Sokratisches Textgespräch
Fremdsprachendidaktik - Literaturdidaktik - Englischunterricht
Olaf Jäkel
Sokratisches Textgespräch
Ein Modell zur schülerorientierten Gedichtinterpretation im Englischunterricht mit Fortgeschrittenen
Frankfurt a.M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Peter Lang, 2001. 144 S., mehrere Tab.
"Fremdsprachendidaktik inhalts- und lernerorientiert" Bd. 6, Hrsg.: Karlheinz Hellwig & Rita Kupetz.
ISBN 3-631-37736-3 - br. 25,10 Euro
Guter fremdsprachlicher Literaturunterricht - Wie könnte der aussehen? Und wie lässt er sich machen?
Will man gleichzeitig dem Text in seiner literarischen Qualität gerecht werden und die Lernenden zu eigenen Beiträgen aktivieren, erscheint ein neues Nachdenken über die Art des Unterrichtsgesprächs nötig, welches alle Beteiligten ins Gespräch mit dem Text bringt, indem es das Gespräch miteinander über den Text intensiviert. Das "sokratische Textgespräch" ist ein neues Modell der offenen, schülerorientierten Gesprächsführung im fremdsprachlichen Literaturunterricht. Entwickelt wurde es von Olaf Jäkel aus Heckmanns philosophiedidaktischem Ansatz des "sokratischen Gesprächs". Auf der Grundlage einer literaturtheoretischen Positionsbestimmung, welche Gadamers Hermeneutik mit Poppers kritischem Rationalismus verbindet, wird damit eine ganz unterrichtspraktische Konzeption des literaturdidaktischen Evaluierungsgesprächs für den Englischunterricht mit Fortgeschrittenen vorgestellt.
Die empirische Überprüfung dieses Gesprächsmodells findet anhand konkret dokumentierter Unterrichtsgespräche aus einer Unterrichtsreihe zu war poetry statt, durchgeführt in einem Hamburger Englisch-Leistungskurs. Dabei wird anhand der Beiträge des sokratischen Gesprächsleiters - wie z.B. Provozieren von Interpretationshypothesen, Aufforderungen zum Belegen am Text oder zu Falsifizierungsversuchen - gezeigt, wie der theoretische Ansatz in konkretes Lehrerhandeln umgesetzt werden kann. Typische Schülerbeiträge weisen zunächst einen hohen Anteil an S-S-Interaktionen aus; außerdem beweisen sie, dass eine der Stärken dieses Unterrichtsmodells in den guten Möglichkeiten der Binnendifferenzierung liegt, welche zu einem großen Teil in die Eigenverantwortung der Lernenden übergeben werden kann.
Die detaillierte Gesprächsanalyse liefert somit konkrete Belege für zwei Generalthesen: Erstens ermöglicht das "sokratische Textgespräch" eine praktikable Verbindung von Offenheit und Lenkung des literaturinterpretierenden Unterrichtsgesprächs, und zweitens stellt es eine wahrhaft schüleraktivierende Methode ganz im Sinne Lothar Bredellas dar. Das Buch schließt mit der Auswertung einer Schülerbefragung zum erlebten Unterricht, deren Ergebnisse die Praxistauglichkeit des "sokratischen Textgesprächs" eindrucksvoll bestätigen.
Erste Stimmen aus der Fachwelt:
"Ein hervorragender neuer Beitrag zum Lerngespräch über Literatur im Englischunterricht, [...].
In seiner Verbindung von Literatur- und Sprachdidaktik liefert das Buch zugleich eine eminent praktische Hilfe für den Umgang mit Literatur im Englischunterricht und darüberhinaus."
Hugo Stiller, Mitteilungsblatt FMF 44, 2001, S.26
"Die aus der Praxis gewonnenen und für die Praxis gedachten Einsichten sind sehr transparent beschrieben und sowohl für Lehrkräfte im Referendariat als auch für bereits länger praktizierende bestens geeignet. [...] Für den Leser ist dieses Buch sicherlich sehr Gewinn bringend, zumal es neben geeigneten Texten, die zur individuellen Betroffenheit bei den Lernenden führen, auch ganz konkrete Redemittelangebote für die Gesprächsführung auflistet, [...]."
Werner Kieweg, Der fremdsprachliche Unterricht Englisch 5/2001, S.49
"Das Unterrichtsgespräch über literarische Texte ist daher kein notwendiges Übel, das man aufgrund der Unterrichtssituation in Kauf nehmen muss, sondern bringt die Bedeutung literarischer Texte zur Entfaltung. [...] Olaf Jäkel zeigt in seinem Buch Sokratisches Textgespräch auf, wie im Einzelnen ein solches Gespräch konzipiert und durchgeführt werden kann."
Lothar Bredella, Literarisches und interkulturelles Verstehen .
Tübingen: Gunter Narr, 2002, S. 425-26
"Der Verfasser nimmt eine ausführliche literaturtheoretische Positionsbestimmung vor, in der er auf originelle Weise Gadamers Hermeneutik mit Poppers Falsifizierbarkeitstheorie verbindet, die beide Sokrates zum Vorbild haben. [...] Die Auswertung der Gespräche lässt erkennen, dass die kooperative Interpretationsgemeinschaft funktioniert hat und die Schüler wichtige Diskursstrategien wie Zustimmen, Begründen, Hinterfragen, Widerlegen geübt und Tugenden wie einander zuhören, ausreden lassen und mitdenken praktiziert haben. [...] Jäkels Verdienst ist es, diesem Prozess einer gemeinschaftlichen Textinterpretation im Unterricht ein theoretisches Fundament zu geben, mit dem jeder Lehrer sich seines Tuns bewusster werden kann."
Ingrid Schiffler, Praxis des Neusprachlichen Unterrichts 49/2002, S. 326-27
"Olaf Jäkel hat [...] die Theorie und Praxis des 'Sokratischen Textgespräches' fachdidaktisch aufgearbeitet und damit dem literaturdidaktischen Evaluationsgespräch eine zusätzlich philosophische Grundlage gegeben. [...] Der besonders fundiert und reflektiert angelegte Praxisbericht geht aus von einer 'Literaturtheoretischen Positionsbestimmung' und einer 'Didaktischen Grundlegung', die das 'Sokratische Textgespräch' zentral betrachtet. [...] Das Projekt war deutlich auf individuelles Literatur- und Kulturverstehen zu einem Schlüsselproblem unserer Zeit und fast gleichgewichtig auf fremdsprachliche Förderung gerichtet [...]. Insofern ist das Buch integrativ angelegt: Es verbindet Sprach-, Literatur- und Kulturdidaktik. [...] Die behutsam lenkende, aber auf Ergebnisse zielende Gesprächsform als Anregung zum selbständigen Denken und Urteilen und deren Deutungsergebnisse zu interessant-bedeutsamen Texten gewinnt diese Schülerinnen und Schüler für eine intensive Beschäftigung mit Lyrik. [...] Das Buch zeichnet sich eben nicht nur durch seine philosophisch orientierte, vertiefte Grundlegung des literaturevaluativen Unterrichtsgesprächs aus, sondern auch durch dessen sorgfältig durchgeführte und ausgewertete Ergebnisbelege. [...] Jäkel fundiert, erprobt und belegt empirisch das evaluative Unterrichtsgespräch in Form des 'Sokratischen Textgesprächs'. Es wird in dieser Form als diskurshafter Hauptweg zur kooperativen Deutung von Literatur wahrhaft strukturiert und gesichert."
Karlheinz Hellwig, Bildung durch Literatur: Individuelles Sinnverstehen fremdsprachiger Texte .
Frankfurt a.M.: Peter Lang, 2005, S. 81-84, 94
PETER LANG GMBH
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Das Buch Sokratisches Textgespräch kann direkt über den Autor bezogen werden.