Lehre anders gemacht
Die Europa-Universität befindet sich in einem stetigen Prozess der Reflexion und Entwicklung. Dies spiegelt sich auch in der Lehre: Es versammeln sich innovative Projekte, experimentelle Formate oder auch hochschuldidaktische Ansätze an der Universität, die ein neues Fundament für gute Lehre schaffen wollen, indem sie etwa explizit die Kooperation zwischen Lehrenden und Studierenden fordern und fördern. Eine Auswahl dieser konstanten Weiterentwicklung stellen die nachfolgenden Projekte dar.
"Schuladoption - Studierende machen Schule!"
In dem Projekt "Schuladoption - Studierende machen Schule!" absolvieren Studierende ihr 10-wöchiges Praxissemester im 3. Semester des Master of Education an einer besonders für Schuladoption ausgewählten Praktikumsschule in Schleswig-Holstein. Nach einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase übernimmt das Studierenden-Team innerhalb des Praxisblocks für eine Woche die Schule mit allen Aufgabenbereichen, während das Kollegium gemeinsam eine Fortbildung besucht. Während der sog. "Adoptionswoche" werden die Studierenden von einem Team der Hochschule unterstützt und betreut.
Ziele des Projektes sind u. A. die Weiterentwicklung der professionellen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden, die Weiterentwicklung der Adoptionsschulen durch einen begleiteten Schulentwicklungsprozess und die konzeptionelle Verbesserung schulpraktischer Studien durch kontinuierliche Evaluation und Anpassung der Ausgestaltung.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Projektseite, den Informationen zum Praxissemester sowie in der Presseschau des ZfL.
"Forum gute Lehre"
Im Teilstudiengang Geschichtswissenschaft an der Europa-Universität Flensburg wird bereits über mehrere Semester hinweg erfolgreich das "Forum gute Lehre" veranstaltet. Die Gegenstände des Forums beziehen sich auf alle Dimensionen der Lehre und betreffen damit geschichtswissenschaftliche und -theoretische, fach- und hochschuldidaktische sowie studienorganisatorische Fragen. Ziele der Veranstaltung sind:
- Reflexion der Lehre
- Austausch der Perspektiven von Studierenden und Lehrenden zur Lehre
- Erarbeitung von Vorschlägen für die kontinuierliche Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung der Lehre
- Kollegiale Beratung zu Fragen der Lehre.
Das Forum findet regelmäßig (ein- bis zweimal) pro Semester statt. Themenvorschläge können von allen Beteiligten eingebracht werden. Protokolle fassen wesentliche Ergebnisse zusammen. Die Themen werden diskursive im Plenum erörtert, unterstützt ggf. durch Impulsreferate zu einzelnen Aspekten oder gemeinsam ausgearbeiteten Vorschlägen zur Lösung einzelner Fragen.Die Lehrevaluationen dienen als regelmäßige Grundlage für die Treffen.
Durch die regelmäßige Reflexion der Lehre unseres Faches vollzieht sich ein fortlaufender Evaluationszirkel im Teilstudiengang Geschichte, der eine ganz konkrete Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Verbesserungen und Korrekturen in die Praxis der Lehre für sich in Anspruch nehmen kann. Diese werden sowohl von den Lehrenden als auch von der Fachschaft getragen. Auf dieser Grundlage entstanden z. B. Veränderungen des Lehrangebots wie das Konzept "Mehr Lehre", die plebiszitär abgesicherten Anwesenheitsregelungen im Fach Geschichte sowie innovative Lehrprojekte wie die Repetitorien.
Das "Forum gute Lehre" wird unter anderem von Prof. Dr. Uwe Danker und Prof. Dr. Astrid Schwabe begleitet.
Erlebnisraum Mittelalter. Ältere deutsche Literatur in der Schule erlebbar machen
Mittelalterliche Literatur hat es in der Schule nicht leicht. Und das trotz des anhaltenden Booms mittelalterlicher Stoffe in Jugendbüchern, Fantasyliteratur, Filmen und imaginierten Lebenswelten, wie sie in Reenactement-Events oder Computerspielen in Szene gesetzt werden. Wenn das MIttelalter nur einen ziemlich überschaubaren Platz im Schulbetrieb hat, dann liegt das sicher nicht nur an den Curricula oder der Macht der Gewohnheit. Vor allem für die Sekundarstufe I fehlt es an Materialien, die neben verständlicher Information auch noch die Dinge anschaulich zu machen verstehen.
In der EULE besteht seit dem Frühjahr 2019 eine Arbeitsgruppe aus Studierenden, die sich, koordiniert von Jörn Bockmann (EUF) und Silke Petersen-Bukop (EULE) Lehrmaterialien entwickelt, die in Form des Lernkoffers buchstäblich in den Unterricht mitgenommen werden können.
Im Frühsommer des Jahres 2020 wird der Koffer fertig und für Lehrkräfte aus Schleswig-Holstein an der EULE entleihbar sein. Am 22. April 2020 wird das Projekt in der Lernwerkstatt vorgestellt.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Projektseite.
"Aktuelle Forschungen in der Sachunterrichtsdidaktik"
Im Seminar wurde gemeinsam die dreitägige Jahrestagung der sachunterrichtdidaktischen Fachgesellschaft "Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts" im März 2019 in Lüneburg besucht. Die konkrete Begegnung mit den ca. 50 Sachunterrichtsprofessoren und -professorinnen und weiteren Forscherinnen und Forschern aus Deutschland, die die Studierenden bisher nur aus der Literatur kannten, ist eine große Chance, sich vertieft mit sachunterrichtsdidaktischen Fragestellungen auseinanderzusetzen und die aktuellen Schwerpunkte der wissenschaftlichen Disziplin der Didaktik des Sachunterrichts kennenzulernen. Dieses Format ermöglicht den Studierenden, sich unmittelbar und direkt mit dem aktuellen Stand der Wissenschaftsdisziplin auseinanderzusetzen und durch eigene Diskussionsbeiträge auch aktiver Teil der Forschung und Getaltung der Didaktik des Sachunterrichts zu werden.
Verantwortlich für dieses Projekt des Forschenden Lernens im Frühjahrsemester 2019 ist Prof. Dr. Beate Blaseio.
"Die mikro-phänomenologische Gesprächstechnik als Methode im wissenschaftlichen Arbeiten"
Über die mikro-phänomenologische Befragungstechnik der französischen Philosophin Claire Petitmengin (2006) lässt sich ein Zugang zu zunächst unbeachteten Abläufen im Wahrnehmungsgeschehen erschließen. Dafür wird ein kurzer Moment der Erfahrung über die Fragetechnik iterativ in kleinen Schritten entfaltet. Die Technik erlaubt, durch die zunehmend detailliertere Beschreibung des Geschehens, sich der eigenen Wahrnehmungs- und Denkprozesse bewusst zu werden und diese einer Versprachlichung zugänglich zu machen. Dabei steht nicht der Inhalt des Geschehens als vielmehr dessen Struktur im Vordergrund.
Nach einem ersten Einblick in die Methode dient das Seminar dem vertiefenden Kennenlernen und Anwenden der Technik, die als Instrument beim Wahrnehmen und Erfassen von kreativen Gestaltungs- sowie von Selbsterkenntnissprozessen Verwendung finden kann. Die mikro-phänomenologische Fragetechnik ist ein Bestandteil eines neu entwickelten Konzepts taktil-performativer Praxis. Impulsübungen dieser Praxis werden in die Seminarstruktur integriert, um neben sprachlichen weitere körper-leibliche Zugänge zur Dynamik von (handlungsleitenden) Denk- und Wahrnehmungsstrukturen zu eröffnen. Die Annäherung über einen erlebensbezogenen Ansatz erlaubt, Erfahrung in ihrer wechselseitigen Durchdringung von Theorie und Praxis zu erfassen. Neben dem Arbeiten in (Paar-/Klein-)Gruppen wird zum Einstieg und Kennenlernen der Gesprächstechnik ein Einzelinterview angeboten. Das individuelle Geschehen wird sowohl autoethnographisch (in Form von Selbstbefragungen "Auto-elicitation") als auch in gemeinsamem Tun und anschließenden Prozessanalysen (u.a. im Orbitus-Verfahren) reflektiert. Ergänzend/optional werden Lektüretreffen zum gemeinsamen Lesen und Austausch zu angeboten (z.B. Ein Prozessmodell, E. Gendlin).
Das Seminar wurde im Herbstsemester 2018/19 extra-curricular von Elke Mark im Bachelor und Master Bildungswissenschaften angeboten.