein Monatsticket für ganz Budapest für nur um die 10€. Auch weitere Strecken sind sehr günstig, wenn man Student ist. Ich habe beispielsweise für ein Ticket zum Balaton (ca. 2 Stunden Fahrt) nur etwa 4€ gezahlt. Daher bietet es sich sehr an, Ausflüge mit der Bahn zu machen, was immer ohne Probleme funktioniert hat. So haben wir Ausflüge zum Balaton gemacht, aber auch in Städte wie Eger, Szentendre, Esztergom in Ungarn, nach Novi Sad in Serbien, und auch nach Bratislava und Wien.
Die Preise im Supermarkt haben sich nicht so groß von denen in Deutschland unterschieden, aber in Restaurants und Bars war es wiederum viel günstiger als es in einer Großstadt in Deutschland der Fall ist.
Weitere Dinge, die wir unternommen haben, waren der Besuch in einem Escape Room, ein Weinfest auf der Burg oder auch ein International Food Day mit ein paar Freundinnen, bei denen jeder ein typisches Gericht aus seinem Land mitgebracht hat.
Fazit
Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich mein Auslandssemester in Budapest verbracht habe. Es war schön, mal eine Ecke von Europa zu erkunden, in der ich noch nicht so oft war. Budapest ist auch eine sehr schöne Stadt, in der einem nie langweilig wird und in der man sich auch die Sehenswürdigkeiten immer wieder anschauen kann. Man könnte jeden Tag ein neues Café, Restaurant oder eine Bar ausprobieren und wäre am Ende des Semesters wahrscheinlich immer noch nicht fertig.
Außerdem war das Wetter wunderschön, im September war noch richtig Sommer und bis Ende Oktober konnte man an einer Hand abzählen, wie oft es geregnet hat. Allein das hebt die Laune ungemein! Im Herbst und Winter wurde es dann auch kalt, aber insgesamt war das Wetter auf jeden Fall besser als in Norddeutschland.
Bezüglich der Wohnung war nur möglich, diese bis einschließlich Januar zu mieten, da das Semester offiziell so lange geht. Ich war allerdings schon Mitte Dezember durch und bin dann kurz vor Weihnachten nach Hause geflogen. Einige andere sind Ende Dezember wieder zurück nach Budapest gekommen, um Silvester und den Januar noch dort zu verbringen.
Weitere Impressionen
Erfahrungsbericht Budapest HeSe 2022
Stipendiat:innen aus Finnland (JYU) berichten
Moi!
Hallo Carlotta! Hallo Lara! Danke, dass ihr mir etwas über euer Auslandssemester an der Universität Jyväskylä (JYU) in Finnland erzählen mögt. Möchtet ihr euch vielleicht einmal kurz vorstellen?
C: Ja, klar! Mein Name ist Carlotta und ich komme nun ins 6. Bachelorsemester. Ich studiere die Fächer Deutsch und Sonderpädagogik auf Primarstufe an der EUF.
L: Ich bin Lara und komme wie Carlotta jetzt ins 6. Bachelorsemester. Ich studiere ebenfalls Sonderpädagogik und Deutsch, allerdings auf Sekundarstufe.
Ihr habt euch für ein Auslandssemester in Finnland entschieden, wie kam es dazu?
C: Tatsächlich stand für mich bereits vor dem Studium fest, dass ich gerne ein Auslandssemester machen würde. Da ich wegen Corona nach dem Abi nicht ins Ausland konnte, wollte ich die Chance auf jeden Fall während des Studiums nutzen. Außerdem habe ich von Kommiliton:innen viel Positives über das Auslandssemester gehört.
L: Für mich war auch schon vor Beginn des Studiums klar, dass ich auf jeden Fall ein Auslandssemester machen möchte. Eigentlich wollte ich schon nach Abschluss meiner Ausbildung reisen und Auslandserfahrungen sammeln, aber da hat mir Corona leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt im Studium hat es dann zum Glück geklappt.
Stand Finnland für euch schon von Anfang an fest? Im Winter ist es doch bestimmt bitterkalt dort oben im Norden. Hat euch das nicht abgeschreckt?
C: Nein, tatsächlich war die Kälte sogar einer der Gründe, warum ich nach Finnland wollte, auch wenn es nicht meine erste Wahl war. Anfangs wollte ich gerne in ein wärmeres Land, habe mich dann aber letztendlich doch noch umentschieden.
Ich habe mich sehr auf das volle Wintererlebnis in Finnland gefreut, weil man das ja hier in Norddeutschland eher selten bekommt. Wir hatten in Finnland ab Ende Oktober Schnee, also recht früh, sogar für finnische Verhältnisse. Zumindest haben uns das die Finnen gesagt. Dadurch, dass es dort jedoch viel weniger windig ist als hier, war die Kälte meist sogar angenehmer, auch wenn man -10 Grad hatte.
L: Finnland war bei mir von Anfang an in der engeren Auswahl. Ich wollte schon immer mal nach Lappland und einen Winter mit viel Schnee, Rentieren und Polarlichtern erleben. Und durch das Auslandssemester konnte dieser Traum wahr werden. In die Entscheidung für Finnland hat auch mit reingespielt, dass ich dort sowohl Sonderpädagogik als auch Deutsch und Pädagogik studieren konnte und mein B1-Level in Englisch ausreichend war, um angenommen zu werden. Es passte also perfekt.
Die Kälte in Finnland fand ich super, denn dadurch ist der Schnee auch über mehrere Monate liegen geblieben und hat sich nicht innerhalb weniger Stunden in Schneematsch verwandelt, wie es hier so oft der Fall ist. Wie Carlotta schon geschrieben hat, war die Kälte aber auch recht gut auszuhalten, da wir in der Mitte des Landes gewohnt haben und es dort nicht so windig war. Zwischendurch war es aber auch wirklich sehr kalt und ich war froh über jede Schicht, die ich anhatte, denn sonst konnte die Kälte auch mal echt weh tun.
Ein Land voller Saunen, viel Schnaps gegen die Dunkelheit, schweigsame Menschen und merkwürdige Sportarten wie "Frauentragen". Mythos oder Wahrheit?
C & L: Wir würden sagen, es ist eine gute Mischung vorhanden. Unserer Meinung nach ticken die Finnen von der Art her sehr ähnlich wie wir Norddeutschen. Andere Erasmus-Student:innen mussten sich da deutlich mehr an die finnische Art gewöhnen als wir. Was die Saunen angeht, stimmt das Klischee unserer Meinung nach zu 100 %. Die Sauna ist ein essenzieller Teil der finnischen Kultur und wird dort intensiv genutzt.
Was den Alkohol angeht, können wir nur sagen, dass die Preise dafür deutlich höher sind als in Deutschland. Einige Finnen haben erzählt, dass sie daher häufiger auch ins umliegende Ausland fahren, um Alkohol zu kaufen. Ob sie viel Schnaps gegen die Dunkelheit trinken, haben wir nicht mitbekommen.
Von der Sportart "Frauentragen" haben wir tatsächlich noch nie etwas gehört. Was in Finnland aber deutlich mehr im Vordergrund steht, ist die Sportart "Hobbyhorsing". Es ist deutlich präsenter, gerade auch im Erwachsenenalter.
Konntet ihr dieselben Kurse wie hier im Ausland belegen und wie läuft die Anerkennung ab? Müsst ihr jetzt ein Semester länger studieren?
C: Natürlich kann man in Finnland nicht genau die gleichen Kurse belegen wie in Flensburg, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Man soll und möchte ja möglichst etwas Neues kennenlernen. Das Ziel ist, möglichst ähnliche Kurse zu finden zu denen, die man in Flensburg hätte. Letztendlich kann man aber sagen, dass die Uni in Flensburg sehr nett ist und auch wenn ein Kurs am Ende nicht 100 % auf den in Flensburg passt, dieser meistens trotzdem anerkannt wird.
Das Auslandssemester bedeutet nicht, dass man automatisch länger studieren muss. Meistens studiert man einfach die Kurse, die man in Flensburg machen würde, im Ausland. Ich habe in dem Semester vor dem Auslandssemester ein Modul vorgezogen und war auch froh, dass gemacht zu haben, um im Ausland einfach mehr Zeit zu haben, aber ob man das nun macht oder nicht, ist egal. Es ist auf jeden Fall gut möglich, trotzdem in Regelstudienzeit zu studieren.
L: Die Kurse, die ich belegt habe, haben ungefähr mit den Modulen an der EUF übereingestimmt, so ganz ist es aber natürlich nicht möglich. Um eine möglichst reibungslose Anerkennung hinzubekommen, muss man schon vor Beginn des Auslandssemesters die Kurse vom International Center in einem Learning Agreement absegnen lassen. Dabei wird auch darauf geachtet, dass sie inhaltlich ungefähr zu den Modulanforderungen der EUF passen. Als das Semester in Finnland losging, konnte ich aufgrund von zeitlichen Überschneidungen nicht alle Kurse belegen, die ich vorher ausgewählt hatte. In Absprache mit dem International Center habe ich mir dann zwei andere Kurse ausgesucht. Durch die Absprache war die Anerkennung meiner Kurse später auch kein Problem und ich muss jetzt auch kein Semester länger studieren. Es ist allerdings sinnvoll, schon in den Semestern vor dem Auslandssemester zu schauen, ob es Kurse gibt, bei denen es schwierig werden könnte, sie im Ausland zu studieren und ggf. bereits in einem anderen Semester vorzuziehen. Bei mir war das in Deutsch der Fall.
Wovor hattet ihr zu Beginn des Auslandssemesters am meisten Angst und hat sich diese bewahrheitet?
C: Ich muss sagen, dass meine größte Angst war, dass man vor Ort ganz allein ist und keinen Anschluss findet. Tja, was soll ich sagen, das hat sich gar nicht bewahrheitet. Die allermeisten, die ein Auslandssemester machen, wollen neue Kontakte knüpfen und neue Menschen kennenlernen. Bei uns wurden besonders am Anfang mega viele Sachen innerhalb von Whatsapp-Gruppen organisiert (Wandern, Grillen, Filmabend etc.). Außerdem wurden immer noch Untergruppen erstellt, für unterschiedliche Interessen, wo sich dann die Leute zusammengefunden haben, die Bock auf die Sache hatten (z.B Bouldern, Volleyball, Fußball etc.).
Außerdem bietet die Uni zusätzlich noch haufenweise Angebote an, wo man neue Leute kennenlernen kann. Man muss besonders am Anfang viel mehr darauf aufpassen, sich nicht zu viel vorzunehmen.
L: Meine größte Angst war, dass meine Englischkenntnisse nicht ausreichen. Ich hatte im Toefl-Test nur ein B1-Level erreicht und habe damit zwar die Anforderungen für einen Platz an der JYU erfüllt, aber hatte große Bedenken, ob es reicht, um in der Uni mitzukommen und interessante Gespräche mit anderen zu führen. Die Angst hat sich teilweise bewahrheitet. Also ich habe schon deutlich gemerkt, dass mein Wortschatz kleiner war als der der anderen und dass meine Gesprächsthemen dadurch ein wenig begrenzt waren. Auch in der Uni habe ich mich dadurch weniger beteiligt. Aber mit der Zeit wurde es zumindest etwas besser, weil man ja doch auch immer wieder neue Wörter lernt und mit Hilfe von DeepL bin ich dann auch ganz gut zurechtgekommen.
Wie kann man sich ein Auslandssemester leisten? Gibt es Stipendien, auf die ich mich bewerben kann?
C: Grundsätzlich steht jeder/m EU Bürger:in, der/die innerhalb der EU ein Auslandssemester macht, das Erasmus+ Stipendium zu. Auch wenn z.B. Norwegen und die Schweiz nicht EU-Mitgliedstaaten sind, wird hier die Finanzierung über Erasmus+ übernommen.
Je nachdem, in welches Land du fährst und wie hoch dort die Lebenshaltungskosten sind, werden die Erasmusgelder angepasst.
Wenn man zum Beispiel in die USA will, gibt es zwar kein Erasmus+, jedoch stehen dort andere Stipendien zur Verfügung, auf die man sich bewerben kann.
Auch hier in Deutschland gibt es Stipendien, auf die man sich bewerben kann. Bei den Info- Veranstaltungen von der Uni gibt es dazu meistens mehr Infos und man bekommt häufig auch Informationen zu den Bewerbungsfristen über die Uni E-Mail.
L: Bei uns war es z. B. so, dass wir, nachdem wir unsere Plätze für die JYU erhalten haben, eine E-Mail mit der Info zu einem Stipendium vom DAAD für Finnland bekommen haben, das im Rahmen von Partners in Mobility vergeben wurde. Daraufhin haben wir uns beide für dieses Stipendium beworben und haben darüber unser Auslandssemester finanziert bekommen. Ich habe mich für das Stipendium entschieden, weil die Förderungssumme höher war als die Finanzierung durch Erasmus+. Dadurch hatte ich ausreichend Geld zur Verfügung, um durch Finnland zu reisen und viele unvergessliche Erlebnisse mitzunehmen.
Und jetzt kommen die "Schnellen Sechs".
Was war das schönste Erlebnis während des Aufenthaltes?
C: Die Lapplandreise und die Lagerfeuer mit meinen Freunden.
L: Eindeutig die Lapplandreise mit Polarlichtern, Rentieren, einer Husky-Schlittenfahrt und einem Ausflug nach Tromsø in Norwegen.
Dein "Fail" des Aufenthaltes?
C: Ich glaube tatsächlich, dass ich keinen richtigen "Fail" hatte. Das Einzige, was mir einfällt, ist wie ich mich häufig darüber gefreut habe, nicht hinzufallen und mich kurz darauf richtig auf dem Eis hingelegt habe.
L: Ich hatte auch nichts, was wirklich schiefgelaufen ist. Wobei ich nächstes Mal einen Koffer mit höheren Rollen mitnehmen würde, denn es ist sehr anstrengend, den ganzen Schnee mit sich zu ziehen.
Das finnische Bildungssystem ist: …?
C: Definitiv besser strukturiert als das Deutsche und mehr auf die Lernenden ausgerichtet.
L: Wertschätzender und weniger distanziert.
Euer Lieblingswort auf Finnisch?
C: Hab ich tatsächlich nicht, aber die Wörter, die ich am meisten genutzt habe sind "Kiitos" (Danke) und "Moi" (Hallo).
L: "Kiitos" (Danke). Ich habe in der Zeit in Finnland kein Finnisch gelernt, aber dieses Wort doch sehr oft genutzt.
Was nehmt ihr aus der finnischen Kultur mit nach Deutschland?
C: Die entspannte Art und die Dankbarkeit für Dienstleister:innen, die in Deutschland als selbstverständlich angesehen werden.
L: Ich fand es auch sehr schön zu sehen, dass die Finnen viel wertschätzender miteinander umgehen. Beim Aussteigen aus dem Bus zum Beispiel bedanken sich die Menschen beim Busfahrer.
Und die wichtigste Frage zum Schluss: Würdet ihr noch mal ein Auslandssemester machen?
C: Auf jeden Fall. Es war eine wunderschöne Zeit. Ich habe so viele tolle neue Leute aus der ganzen Welt kennengelernt und eine unvergessliche Zeit gehabt.
L: Auf jeden Fall. Ich überlege gerade mein Praxissemester im Ausland zu machen.
Vielen Dank für die großartigen Einblicke und eure Zeit!
Habt ihr schon mal Polarlichter gesehen?
Bassams Erfahrungen in Jyväskylä
Ich bin Bassam, 23 Jahre alt und studiere Lehramt mit der Fächerkombination Sport und Sonderpädagogik. Mein Auslandssemester habe ich in Jyväskylä, einer Stadt im Süden Finnlands, absolviert. Es ist eine Kleinstadt etwas größer als Flensburg, die eine schöne Naturlandschaft anzubieten hat.
Die Universität
Die Universität ist multikulturell aufgestellt und bietet ein tolles Studentenleben. Der Schwerpunkt der Uni liegt wie an der EUF beim Lehramt. Daher ist es für Lehramtsstudierende der EUF gut möglich, sich passende Kurse anerkennen zu lassen. Ich habe mir zwei Pädagogik- und zwei Sonderpädagogik-Kurse anrechnen lassen, die beide in das 5. Semester fallen. Im Fach Sport gestaltete es sich etwas schwieriger, einen Platz in den Kursen der Uni zu bekommen, da diese nicht der Fakultät Lehramt angehören. Unmöglich war es jedoch nicht.
Die Kurse hatte ich im Selbststudium und online. Ich hatte aber keine Klausuren (wie die meisten anderen in Finnland auch), sondern nur Abgaben. An den Kursen haben sowohl Erasmus-Studierende als auch einheimische Studierende teilgenommen. Ich würde behaupten, dass das Niveau vergleichbar mit der EUF war. Der Aufwand mag sogar etwas geringer gewesen sein. Die Anerkennung war unproblematisch, denn wenn man passende Kurse wählt, ist die Anerkennung sicher.
Kulturelle Erfahrungen
Saunakultur: Finnland ist bekannt für seine Saunatradition. So ist es nicht verwunderlich, dass überall Saunen zu finden sind. Im Studentenwohnheim gab es mehr als ein halbes Dutzend Saunen und auf dem Universitätscampus gab es ähnlich viele. Auch bei Burger King (in Helsinki) soll es eine Sauna geben. Alle zwei Tage in die Sauna zu gehen ist normal, sogar täglich ist nichts Ungewöhnliches.
Ich ging alle zwei bis drei Tage in die Sauna und es wurde ein fester Bestandteil meines sozialen Lebens, da ich sowohl Zeit mit Freunden verbrachte als auch mit Einheimischen in Kontakt kam. Grundsätzlich habe ich die Finnen als hilfsbereit und offen erlebt, auch wenn die Vorurteile über die Finnen das Gegenteil aussagen. Eine wirkliche Sprachbarriere gibt es nicht, da (fast) alle Finnen ein gutes Englisch sprechen.
Natur
Finnland ist reich an atemberaubender Natur. Ob zu Fuß in den Wald, mit dem Fahrrad zum Wanderweg, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto zum nächsten Nationalpark. Es gibt viele Möglichkeiten, die finnische Landschaft zu erleben. Die Wälder, Seen oder Nationalparks sind atemberaubend. Gerade zu Beginn meines Auslandssemesters habe ich viele Wanderungen gemacht, die mir die Naturlandschaft näher gebracht haben. Es war wunderbar für mich, in kurzer Zeit im Wald zu sein. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Wochenende, an dem wir einen wunderschönen See am Ferienhaus hatten.
Reisen und Erkundungen
Innerhalb Finnlands lohnen sich vor allem Erkundungen der Nationalparks und Wanderungen. Die Hauptstadt Helsinki sollte natürlich besucht werden. Um Helsinki zu erkunden, kann man sich zwei Tage Zeit nehmen. Dabei sollte man auf jeden Fall die Insel Suomenlinna direkt vor Helsinki, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist und natürlich die Stadt mit ihren historischen Gebäuden besuchen.
Von Helsinki aus kann man gut mit der Fähre nach Tallinn fahren, wo vor allem die Altstadt beeindruckt. Viele Leute, die ich getroffen habe, waren von Tallinn positiv überrascht. Wenn es die Zeit erlaubt, kann man von dort aus auch gut weiter in den Süden nach Riga und Vilnius fahren. Ein weiteres Ziel, wo man gut und günstig hinkommt, ist Stockholm, welche eine sehr schöne und imposante Stadt ist. Stockholm kann man wunderbar mit einer Reise nach Turku (Finnland) kombinieren, da es eine günstige Fähre zwischen Turku und Stockholm gibt.
Neben dieser Reise habe ich noch an zwei Trips teilgenommen, die vom Erasmus Network (ESN) organisiert wurden. Besonders der Trip auf die Lofoten (Norwegen) ist sehr zu empfehlen. Es gibt unter anderem schöne Wanderungen in den Bergen und Besuche in kleinen malerischen Dörfern. Aber auch die Reise in den Norden Finnlands ist empfehlenswert, da hier Aktivitäten vom Eisfischen über Schneeschuhwanderungen oder Husky-Touren bis hin zu Schneemobiltouren angeboten werden. Eine Reise in den Norden Finnlands lohnt sich allein schon wegen der hohen Wahrscheinlichkeit, Nordlichter zu sehen.
Freundschaften
Um Leute im Auslandssemester kennenzulernen, lohnt es sich, an der Orientierungswoche und vor allem an den Kennenlernveranstaltungen der Uni teilzunehmen. Auch bei späteren Veranstaltungen der Universitäten kann man gut mit anderen Studierenden in Kontakt kommen. Ich hatte das Glück, dass ich gleich zu Beginn eine Gruppe kennengelernt habe, mit der ich den Rest des Semesters verbracht habe und sich so Freundschaften entwickelt haben. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass man, wenn man will, sehr leicht internationale Freundschaften schließen kann. Ich kann für mich und meine Freunde, die anderswo ein Auslandssemester gemacht haben, sagen, dass die Menschen um einen herum das Auslandssemester entscheidend prägen.
Die schönsten Momente in meinem Auslandssemester waren ganz klar die mit meinen Freunden, egal ob bei -25°C draußen auf dem Eis, bei einem Spiele- oder Kochabend, bei einer Party oder auf einer Reise, die Menschen um mich herum haben den Moment geprägt. Mit den richtigen Leuten kann es in jedem Land ein wunderbares Auslandssemester werden, so die Meinung vieler Freunde, die ein Auslandssemester gemacht haben.