Praktiken zum Gewitterschutz im 18. Jahrhundert

Der Blitzableiter gilt als eines der wichtigsten Produkte der Aufklärung im 18. Jahrhundert: Er materialisierte die Vorteile der experimentellen Philosophie und markierte eine Befreiung vom Aberglauben. Das Narrativ der Zeitgenossen und auch der Geschichtsschreibung betont die Ablösung älterer Praktiken durch den Blitzableiter und den Sieg über Unvernunft und Unaufgeklärtheit. Im Gegensatz zu solchen dichotomen Erzählungen wurden jedoch die alten Praktiken auch nach der Verbreitung des Blitzableiters nicht nur weiter angewendet, sondern in den akademischen Institutionen auch intensiv diskutiert. Im Alpenvorland waren dies das so genannte Gewitterläuten und das Gewitterschießen. Was trug die vermeintlich abgelehnte Praxis zum wissenschaftlichen Diskurs bei?

Kurzübersicht

Stichworte
Nature of Science
Laufzeit
01.10.2020 - laufend

Beschreibung

Ausgehend von zwei Preisfragen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften untersucht das Projekt die Erforschung meteorologischer Zusammenhänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Laufende Debatten über das Gewitterschießen waren nicht nur aufgrund von Unsicherheiten über die Funktionsweise des Blitzableiters möglich, sondern förderten auch die Erforschung verschiedener Lufttypen und der Ursachen von Gewittern. Dieses Projekt leistet einen Beitrag zur Frage der Veränderung des Wissens und seiner Anwendungen: Es war nicht nur eine Frage der Überzeugung, die alten Praktiken zu ersetzen, sondern auch eine Frage der fortlaufenden Diskussion über die zugrunde liegenden Prinzipien, zu deren Verständnis sowohl die neuen als auch die alten Praktiken beigetragen haben.

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