Forschung
Forschungsschwerpunkte
- Praktische Philosophie, Sozialphilosophie
- Oxford-Philosophy (insbes. Peter Strawson)
- Moralische, soziale und politische Dimensionen reaktiver Haltungen (insbes. Empörung)
- Philosophie der Person
- Normativität des Körpers
- Analytische Handlungstheorie
- Politische Emotionen und Haltungen
Kollektive Empörung und Ressentiment
Aktuelle Forschungen
Bewilligtes Postdocprojekt 2015-2020, Europa-Universität Flensburg
Beantragung und Leitung: Anne Reichold
In dem Forschungsprojekt werden insbesondere moralische, soziale und politische Dimensionen reaktiver Haltungen (z. B. Empörung, aber auch Vergebung) untersucht. Anknüpfend an sprechakttheoretische Analysen von Empörung und anderen reaktiven Haltungen wird ihre begriffliche und normative Struktur gehoben und expliziert. Das Projekt analysiert die gesellschaftlich transformierende Kraft von Empörungsäußerungen und deren Grenzen in europäischen und außereuropäischen Kontexten.
2015-2019 war Dr. Carina Pape Mitarbeiterin in dem Projekt.
P. F. Strawsons Freedom and Resentment (1962) zählt zu einem der einflussreichsten Beiträgen in Debatten um Freiheit, Verantwortung und Determinismus. In dem Forschungsvorhaben soll gezeigt werden, dass Strawson in Freedom and Resentment eine auch durch Ryle, Austin, Hart und Hare geprägte Form der internen Rechtfertigung von Regeln und sozialen Praktiken formuliert, die insbesondere die normative Struktur reaktiver Haltungen prägt.
Abgeschlossene Projekte
Internationales und interdisziplinäres Lehrforschungsprojekt, das vom DAAD im März 2010 über die Laufzeit von vier Jahren bewilligt wurde (Gesamtsumme 357.515,- EUR).
Im Teilprojekt Environmental and Global Studies entwickelten Prof. Dr. Anne Reichold und Prof. Holger Jahnke (Kulturgeographie) zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der UWI, Jamaika und der Pontificia Universität Javeriana, Bogota, Kolumbien, ein Studienmodul, das sich aus multidisziplinärer Perspektive mit nachhaltiger Bildung beschäftigt. Im Rahmen des Teilprojekts fanden jährliche Workshops sowie ein Studierenden- und Lehrendenaustausch statt und das Modul wurde in Lehramtsstudiengänge der beteiligten Universitäten implementiert.
Philosophische Abhandlungen über den Körper stehen seit den Anfängen der Philosophie häufig im Kontext ontologischer Fragestellungen zum Verhältnis von Geist und Körper. Hierbei wurde der Körper nicht selten und heute noch insbesondere in der analytischen Tradition auf der Grundlage einer physikalistischen Ontologie hinsichtlich seiner raumzeitlichen Lokalisierbarkeit und seiner Wahrnehmbarkeit in einem intersubjektiven Raum bestimmt. Diese Bedeutung des Körpers ist rein deskriptiv und lässt ihn in ethisch-normativer Hinsicht gänzlich unbestimmt. Sobald wir aber vom menschlichen - und in einem bestimmten Maß auch vom animalischen - Körper sprechen, beinhaltet dieser Körperbegriff neben deskriptiven auch normative Bedeutungselemente. Der lebendige Körper, der einem Lebewesen eigen ist, der Leib, scheint in der bloßen Deskription nicht ganz erfasst zu werden.
In dem Forschungsprojekt wurden philosophische Konzeptionen des menschlichen Körpers in der analytischen Philosophie, der Phänomenologie und der Geschichte der Philosophie daraufhin befragt, welche Anknüpfungspunkte sie für Fragen der Normativität in einem weiten und für ethische Fragen im engeren Sinne bilden.
2006 haben wir hierzu an der Universität Flensburg eine durch die Volkswagen-Stiftung geförderte internationale Konferenz Körper und Normativität organisiert und durchgeführt.
Reichold, Anne / Delhom, Pascal (Hg.)(2011): Normativität des Körpers. Freiburg/München: Alber
Im Mittelpunkt meiner Forschungen zum Personbegriff steht die Analyse von Persontheorien aus dem Kontext der analytischen Philosophie. Während der Körper in ontologischer Hinsicht für den Personbegriff relevant ist, werden in ethischen Persontheorien körperliche Bestimmung kaum thematisiert oder explizit abgewiesen. Bewusstsein, Vernunft und Freiheit gelten als die zentralen ethischen Personkategorien. Ziel des Projekts ist herauszuarbeiten, in welchen Hinsichten die Körperlichkeit gerade für einen ethisch tragfähigen Personbegriff systematisch relevant ist.
Abgeschlossenes Buchprojekt: "Die vergessene Leiblichkeit. Zur Rolle des Körpers in ontologischen und ethischen Persontheorien". Paderborn: mentis 2004.
Von 2003 bis 2006 war ich korrespondierendes Mitglied in einem von der VW-Stiftung geförderten Projekt "Mystik und Moderne" an der Universität Siegen. In dem interdisziplinären, von Prof. Dr. Klaus Vondung (Germanistik) und Prof. Dr. Ludwig Pfeiffer (Anglistik) geleiteten Projekt bearbeitete ich den Themenschwerpunkt "Biomystik". Wir stellten wir die Frage, ob und wo sich in den modernen Bio- und Neurowissenschaften mystik-affine Tendenzen zeigen. Insbesondere analysiere ich das Verständnis von "Selbst" oder "Self" in der Neurophilosophie.
Die Ergebnisse sind veröffentlicht in:
Reichold, Anne: Auflösungen des Ich in Neurowissenschaften und Mystik. In: Holzhey, Christoph (Hg.): Biomystik : Natur - Gehirn - Geist. München: Fink 2007, 104-133.