Die Leydener Flaschen
1745 erschütterte - auch im unmittelbaren Wortsinn - ein neu entwickeltes Instrument die Elektrizitätsforscher: die sogenannte Leydener- oder Verstärkungsflasche. Sie wurde unabhängig von dem Domprälaten Ewald Jürgen von Kleist und dem Leydener Physiker Musschenbroek entwickelt. Die Mitglieder der Göttinger Akademie der Wissenschaften an die sich Kleist mit seiner Entdeckung wandte konnten seine Ergebnisse nicht nachvollziehen, was darauf zurückgeführt werden kann, dass Kleist ein entscheidenes Detail in seiner Beschreibung nicht erwähnt: Die Person, die die Flasche auflädt, darf entgegen der bis dahin üblichen Regel nicht isoliert stehen, sondern muss geerdet sein. Erst wenn dies berücksichtigt wird, kommt es zu einem 'Verstärkungseffekt'.
Eine Leydener Flasche ist im Prinzip aufgebaut wie ein Kondensator. Die Flasche ist überlicherweise außen und innen mit Stanniol oder einem anderen Metall beklebt - das Glas und die Luft in der Flasche dienen als Dielektrikum. In der Flasche befindet sich für die leitende Verbindung noch Wasser oder Metallspäne. Im Prinzip reicht für eine rudimentäre Flasche auch eine normale Glasflasche ohne Metallüberzug befüllt mit Wasser und dem zentralen Stab. Zur Erdung wird die Flasche in der Hand gehalten. Im Vergleich zu einem normalen stromführenden Leiter besitzt eine Leydener Flasche nur eine höhere Kapazität, die sich anhand der Oberfläche berechnen lässt.
Weiterführende Literatur
Silva, Cibelle Celestino and Peter Heering (2018). "Re-examining the early history of the Leiden jar: Stabilization and variation in transforming a phenomenon into a fact." History of Science 56(3): 314-342. doi: https://doi.org/10.1177/0073275318768418
Winkler, Johann Heinrich (1746): Die Stärke der Electrischen Kraft des Wassers in gläsernen Gefäßen. Leipzig: Breitkopf.
Meya, Jörg; Sibum, Heinz Otto (1987): Das fünfte Element. Reinbek bei Hamburg.