Sichtbarmachung historischer Mehrsprachigkeit in regionalen Alltagssprachen: Sprachideologie, Sprachpolitik und Sprachpraktiken
Das ViNoRHM-Projekt entwickelt die historische Soziolinguistik weiter, indem es eine umfassende Darstellung der historisch im Herzogtum Schleswig verwendeten Sprachen bietet, einer administrativ und geografisch begrenzten fünfsprachigen Region. Dieses Projekt kombiniert Fallstudien auf Mikroebene zu Sprachideologie, -politik und -praxis unter Verwendung von Primärtexten aus offiziellen Aufzeichnungen und bisher wenig untersuchten Archivalien, um zu einer Darstellung der Machdynamiken zu gelangen, die möglichst kohärenter und innovativer ist, als dies bisher versucht wurde.
Wo Sprachgeschichtsschreibungen traditionell politisch motiviert sind, überschreitet ViNoRHM die politischen und sozialen Grenzen, um die erste Sprachgeschichtsschreibung der Region zu erstellen, die auf tatsächlichem Sprachgebrauch basiert und sich nicht auf historische (ideologische) oder politische Behauptungen stützt. ViNoRHM schließt diese Lücke nicht nur, indem es neue Ansätze für mehrsprachige Geschichtsschreibungen vorschlägt, sondern es setzt einen neuen Standard für Sprachgeschichtsschreibungen dadurch, dass es das Narrativ über mehrsprachige Gesellschaften und ihren Sprachgebrauch neu formuliert, insbesondere in Bezug auf die drei Dimensionen dieses Projekts: Sprachideologie, Sprachpolitik und Sprachpraktiken.
Indem die Sprachpraktiken von Einzelpersonen und Gemeinschaften die Grundlage von ViNoRHM bilden, werden sowohl zuvor unsichtbare oder unsichtbar gemachte Sprachen als auch Einzelpersonen (insbesondere Frauen und Un-/weniger Gebildete) in den Vordergrund gerückt.