Projekt glücklich

Summary

Depressionen sind eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter mit insgesamt steigenden Prävalenzen bei fehlenden Präventionsprogrammen im schulischen Kontext. Im Rahmen des Projektes glücklich wurde eine psychoedukative Fortbildung für Lehrkräfte und Lehramtsstudierende sowie eine psychoedukative Unterrichtseinheit für 9.-Klässlerinnen und Klässler zu Depressionen im Kindes- und Jugendalter entwickelt und evaluiert. Ziel ist es, das Wissen über sowie das Hilfesuchverhalten bei Depressionen im Kindes- und Jugendalter (Depression Literacy) zu verbessern und für das Thema zu sensibilisieren.

Projekt glücklich – Prävention von Depressionen im Kindes- und Jugendalter

Die aktuelle Generation von Kindern und Jugendlichen ist mit einer Vielzahl gesamtgesellschaftlicher Krisenlagen konfrontiert, welche hohe psychische Belastungen darstellen können. Dies zeigt sich in einer steigenden Prävalenz verschiedener psychischer Störungen (Reiß et al., 2023). Depressionen sind dabei eine der häufigsten psychischen Störungen im Jugendalter (Shorey et al., 2022) mit weitreichenden negativen Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen (Clayborne et al., 2019). Trotzdem ist in Deutschland nur jeder bzw. jede fünfte Jugendliche mit Depressionen in Behandlung (Hintzpeter et al., 2015). Dies liegt zum einen an einem unzureichenden Hilfesuchverhalten, welches unter anderem durch mangelndes Wissen über psychische Störungen wie Depressionen und einem angemessenen Umgang damit begründet ist (Gulliver et al., 2010). Zum anderen sind betroffene Kinder und Jugendliche häufig darauf angewiesen, dass eine erwachsene Person depressive Symptome erkennt und an Hilfestellen vermitteln. Lehrkräfte sind als wichtige Bezugsperson in einer zentralen Position, diese Aufgabe zu übernehmen (Reinke et al., 2011), berichten jedoch von großen Unsicherheiten im Erkennen von und Umgang mit Depressionen in der Schule (Hartmann et al., 2020).

Aktuell gibt es kein evaluiertes Präventionsprogramm, welches sowohl Schülerinnen und Schülern als auch Lehrkräften Wissen über und den Umgang mit (Depression Literacy) in einem für die Schule realistischen Rahmen vermittelt. Daher wurde im Rahmen des Projektes "glücklich" eine Unterrichtseinheit für Schülerinnen und Schüler der 9. Klassenstufe zu Depressionen im Kindes- und Jugendalter entwickelt, welche zwei Doppelstunden á 90 Minuten umfasst. Die Unterrichtseinheit wurde bereits pilotiert. Zusätzlich wurde eine zweistündige psychoedukative Fortbildung für Lehrkräfte und Lehramtsstudierende entwickelt, pilotiert und im Rahmen einer Kontrollgruppen-Erhebung evaluiert. Darüber hinaus wurden Erhebungsinstrumente zu Depression Literacy für beide Zielgruppen entwickelt, da bisher keine geeigneten Instrumente existieren.

Ziel des Projektes "glücklich" ist es, eine standardisierte, evaluierte psychoedukative Unterrichtseinheit sowie Fortbildung zu Depressionen im Kindes- und Jugendalter zur Verfügung stellen zu können, um depressiven Auffälligkeiten und Störungen im schulischen Kontext angemessen begegnen zu können. Es ist geplant, die Unterrichtseinheit für andere Zielgruppen weiterzuentwickeln.

Laufzeit

01.01.2020-31.08.2024

Zugehörige Publikationen

Grabowski, F. C. (2021). Depression in childhood and adolescence. Development and piloting of a psychoeducational program for the professional development of teachers. Empirische Sonderpädagogik(4), 328–344. https://doi.org/10.25656/01:24109

Grabowski, F. C. & Greiner, F. (2024). Empirische Arbeit: Depressionsspezifisches Wissen und Hilfesuchverhalten von Jugendlichen. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 71(2), 116–131. https://doi.org/10.2378/peu2024.art12d

Literatur

Clayborne, Z. M., Varin, M. & Colman, I. (2019). Systematic Review and Meta-Analysis: Adolescent Depression and Long-Term Psychosocial Outcomes. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 58(1), 72–79. https://doi.org/10.1016/j.jaac.2018.07.896

Gulliver, A., Griffiths, K. M. & Christensen, H. (2010). Perceived barriers and facilitators to mental health help-seeking in young people: a systematic review. BMC Psychiatry, 10(113).

Hartmann, A., Rückmann, J. & Tannen, A. (2020). Individuelle Gesundheitskompetenz von Lehrkräften und deren (Un)Sicherheit im Umgang mit chronisch erkrankten Schulkindern und Notfallsituationen [Individual teacher’s health literacy and their safety in dealing with chronically ill pupils and emergencies]. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 63(9), 1168–1176. https://doi.org/10.1007/s00103-020-03207-7

Hintzpeter, B., Klasen, F., Schön, G., Voss, C., Hölling, H. & Ravens-Sieberer, U. (2015). Mental health care use among children and adolescents in Germany: results of the longitudinal BELLA study. European Child & Adolescent Psychiatry, 24(6), 705–713. https://doi.org/10.1007/s00787-015-0676-6

Reinke, W. M., Stormont, M., Herman, K. C., Puri, R. & Goel, N. (2011). Supporting children’s mental health in schools: Teacher perceptions of needs, roles, and barriers. School Psychology Quarterly, 26(1), 1–13. https://doi.org/10.1037/a0022714

Reiß, F., Napp, A.‑K., Erhart, M., Devine, J., Dadaczynski, K., Kaman, A. & Ravens-Sieberer, U. (2023). Perspektive Prävention: Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland [Prevention perspective: mental health of schoolchildren in Germany]. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 66(4), 391–401. https://doi.org/10.1007/s00103-023-03674-8

Shorey, S., Ng, E. D. & Wong, C. H. J. (2022). Global prevalence of depression and elevated depressive symptoms among adolescents: A systematic review and meta-analysis. The British journal of clinical psychology, 61(2), 287–305. https://doi.org/10.1111/bjc.12333

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