Forschung und Drittmittelprojekte

Forschung

Das Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Anne Reichold beschäftigt sich mit Empörung in ihrer politischen Dimension als Reaktion auf empfundene Verletzungen von Normen. Mitarbeiterin in dem Projekt war von 2015 bis 2019 Dr. Carina Pape. Im Zentrum steht die Analyse der begrifflichen und normativen Struktur von Empörungsäußerungen. Durch diese Explikation werden sie der Rechtfertigung oder Kritik zugänglich gemacht. Das Projekt analysiert auch die gesellschaftlich transformierende Kraft von Empörungsäußerungen und deren Grenzen und leistet einen Beitrag zur Analyse europäischer Protestbewegungen, europäischer Aufarbeitungsprozesse, gesellschaftlicher Umbrüche und Formen der Unrechtsäußerung jenseits der Empörung. Es setzt diese in Beziehung zu europäischen und außereuropäischen Fallbeispielen, von den spanischen indignados bis zu den kreativen Protesten in Russland, im Zuge derer sich auf beiden Seiten der Empörung bedient wurde. Durch die Fallbeispiele sollen gleichermaßen die Idee Europas kritisch hinterfragt und die Grenzen von Empörung und normativer Kritik als Kräfte gesellschaftlicher Transformation offengelegt werden.

Im Rahmen des Projektes sind mehrere Veranstaltungen vorgesehen, über Neuigkeiten und Ergebnisse informiert dieser Newsletter.

In dem Forschungsprojekt werden philosophische Konzeptionen des menschlichen Körpers in der analytischen Philosophie, der Phänomenologie und der Geschichte der Philosophie daraufhin befragt, welche Anknüpfungspunkte sie für Fragen der Normativität in einem weiten und für ethische Fragen im engeren Sinne bilden.

2006 haben wir hierzu an der Universität Flensburg eine durch die Volkswagen-Stiftung geförderte internationale Konferenz Körper und Normativität organisiert und durchgeführt.

Die Herausgabe eines Sammelbandes ist gerade abgeschlossen.


Reichold, Anne/Delhom, Pascal (Hrsg.)
Normativität des Körpers
Aufl./Jahr: 1. Aufl. 2011
256 Seiten, Kartoniert
Preis: 32.-
ISBN: 978-3-495-48460-9

In diesem Sammelband werden Körperkonzepte aus unterschiedlichen philosophischen Traditionen unter der gemeinsamen Fragestellung nach dem Verhältnis von Körper und Normativität zusammengebracht. Es gibt in der Philosophie eine starke Tendenz, den Bereich der Normativität, sei sie moralisch, sozial oder politisch, von demjenigen des Körpers zu trennen oder zumindest ihr Verhältnis so zu gestalten, dass Normen und Regeln auf den Körper angewendet werden und nicht vom Körper selbst ausgehen. Ausgangspunkt der vorliegenden Aufsätze ist die Beobachtung, dass sowohl der eigene Körper als auch der Körper anderer Menschen nicht primär als physikalischer Körper beschrieben und erlebt wird, sondern handlungsorientierenden oder sogar auffordernden Charakter haben kann. Die hier vorliegenden Texte fragen, ob der menschliche Körper Anlässe oder gar Maßstäbe für diese normative Behandlung und Bewertung bzw. für eine eigene moralische oder soziale Normativität bietet. Die Grundfrage nach dem Verhältnis von beschreibbaren Fakten und normativen Bewertungen wird hier zugespitzt auf die Frage danach, inwieweit der menschliche Körper in sich selbst Maßstäbe zum menschlichen Handeln und zu einem Umgang mit Menschen enthält. Der Körper unterhält nicht nur interessante Verhältnisse zur Seele oder zur Vernunft, sondern er ist je nach Position auch Ansatzpunkt oder gar Quelle von Normativität.

Abgeschlossenes Buchprojekt und weitere Veröffentlichungen zur Rolle des Körpers und des Leibes in Theorien der Person (Die vergessene Leiblichkeit. Zur Rolle des Körpers in ontologischen und ethischen Persontheorien. Paderborn: mentis 2004). Während der Körper in ontologischer Hinsicht für den Personbegriff relevant ist, werden in ethischen Persontheorien körperliche Bestimmung kaum thematisiert oder explizit abgewiesen. Bewusstsein, Vernunft und Freiheit gelten als die zentralen ethischen Personkategorien. Ziel des Projekts ist herauszuarbeiten, in welchen Hinsichten die Körperlichkeit gerade für einen ethisch tragfähigen Personbegriff systematisch relevant ist.

Buchprojekt, in dem die Frage der Gewalt aus der Perspektive des Erleidens gestellt wird und eine entsprechende Kritik der Gewalt ausdrücklich nicht als Gewalttat oder als strukturelle bzw. symbolische Gewalt, sondern als erlittene Gewalt durchgeführt wird. Grundlage dieser Kritik ist eine Phänomenologie der Verletzung in ihren verschiedenen Dimensionen, von der körperlichen bis hin zu den sprachlichen und rechtlichen Verletzungen.

Buchprojekt über das Denken des Friedens in der Geschichte der Philosophie seit der Antike und über neuere Entwicklungen der Philosophie des Friedens. Schwerpunkte bilden das Augustinische Denken des Friedens als "Ruhe der Ordnung", das bis zum Anfang der Moderne bestimmend war, die vertrags- und rechtstheoretische Auffassung des Friedens von Hobbes bis Kant, die Pazifismus-Debatte im XIX. und im XX. Jahrhundert, sowie neue Ansätze eines Denkens des Friedens im Zeitalter der Globalisierung.

Drittmittelprojekte

Das Forschungsprojekt mit einer Laufzeit von zwei Jahren wurde von PD. Dr. Alfred Hirsch (Leiter und Mitarbeiter) und Dr. Pascal Delhom konzipiert. Es wurde von der Deutschen Stiftung Friedensforschung gefördert (Gesamtsumme 143.380.00 Euros) und lief vom 01.04.2010 bis zum 31.03.2012 am Institut für Philosophie.

Gegenstand des Projekts war das Zusammenwirken von Verantwortung und Vertrauen als Formen sozialer Verbindlichkeit, die zur Herstellung und Sicherung des sozialen Friedens beitragen können, ohne auf eine politische Instanz zurückzugreifen, die mit einem Monopol der legitimen Gewalt diese Verbindlichkeit notfalls durchsetzt.

Das Projekt sah die Organisation zweier Workshops vor: "Verantwortung als friedfertige Form sozialer Verbindlichkeit" und "Vertrauen als friedfertige Form sozialer Verbindlichkeit". Der erste Workshop fand am Wochenende 02.12.2010 bis 04.12.2010, der zweite am Wochenende 23.06.2011 bis 25.06.2011 statt.

Die Ergebnisse dieser Workshops und der Arbeit am Projekt wurden auf einer Internet-Seite mit der Möglichkeit einer Rückmeldung der interessierten Öffentlichkeit veröffentlicht. Ein Band ist inzwischen mit einer Auswahl der Beiträge erschienen:

Alfred Hirsch / Pascal Delhom (Hg.): Friedensgesellschaften - Zwischen Verantwortung und Vertrauen, Freiburg/München, Alber 2015. Er ist zugleich der erste Band der Reihe "Friedenstheorien", die Christina Schües, Alfred Hirsch und Pascal Delhom bei Alber herausgeben. 

Internationales und interdisziplinäres Lehrforschungsprojekt, das vom DAAD im März 2010 über die Laufzeit von vier Jahren bewilligt wurde (Gesamtsumme 357.515,- EUR).

Im Teilprojekt Environmental and Global Studies entwickeln Geographie (Prof. Jahnke) und Philosophie (Prof. Reichold), Universität Flensburg, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der UWI, Jamaika und der Pontificia Universität Javeriana, Bogota, Kolumbien, ein Studienmodul, das sich aus multidisziplinärer Perspektive mit nachhaltiger Bildung beschäftigt. Im Rahmen des Teilprojekts finden jährliche Workshops sowie ein Studierenden- und Lehrendenaustausch statt und das Modul soll in Lehramtsstudiengänge der beteiligten Universitäten implementiert werden. Ein erster Workshop findet vom 12.-18.11.2010 an der  Pontificia Universität Javeriana, Bogota in Kolumbien statt.