Clara Tempel
Aktueller Beruf: Aktivenunterstützerin bei ROBIN WOOD
Bachelor: Studium Individuale mit Schwerpunkt Protest- und Bewegungsforschung
Abschlussjahr Transformationsstudien: 2023
Mit Clara Tempel haben wir im März/April 2024 gesprochen.
Was machst du heute beruflich?
Ich arbeite bei ROBIN WOOD, einer basisdemokratischen Umweltorganisation, die Aktionen für Klimagerechtigkeit, den Erhalt von lebendigen Wäldern und eine sozial-ökologische Mobilitätswende macht. Ich bin dort als Aktivenunterstützerin angestellt – das, was woanders Ehrenamtskoordination oder Freiwilligenmanagement heißt. Ich unterstütze also die ehrenamtlichen Aktiven bei ihrer politischen Arbeit, indem ich Gruppen koordiniere, Treffen moderiere, Prozesse begleite und neue Menschen einbinde. Bei meiner Arbeit ist es mir wichtig, Menschen zu ermächtigen und Räume zu schaffen, in denen sie sich mutig, fürsorglich und radikal für einen Systemwandel einsetzen können. Parallel zu meiner Lohnarbeit schreibe ich im Moment an einem Buch. Es basiert auf meiner Masterarbeit zum Thema "Geborgenheit in Sozialen Bewegungen" und wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 erscheinen.
Sowohl beim Buchschreiben als auch bei meiner Arbeit für ROBIN WOOD begegnen mir immer wieder die Theorien, mit denen wir uns im Studium beschäftigt haben (ja, wirklich!): Feministische Revolution (von Redecker), Bruch-Strategien (Wright), Passive Revolution und Hegemonie (Gramsci), Angewiesenheit auf unterstützende Strukturen (Butler und Lorey), Resonanz (Rosa)... Ich habe das Gefühl, dass all die Theorien wie ein Werkzeugkasten sind, der mir immer wieder das alltägliche Transformationshandwerk erleichtert und ermöglicht.
Warum hast du dich dazu entschieden Transformationsstudien zu studieren?
Ich wusste schon ein paar Jahre vor Beginn meines Masterstudiums, dass ich unbedingt Transformationsstudien studieren will. Ich habe im Bachelor "Studium Individuale" mit Schwerpunkt Protest- und Bewegungsforschung studiert, daran wollte ich gerne anknüpfen. Mein Ziel war es, mein Wissen darüber vertiefen, wie gesellschaftlicher Wandel funktioniert und wie wir ihn selbstorganisiert und emanzipatorisch gestalten können. Ich bin seit vielen Jahren in Sozialen Bewegungen für Energiewende, Klimagerechtigkeit, Antimilitarismus und Feminismus aktiv und konnte die Themen des Studiums immer wieder an meine aktivistische Praxis zurückbinden. Ich bin dankbar, dass ich in den letzten Jahren gemeinsam mit großartigen Dozierenden und Kommiliton*innen so viel über Transformationsprozesse lernen durfte.
Was möchtest du den Studierenden mit auf den Weg geben?
Lasst die Unsicherheit zu. Wir müssen nicht alles wissen, Foucault auf Anhieb verstehen, das Geheimrezept für die Transformation finden und dabei noch unglaublich cool und unberührbar sein. Wir dürfen Fehler machen. Lasst euch davon nicht lähmen, sondern teilt eure Fragen und Zweifel und tragt sie gemeinsam an einen Ort, an dem sie sich langsam in Antworten verwandeln können.