Mit Stipendium ins Ausland

34 // Mit dem DAAD ins Ausland // Wie läuft das Auswahlverfahren? Was zählt im Auswahl- gespräch? Sie haben es in die zweite Runde des Auswahlverfahrens geschafft, fragen sich jetzt aber: Wer wird mir in Bonn eigentlich gegen- übersitzen? Und worauf kommt es den Kommissionsmitgliedern an? Professorin Anja Lemke lehrt Neuere deutsche Literatur an der Universität zu Köln und arbeitet seit 2011 ehrenamtlich als Kommissionsmitglied für den DAAD. Die Wissenschaftlerin erklärt im Interview, was für sie eine gute Bewerbung aus- macht und wieso ihre Aufgabe zwar Arbeit bedeutet, aber auch bereichernd ist. Frau Professorin Lemke, wie verläuft der Auswahlprozess für DAAD-Stipendien? Es ist ein zweistufiges Verfahren. Im Sommer werden uns die Bewerbungs­ unterlagen zugeschickt, die wir begut­ achten. Unsere Kommission trifft die Auswahl über Stipendien für Kanada und die USA, jeder von uns begutachtet zwischen zehn und 15 Bewerbungen. Das ist die größte zeitliche Herausfor­ derung, ich plane dafür etwa ein bis zwei Arbeitstage ein. Die jährlichen Auswahlgespräche in Bonn dauern zwei bis drei Tage. Jeder Gutachter gibt vorab eine kleine Einführung zu den Kandi­ daten, die er sich im Vorfeld genauer angeschaut hat. Das Auswahlgespräch führen dann alle Mitglieder. Vor den Sitzungen schaue ich mir deshalb auch die Bewerbungen der anderen Kom­ missionsmitglieder an. Wo liegen die größten Herausforderungen bei der Einschätzung einer Bewerbung? Seit der BolognaReform bewerben sich Studierende teils schon im ersten Studi­ enjahr um ein Stipendium und stehen im Grunde noch ganz am Anfang ihres Bachelorstudiums. Sie haben wenige Prüfungen absolviert und können noch nicht viel zu Studieninhalten oder For­ schungsvorhaben sagen. Dafür können sie nichts, aber das macht es für uns sehr schwierig, Kriterien festzulegen. Wir können uns im Gespräch ein Bild ma­ chen, leichter fällt dies jedoch bei jeman­ dem, der im Studium schon weiter ist.

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