Entwicklungsgeschichte der Stereoskopie und stereoskopischer Anwendungen

Die Erforschung der Effekte des beidäugigen Sehens in der Physik begann spätestens 1838 mit der Entwicklung des ersten Spiegelstereoskops von Wheatstone. Das Bewusstsein um die Raumwahrnehmung bedingt durch das beidäugige Sehen des Menschen war auch schon in vorhergehenden Jahrhunderten bekannt und unter anderem durch Maler verbalisiert worden. Mit der Entwicklung eines Apparates, der mit zwei gleichzeitig betrachteten statischen Bildern einen Raumeindruck zu vermitteln vermochte gab es für die experimentell arbeitenden Physiker eine Möglichkeit, die Randbedingungen des räumlichen Sehens zu erforschen. Nach einer sehr dynamischen Entwicklungsphase, in der der Stereobetrachter (nach Brewsterschem Vorbild) auch schnell einen Weg in die nicht-wissenschaftliche Öffentlichkeit fand, wurden bis in das 20. Jahrhundert hinein diverse Technologien entwickelt, die das Gebiet wieder zurück in wissenschftlich-technische Labore brachten.

Kurzübersicht

Stichworte
Stereoskopie, beidäugiges Sehen, stereoscopy, binocular vision, experimentelle Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte
Laufzeit
01.08.2018 - laufend
Institution der EUF
Institut für Physik und ihre Didaktik und Geschichte

Beschreibung

Ziele des Projektes sind die Ermittlung der Rahmenumstände, die von der physiologisch motivierten Forschung zum beidäugigen Sehen ausgeht und in die physikalische Messtechnik zum Ende des 19. Jahrhunderts mündet. Die mathematischen Grundlagen aus der planaren Geometrie, mit denen ein Betrachtungsinstrument in ein Messinstrument umgewandelt werden können sollte, waren bereits im vorhergehenden Jahrhudnert gelegt und auch baulich umgesetzt worden. Diese waren jedoch monokulare Instrumente. Erst durch den Demonstrationsapparat von Charles Wheatstone 1839 wurde erstmals instrumentell illustriert, dass zwei planare, simultan erfasste Ansichten vom menschlichen Verstand als räumliche Figur interpretiert würden.

Im Rahmen des Projektes wurden bzw. werden diverse Abschlussarbeiten angefertigt, um Einzelaspekte der Geschichte der Erforschung des räumlichen Sehens und ihrer physikalischen Hintergründe zu eruieren. Diese Arbeiten können einen historischen oder bildungswissenschaftlichen Schwerpunkt haben.

historischer Schwerpunkt:

Niklas Sievers (B.A. 2020), Historische und physikalische Analyse der Entfernungsmessung mit dem Stereotelemeter

Falk Estraño (B.A. 2020), Historische und physikalische Analyse des stereoskopischen Messverfahrens mit wandernder Marke

Eike Stehr (M.Ed. 2023), historische und physikalische Analyse des Stereoskops nach Charles Wheatstone

Sebastian Reder (M.Ed. 2022), historische Analyse des Telestereoskops nach Helmholtz (1857)

Hannah Runde (M.Ed. 2021), historische und physikalische Analyse des Pseudoskops nach Ewald und Groß

Matthias Höpner (B.A. 2023), Historische Analyse eines Prismenpseudoskops mit der Replikationsmethode

Michel Langhinrichs (B.A. 2024), Fertigung und Analyse von dreidimensionalen Objekten zur Betrachtung in pseudoskopischen Aufbauten

Anna Schmidt (B.A. 2022), Distanzmessung mit einem Nachbau eines Stereomikrometers - physikalische Analyse einer geometrischen Messmethode

Anna Schmidt (M.Ed. 2024), Das Polystereoskop nach Righi - historische und physikalische Analyse eines Lehrapparates

bildungswissenschaftlicher Schwerpunkt:

Eike Stehr (B.A. 2018), Erzeugung von Fotografien zur Projektion in einem didaktischen 3D-Aufbau

Hannah Runde (B.A. 2019), Räumliches Sehen mit Stereobildern auf dem Smartphone. Konzeptentwicklung für eine Lernstation zum Thema "stereoskopisches Sehen"

Ilka Meissner (M.Ed. 2024), An der Grenze zwischen Helligkeitswahrnehmungen und optischen Täuschungen

Verantwortlich