Telestereoskop nach Hermann von Helmholtz
Das Telestereoskop nach Helmholtz ist ein linsenloses Instrument, bei dem durch Reflexion an zwei Spiegelpaaren der Abstand des rechten und linken Augenbildes von durchschnittlich 6,5 cm auf in diesem Fall 108 cm vergrößert wird. Der Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz stellte das Instrument 1857 der wissenschaftliche Öffentlichkeit vor und beschrieb seinen besonderen Nutzen darin, auch auf sehr große Entfernungen ein räumliches Sehvermögen zu erhalten. Neben dieser allgemeinen Beschreibung gab er eine Reihe von Experimenten an, die sich auf eine verstärkte Tiefenwahrnehmung mit linsenlosen Aufbauten erfahren lassen sollten. Helmholtz Ergebnisse waren zu dessen Lebzeiten heftig umstritten.
Die Bilder zeigen die Rekonstruktion unseres ehemaligen Masterstudierenden Sebastian Reder, der aus einer reinen Grundrisszeichnung diesen Apparat nachbauen konnte. Beim Nachvollzug der Ergebnisse kam er auf ähnlich kritische Ergebnisse wie Helmholtz selbst, er stieß jedoch auch auf möglicherweise physiologisch bedingte Abweichungen. Ähnlich wie in der zeitgenössischen Diskussion des 19. Jahrhunderts waren Helmholtz Aussagen punktuell nicht nachvollziehbar, an anderer Stelle nur erahnbar, was der Physiologe seinerzeit gemeint haben könnte. In diversen Messreihen auf mittlere und große Distanzen konnte allerdings auch eine für stereoskopische Betrachtungen wichtige Größe verifiziert werden: die Länge der Basislinie. Auch mit diesem simplen Instrument war ein räumliche Auflösung bis zu Distanzen von 3000 Metern gut erkennbar.
Quellen
Hermann v. Helmholtz, "Das Telestereoskop", Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, abgedr. in: Annalen der Physik, 102, S. 167 - 175
Hermann v. Helmholtz, "Handbuch der physiologischen Optik", Verlag Leopold Voss, Leipzig, 1867