(Spiel)Räume dekolonialer Bildung - Interdisziplinäre Perspektiven auf Rassismen unter postkolonialen Bedingungen

Dass Rassismus in gesellschaftliche Strukturen, Institutionen und Praxen tief eingeschrieben ist, wird auch in öffentlichen Diskursen zunehmend thematisierbar. Gleichwohl sind insbesondere die kolonialen Verwobenheiten und die Historizität gegenwärtiger rassistischer Ordnungen, Ausgrenzungsstrukturen und Marginalisierungen selten Teil der öffentlichen Auseinandersetzungen in Deutschland.

Mit der Veranstaltungsreihe möchten wir einen Raum schaffen, um verschiedene Zugänge, Ansätze und damit verbundene (Spiel-)Räume rassismuskritischer und dekolonialer Bildung in der formalen, non-formalen und informellen Bildungspraxis aus interdisziplinären Perspektiven auszuloten und auszudifferenzieren.

Gemeinsam mit Akteur:innen aus Wissenschaft, Bildungspraxis, Bildungsadministration sowie mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen möchten wir in unterschiedlichen Formaten diskutieren. Dabei werden u.a. die Felder Schule, außerschulische Bildungsarbeit, Erwachsenenbildung, Universität fokussiert.

Termine im Herbstsemester 2024: 

15. November 2024, 18-20 Uhr (c.t.): Prof. Dr. Alisha M. B. Heinemann, Universität Bremen Online-Vortrag: "Erziehungswissenschaften dekolonisieren - Eine Einführung"

Abstract: Um über Spielräume dekolonialer Bildung und über postkoloniale Bedingungen zu sprechen, kann eine Einführung in die de- und postkoloniale Grammatik hilfreich sein. In diesem Vortrag geht es daher um eine Einführung in das Verständnis einiger grundlegender Begriffe wie zum Beispiel 'epistemische Gewalt', 'hegemoniale Wissensproduktion', 'gestattet Ignoranz', 'white supremacy', 'koloniale Matrix', Macht-Wissen-Komplexe, Diskurse u.a. Ausgestattet mit diesen Begriffen wird es leichter a) die Rolle der Wissenschaft(en) im Kontext (post)kolonialer Bedingungen nachzuvollziehen, b) gegenwärtige Ungleichheitsverhältnisse kritisch zu hinterfragen und c) Bildungsräume zu nutzen, um produktiv in eben diese Verhältnisse zu intervenieren.

Anmeldelink:

https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r7702ad9bfe0511c0e43950617822f2ba

27. November 2024, 16-18 Uhr (c.t.): Dr. Kim Todzi, Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe, Universität Hamburg "Die langen Schatten der Vergangenheit: Kolonialismus und dessen Aufarbeitung in Hamburg". Raum HEL 067 und online

Abstract: Hamburg, selbsternanntes "Tor zur Welt", war zugleich ein Tor zur kolonialen Welt. Doch wie prägte der Kolonialismus Hamburg und wie geht die Stadt heute mit den Spuren ihrer kolonialen Vergangenheit um? Seit einigen Jahren führen gesellschaftliche Debatten zu der Frage, wie eine angemessene Auseinandersetzung mit diesem Erbe aussehen könnte. Im Jahr 2014 entschloss sich Hamburg als erstes Bundesland zu einem Neustart in der postkolonialen Erinnerungskultur und gründete unter anderem die Forschungsstelle "Hamburgs (post-)koloniales Erbe" an der Universität Hamburg. Welche Rolle kann eine wissenschaftliche Institution in Zeiten aufgeheizter Kulturkämpfe spielen? Welchen Stellenwert hat wissenschaftliche Grundlagenforschung in einer postkolonialen Erinnerungskultur?

Anmeldelink:

https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r04fec48d1258eb461798dc1d1c7f505b

11. Dezember 2024, 16-19 Uhr (c.t.):  Prof. Dr. Lilith Rüschenpöhler, Norwegian University of Science and Technology Trondheim, "Was bedeuten postkoloniale Perspektiven in Naturwissenschaften und naturwissenschaftlichem Unterricht?" Raum HEL 067 und online

Abstract: Postkoloniale Theorie wird typischerweise in den Geistes- und Sozialwissenschaften diskutiert, während die Naturwissenschaften oft noch als wertfrei wahrgenommen und Machtverhältnisse seltener adressiert werden. Doch was bedeutet es, eine postkoloniale Perspektive auf die Naturwissenschaften und den naturwissenschaftlichen Unterricht einzunehmen? Der Beitrag bietet exemplarische Einblicke in dieses Feld und eröffnet die Diskussion über mögliche Ansätze zur Integration postkolonialer Perspektiven in die Naturwissenschaften.

Anmeldelink:

https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r7f0872528355a9f69fc664386167840d

***

Die Veranstaltungsreihe findet im Rahmen der Campus Gespräche der Europa-Universität Flensburg statt und wird organisiert vom Institut für Erziehungswissenschaften, der Abteilung Integrative Geographie, der Abteilung Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit und dem Seminar für Geschichte und Geschichtsdidaktik.

Sie wird unterstützt durch das Zentrum für Bildungs-, Schul-, Unterrichts- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS) und dem Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ZfL)

Abschlusspräsentation eines Forschungsseminares unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Budde
am Dienstag, 25. Juni 2024, 14:00 - 16:00 Uhr (s.t.) im Gebäude Helsinki, Raum 063

Künstliche Intelligenz und ihre Konsequenzen für Bildung und Gesellschaft

Der Faktor Künstliche Intelligenz (KI) macht eine Neubestimmung von Individuum, Bildung und Gesellschaft unumgänglich. Im Rahmen der Campusgespräche wird aus Sicht verschiedener Disziplinen diskutiert, welche Rolle KI in Bildung und Gesellschaft spielt und zukünftig spielen soll, muss und darf. Wie beeinflusst KI unser Zusammenleben, Lehren und Lernen? Wie verändert sie unsere Vorstellungen von Bildung und Gesellschaft? Die Vorträge befassen sich mit den didaktischen Möglichkeiten und ethischen Aspekten des KI-gestützten Lernens und Lehrens und dem mit der KI verbundenen Transparenzproblem, den gesellschaftlichen Auswirkungen von KI und der zugrundeliegenden Algorithmen sowie den Konsequenzen der digitalen Transformation für gesellschaftliche Zusammenhänge.

Die Vorträge finden immer dienstags von 16:00 (c.t.) bis 18:00 Uhr in HEL 066 statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Webex-link zum Vortrag am 4.6.2024 und am 18.6.24: 

Meeting-Link: https://uni-flensburg.webex.com/uni-flensburg-de/j.php?MTID=m24cb0fe39227f601aebd538399d93364

Meeting-Kennnummer: 2780 554 3475 / Meeting-Passwort: CG2024

Weitere Einwahlmöglichkeiten

12.3.24 Alice Watanabe (Uni Hamburg)
 
Künstliche Intelligenz im Diskurs: Ethik und Reflexionen zum Einsatz von KI in der Hochschulbildung
 
Der Vortrag konzentriert sich auf künstliche Intelligenz (KI) in der Hochschulbildung, mit besonderem Augenmerk auf ethische Aspekte. Chancen und Herausforderungen werden aufgezeigt, in den Kontext hochschulpolitischer Ziele gestellt und der Einsatz von Chat GPT und verwandten Technologien in der Lehre untersucht.
23.4.24 Robert Seyfert (CAU Kiel)
 
Generative Interaktionen. Zu einer Soziologie algorithmischer Sozialität

Der Vortrag geht davon aus, dass mit der digitalen Transformation gesellschaftliche Veränderungen einhergehen, die eine grundlegende Revision soziologischer Theoriebestände erfordern. Der Text macht dazu mit der Theorie algorithmischer Sozialität (TaS) ein Angebot. Diese Theorie soll 1.) neue (post-)soziale Beziehungen, die im Prozess der digitalen Transformation entstehen, begrifflich fassen und mit anderen in der Soziologie etablierten Typen sozialer Beziehungen (intersubjektive, interobjektive etc.) in einen systematischen Zusammenhang bringen. Dabei soll die Digitalisierung nicht als vereinheitlichende (oder gar vereinfachende) Bewegung verstanden werden, sondern 2.) als ein Prozess, in dem sowohl die Beziehungsformen als auch die Elemente dieser Beziehungen vielfältiger und heterogener werden. 3.) werden die Individuen bzw. Elemente (menschliche Subjekte, algorithmische Objekte etc.), die in diesen Beziehungen und Prozessen eine Rolle spielen, typologisch kartographiert.

Im zweiten Teil des Vortrags wird die Theorie algorithmischer Sozialität am Beispiel eines sozialen Phänomens illustriert: der Interaktion mit generativer KI wie ChatGPT. Dabei sollen sowohl die Schwächen der bisherigen soziologischen Forschung zu generativer KI als auch die besonderen Stärken von TaS aufgezeigt werden. Entgegen der Vorstellung, dass KI auf eine zunehmende Trennung von technischen Systemen und menschlichen Nutzer*innen hinausläuft, zeigt sich, dass es sich vielmehr um eine grundlegende Transformation und Intensivierung dieser Beziehung handelt. Für diese neue Form der sozialen Beziehung schlage ich den Begriff der generativen Interaktion vor.

28.5.24 Dominikus Herzberg (TH Mittelhessen)
 
Generative KI in Schule, Hochschule, Wissenschaft: Eine Rückbesinnung auf die Didaktik

KI ist gekommen, um zu bleiben. Aber nichts an der Auseinandersetzung mit ihrem Gebrauch ist einfach (Reinmann & Watanabe, 2024). Ein Blick auf die Technik generativer Sprachmodelle hilft zu verstehen, dass maschinelle Datenalgorithmik sprachlich Entäußertes aus Lebensvollzügen als Abstraktionen vermittelter und vollzogener Lebenswirklichkeit erlernt und damit neue Texte hervorbringen kann. Für Menschen stellen die Texte erstaunlich oft und meist bemerkenswert gut anschlussfähige Kommunikation dar. Aber es gilt zu unterscheiden: "Die Fähigkeit zu denken, die wir mit Intelligenz assoziieren, kann von der Fähigkeit, an Kommunikation teilzunehmen, getrennt werden." (Esposito, 2024, S. 24) Das verweist maschinelle Intelligenzen mit ihren Kommunikationsangeboten auf ihre Plätze – und entlässt uns nicht aus der Verpflichtung darüber nachzudenken, welche Risiken mit ihrem Gebrauch einhergehen: Datafizierung, Deskilling, Asozialität, Verständnisverlust, Entgeisterung, Werteverschiebungen. Ohne eine Rückbesinnung auf den Wert und die Ausgangspunkte von Didaktik will mir ein Umgang mit diesen Risiken aber auch den Chancen generativer KI in den Kontexten von Schule, Hochschule und Wissenschaft kaum möglich erscheinen. Je nachdem sind die Diskurse zu führen in Auseinandersetzung mit der Schuldidaktik, der Hochschul- und der Wissenschaftsdidaktik.

Prof. Dr.-Ing. Dr. phil. Dominikus Herzberg ist Professor für Informatik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (Gießen) und in der Informatik und den Bildungswissenschaften promoviert. In Forschung und Lehre beschäftigt er sich mit Wissenschaftsdidaktik, Design-Based Research und Higher Education in der Informatik.

4.6.24 Annekatrin Bock (Uni Vechta) KI in der schulischen Bildung: Aktuelle Themen, Fragen und mögliche Zukünfte Künstliche Intelligenz oder besser generative pretrained transformer (GPT-Assistenzsysteme) sind ein (weiterer) Mitspieler in Schule und Unterricht, der das Bildungssystem in seiner heutigen Form (erneut) hinterfragt: Ob Prüfungskultur, Hausaufgaben, Unterrichtsplanung oder die Rolle von Lehrpersonen und Schüler*innen im unterrichtlichen Setting - KI rüttelt an lange gefestigten Grundpfeilern schulischer Bildung.  Gleichzeitig bieten sich aktuell Gelegenheiten, um für Schul- und Unterrichtsentwicklung wichtige Fragen zu stellen: Was ist guter Unterricht, Bildung und Lernen mit und über KI und wie wollen wir prüfen in einer KI durchwirkten Welt? Der Vortrag setzt hier an, zeigt aktuelle Entwicklungen und lädt dazu ein, gemeinsam über mögliche Zukünfte von Schule ins Gespräch zu kommen.
Annekatrin Bock ist Professorin für Medienforschung mit dem Schwerpunkt Digitalisierung der Bildung an der Universität Vechta und wissenschaftliche Leitung des Medienkompetenzzentrums in Vechta. Zuvor leitete sie das Forschungsteam Medien in der Schule (MediS) am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut in Braunschweig.
18.6.24 Christian Filk &
Uwe Neuhaus
(EUF)
Was ist Künstliche Intelligenz-Bildung? Thesen zur Verortung Die aktuellen Diskurse um Bildung und Künstliche Intelligenz bewegen sich zwischen euphemistischer Heiligsprechung einerseits und kulturpessimistischer Verdammung andererseits. Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen und ambivalenten Implikationen versucht der Vortrag zu bestimmen, was KI-Bildung ist bzw. sein kann. Unter Berücksichtigung insbesondere bildungswissenschaftlicher und informatischer Perspektiven werden Thesen zu einem niederschwelligen, emanzipatorischen und partizipativen Ansatz entwickelt. Die Konkretisierung dieses Konzepts erfolgt anhand zweier exemplarischer Erklärungsstränge KI-gestützten Lehrens und Lernens aus dem Schul- bzw. Hochschulbereich.

Flensburger Campusgespräche im Herbstsemester 2022

Zum Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Pädagogik gehört es, sich zu einem "Nie wieder Krieg" zu bekennen. Aktuell  sehen sich jedoch viele der in Europa eingeübten Sichtweisen auf Krieg und Frieden mit dem Vorwurf der Naivität konfrontiert und scheinen überholt. Zu fragen ist, was es gegenwärtig heißt, pädagogisch für Frieden zu arbeiten? Wie formieren sich Betroffenheiten von der Realität von Krieg neu? Welche Herausforderungen ergeben sich für Kinder,  Jugendliche, Pädagog_innen und Bildungssysteme? Wie ist Pädagogik in den gesellschaftlichen Umgangs mit der Realität von Krieg involviert?

Vorträge:

25.10.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

David Salomon Die Militarisierung der Öffentlichkeit und die Ästhetisierung des Krieges. Kriege werden stets von Formen einer "geistigen Mobilmachung" begleitet. Auch der gegenwärtige Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Berichterstattung über ihn sind (auf beiden Seiten) nicht frei von Inszenierungen im Sinne einer Ästhetisierung des Krieges.

15.11.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Juliana Krohn  "Friedensbildung otherwise" – Überlegungen zu einer dekolonial informierten Friedensbildung

"Friedensbildung otherwise" - Überlegungen zu einer dekolonial informierten Friedensbildung

Mit der theoretischen Konzeptualisierung von dekolonialer Friedensbildung (im Globalen Norden) wird die Kritischen Friedensbildung, die Gewalt auf struktureller, direkter und kultureller Ebene adressieren und transformieren will, erweitert. Durch das Hinzuziehen dekolonialer Perspektiven wird der Gewaltbegriff um eine onto-epistemische Ebene ergänzt. Damit wird das Ziel der Friedensbildung, zur Reduktion von Gewalt beizutragen, mit  der ständigen kritischen Selbstreflektion der eigenen Gewalt(-freiheit) angereichert. Zudem wird der Friedensbegriff pluriversalisiert, also aus einer Vielfalt lokaler Perspektiven und zugleich macht- und herrschaftskritisch gedacht.

29.11.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Judith Jording Flucht und Bildung – ungleichheitsrelevante Folgen kommunaler Bildungspraxen Kriege und andere humanitäre Krisen erzeugen immer wieder globale Fluchtbewegungen. Trotz der überwiegend restriktiven Abschottungspolitiken der EU erreichen Geflüchtete dabei auch Deutschland. Unter ihnen befinden sich viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Dies führt dazu, dass das Bildungssystem in Deutschland mit der Aufgabe der Inklusion von neu in lokale Schulsysteme migrierter Schüler:innen konfrontiert ist. Dr. Judith Jording diskutiert auf der Basis einer qualitativen Studie, wie geflüchtete Schüler:innen in Schulen und Schulverwaltungen als sogenannte ‚Seiteneinsteiger‘ differenziert werden und welche bildungsbiografisch bedeutsamen, ungleichheitsrelevanten Folgen sich daraus für sie ergeben.

13.12.2022

16:15 bis 17:45 Uhr

OSL 247

Pascal Delhom Vertrauen und Sicherheitspolitik "Nach den Erfahrungen von Krieg, Völkermord und Totalitarismus im XX. Jahrhunderts drückte sich für viele Menschen die Lehre der Geschichte in der Formel "Nie wieder" aus. Doch es scheint die Lehre der jüngsten Geschichte zu sein, dass diese Gesinnung allein sehr gebrechlich ist, wenn sie sich nicht mit den Bedingungen ihrer Erfüllung befasst. Unter diesen Bedingungen zählt, so möchte ich argumentieren, ein Verständnis und eine Praxis der Sicherheit durch Kooperation, die sich nicht primär gegen potentielle und reale Gefahren richtet, sondern die anderen in einer gemeinsamen Sicherheit einbindet."
Die Termine finden von 14:15 bis 15:45 Uhr, je nach Pandemielage im Gebäude HELSINKI, Raum 063 oder digital statt
22.03.2022 Jürgen Budde Wozu ist die Schule da? – Perspektiven Transformatorischer Bildung Der Schule stellt sich  durch den Schulstreik der Fridays for Future-Bewegung die Frage nach ihrer Funktion in neuer Dringlichkeit. Denn einerseits sind die Erwartungen an Bildung hoch. Gleichzeitig werden auch die Grenzen pädagogischen Handelns und einer Pädagogisierung politischer Konflikte deutlich. Zentrale These ist, dass heutiger Unterricht nicht hinreichend auf die ungewisse Gewissheit sozialökologischer Krisen und Herausforderungen vorbereitet.
05.04.2022 Michaela Christ & Bernd Sommer Nachhaltigkeit als gesellschaftspädagogische Aufgabe? Überlegungen zu BNE Hitzewellen, Dürren, Brände, Stürme, Starkregen und Überschwemmungen - im Wochenrhythmus werden inzwischen aus allen Teilen der Welt solche Ereignisse gemeldet. Klimaforscher*innen gelten sie als Warnsignale. Sie fordern, es müsse sich rasch etwas verändern am gesellschaftlichen Umgang mit der Natur um die Erderwärmung einzudämmen und die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gilt dafür als ein wichtiger Baustein. Der Vortrag widmet sich der Kritik am Konzept der Bildung für Nachhaltige Entwicklung und fragt danach, ob mangelnde Bildung und mangelndes Wissen tatsächlich der limitierende Faktor auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind.
19.04.2022 Christine Thon Bildung, Krise und Postwachstum Ausgehend von der postwachstumsökonomischen Kritik an verbreiteten Nachhaltigkeitsstrategien zeigt sich: Einschlägige Konzepte von Bildung mit ihren Selbststeigerungsprogrammatiken sind ähnlichen Wachstumslogiken verhaftet wie die ökonomischen Ordnungen, die in die globale ökologische und gesellschaftliche Krise geführt haben. Aufschlussreich ist es hier, die Klimakrise zusammen mit der Care-Krise als Ausdruck "einer einzigen Krise des ‚Reproduktiven‘" (Biesecker/Hofmeister) aufzufassen. Aus der Perspektive geschlechterkritischer care-ökonomischen Analysen zu Wachstum und (Re-)Produktivität ergeben sich Anhaltspunkte für die Formulierung eines postwachstumstheoretischen Bildungsbegriffs.
26.04.2022 Beatrix Niemeyer Bildung für nachhaltige Entwicklung findet nicht (nur) an Schulen statt. Zur Institutionalisierungsgeschichte eines Bildungsbereichs Wie und wo entsteht gesellschaftlich relevantes Wissen? Von der Anti-AKW-Bewegung zur Verabschiedung der Sustainable Development Goals begibt sich der Vortrag auf die Spur der Genese des Konzepts von BNE. Die historische Perspektive unterstreicht die Bedeutung informeller, selbstorganisierter Lernprozesse und außerschulischer Lernorte und wirft Fragen nach den Grenzen schulischer Vermittlung auf.
17.05.2022 Helge Kminek (Frankfurt) Überleben durch Bildung? – Zur Bildungsphilosophie Heinz-Joachim Heydorns im Anthropozän Kann die Bildungsphilosophie Heinz Joachim Heydorns, insbesondere dessen Aufsatz "Überleben durch Bildung. Umriss einer Aussicht" (1974), noch heute Anregungen und Hinweise oder gar Antworten geben, angesichts der Zerstörung der sogenannten natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen und andere Lebewesen durch den Menschen (Anthropozän)? Diese Frage steht im Zentrum des Vortrags.
31.05.2022 Marie-Christine Vielbuchen Go forward! – Inklusive Bildung für nachhaltige Entwicklung Die Bedeutsamkeit von Inklusion und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist mittlerweile unumstritten. Was ist relevant, wenn beide Themenfelder zusammentreffen? Ausgehend vom Thema Inklusion wird der Bezug zu BNE gezogen. Der Vortrag setzt sich mit Potenzialen und Herausforderungen der Verbindung von Inklusion und BNE auseinander. Es werden Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und Aspekte, die bei der konkreten Umsetzung eine Rolle spielen, diskutiert.

Link zu den Vorträgen

Meeting-Kennnummer (Zugriffscode): 2732 442 8566
Meeting Passwort: BnEVortragsreihe
organisiert von Prof. Dr. Marion Pollmanns, PD Dr. Thomas Wenzl, Dr. Sascha Kabel

Selbstimmunisierungstendenzen der qualitativ-rekonstruktiven Bildungsforschung

Ein wesentliches Merkmal des qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses ist – zumindest dem Anspruch nach – seine Offenheit. So zielt die qualitativ-rekonstruktive Forschung gegenüber einer hypothesenprüfenden Forschung bekanntlich darauf, erst am Material Theorien zu generieren, mithin "die Sache selbst" zum Sprechen zu bringen.

Gleichzeitig wird im methodologischen Diskurs der qualitativ-rekonstruktiven Forschung durchaus das Problem einer Verzerrung des Forschungsprozesses durch theoretische Bezüge und ggf. damit verbundener Normativitätsprobleme anerkannt und systematisch reflektiert (siehe bspw. ZQF 2/2019). Kaum jemand jedenfalls, der/die an die Fiktion eines theoretisch absolut voraussetzungslosen Forschens glauben würde.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch der qualitativ-rekonstruktiven Forschung, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, und der gleichzeitigen Gefahr, dass sich durch Forscher*innen in den Forschungsprozess Eingebrachtes in ihren Ergebnissen bestätigt, soll in den Campusgesprächen in den Blick genommen werden. Dabei geht es weniger um allgemeine theoretische Klärungen als um themenspezifische Beiträge, die exemplarisch herausarbeiten, wie sich Prämissen, theoretische Grundannahmen, normative Überzeugungen etc. (ungewollt) in den Befunden rekonstruktiver Bildungsforschung reproduzieren. Ohne den Anspruch, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, als hoffnungslos naives Ideal entlarven, oder die Annahme einer (normativen) Eigenlogik der Sache negieren zu wollen, soll problematisiert werden, dass "die Sache" der qualitativ-rekonstruktiven Forschung nicht automatisch und selbstverständlich als "Gegenstand" gegeben ist, der sich als wehrhaft gegenüber den Erkenntnisinteressen der Forschenden erweist.

Vorträge:

30.03.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Dr. Christian Herfter (Universität Leipzig) Titel: "Sehen, was sein soll?!
Zur Bedeutung der Normativität im pädagogischen Forschungsmodus
04.05.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 064
Prof. Dr. Jürgen Budde folgt
25.05.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Prof. Dr. Anke Wischmann folgt
22.06.2022
18:00 bis 20:00 Uhr
HEL 065
Dr. Tanya Tyagunova folgt