(Spiel)Räume dekolonialer Bildung - Interdisziplinäre Perspektiven auf Rassismen unter postkolonialen Bedingungen
Dass Rassismus in gesellschaftliche Strukturen, Institutionen und Praxen tief eingeschrieben ist, wird auch in öffentlichen Diskursen zunehmend thematisierbar. Gleichwohl sind insbesondere die kolonialen Verwobenheiten und die Historizität gegenwärtiger rassistischer Ordnungen, Ausgrenzungsstrukturen und Marginalisierungen selten Teil der öffentlichen Auseinandersetzungen in Deutschland.
Mit der Veranstaltungsreihe möchten wir einen Raum schaffen, um verschiedene Zugänge, Ansätze und damit verbundene (Spiel-)Räume rassismuskritischer und dekolonialer Bildung in der formalen, non-formalen und informellen Bildungspraxis aus interdisziplinären Perspektiven auszuloten und auszudifferenzieren.
Gemeinsam mit Akteur:innen aus Wissenschaft, Bildungspraxis, Bildungsadministration sowie mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen möchten wir in unterschiedlichen Formaten diskutieren. Dabei werden u.a. die Felder Schule, außerschulische Bildungsarbeit, Erwachsenenbildung, Universität fokussiert.
Termine im Herbstsemester 2024:
15. November 2024, 18-20 Uhr (c.t.): Prof. Dr. Alisha M. B. Heinemann, Universität Bremen Online-Vortrag: "Erziehungswissenschaften dekolonisieren - Eine Einführung"
Abstract: Um über Spielräume dekolonialer Bildung und über postkoloniale Bedingungen zu sprechen, kann eine Einführung in die de- und postkoloniale Grammatik hilfreich sein. In diesem Vortrag geht es daher um eine Einführung in das Verständnis einiger grundlegender Begriffe wie zum Beispiel 'epistemische Gewalt', 'hegemoniale Wissensproduktion', 'gestattet Ignoranz', 'white supremacy', 'koloniale Matrix', Macht-Wissen-Komplexe, Diskurse u.a. Ausgestattet mit diesen Begriffen wird es leichter a) die Rolle der Wissenschaft(en) im Kontext (post)kolonialer Bedingungen nachzuvollziehen, b) gegenwärtige Ungleichheitsverhältnisse kritisch zu hinterfragen und c) Bildungsräume zu nutzen, um produktiv in eben diese Verhältnisse zu intervenieren.
Anmeldelink:
https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r7702ad9bfe0511c0e43950617822f2ba
27. November 2024, 16-18 Uhr (c.t.): Dr. Kim Todzi, Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe, Universität Hamburg "Die langen Schatten der Vergangenheit: Kolonialismus und dessen Aufarbeitung in Hamburg". Raum HEL 067 und online
Abstract: Hamburg, selbsternanntes "Tor zur Welt", war zugleich ein Tor zur kolonialen Welt. Doch wie prägte der Kolonialismus Hamburg und wie geht die Stadt heute mit den Spuren ihrer kolonialen Vergangenheit um? Seit einigen Jahren führen gesellschaftliche Debatten zu der Frage, wie eine angemessene Auseinandersetzung mit diesem Erbe aussehen könnte. Im Jahr 2014 entschloss sich Hamburg als erstes Bundesland zu einem Neustart in der postkolonialen Erinnerungskultur und gründete unter anderem die Forschungsstelle "Hamburgs (post-)koloniales Erbe" an der Universität Hamburg. Welche Rolle kann eine wissenschaftliche Institution in Zeiten aufgeheizter Kulturkämpfe spielen? Welchen Stellenwert hat wissenschaftliche Grundlagenforschung in einer postkolonialen Erinnerungskultur?
Anmeldelink:
https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r04fec48d1258eb461798dc1d1c7f505b
11. Dezember 2024, 16-19 Uhr (c.t.): Prof. Dr. Lilith Rüschenpöhler, Norwegian University of Science and Technology Trondheim, "Was bedeuten postkoloniale Perspektiven in Naturwissenschaften und naturwissenschaftlichem Unterricht?" Raum HEL 067 und online
Abstract: Postkoloniale Theorie wird typischerweise in den Geistes- und Sozialwissenschaften diskutiert, während die Naturwissenschaften oft noch als wertfrei wahrgenommen und Machtverhältnisse seltener adressiert werden. Doch was bedeutet es, eine postkoloniale Perspektive auf die Naturwissenschaften und den naturwissenschaftlichen Unterricht einzunehmen? Der Beitrag bietet exemplarische Einblicke in dieses Feld und eröffnet die Diskussion über mögliche Ansätze zur Integration postkolonialer Perspektiven in die Naturwissenschaften.
Anmeldelink:
https://uni-flensburg.webex.com/weblink/register/r7f0872528355a9f69fc664386167840d
***
Die Veranstaltungsreihe findet im Rahmen der Campus Gespräche der Europa-Universität Flensburg statt und wird organisiert vom Institut für Erziehungswissenschaften, der Abteilung Integrative Geographie, der Abteilung Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit und dem Seminar für Geschichte und Geschichtsdidaktik.
Sie wird unterstützt durch das Zentrum für Bildungs-, Schul-, Unterrichts- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS) und dem Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ZfL)
Abschlusspräsentation eines Forschungsseminares unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Budde
am Dienstag, 25. Juni 2024, 14:00 - 16:00 Uhr (s.t.) im Gebäude Helsinki, Raum 063
Künstliche Intelligenz und ihre Konsequenzen für Bildung und Gesellschaft
Der Faktor Künstliche Intelligenz (KI) macht eine Neubestimmung von Individuum, Bildung und Gesellschaft unumgänglich. Im Rahmen der Campusgespräche wird aus Sicht verschiedener Disziplinen diskutiert, welche Rolle KI in Bildung und Gesellschaft spielt und zukünftig spielen soll, muss und darf. Wie beeinflusst KI unser Zusammenleben, Lehren und Lernen? Wie verändert sie unsere Vorstellungen von Bildung und Gesellschaft? Die Vorträge befassen sich mit den didaktischen Möglichkeiten und ethischen Aspekten des KI-gestützten Lernens und Lehrens und dem mit der KI verbundenen Transparenzproblem, den gesellschaftlichen Auswirkungen von KI und der zugrundeliegenden Algorithmen sowie den Konsequenzen der digitalen Transformation für gesellschaftliche Zusammenhänge.
Die Vorträge finden immer dienstags von 16:00 (c.t.) bis 18:00 Uhr in HEL 066 statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Webex-link zum Vortrag am 4.6.2024 und am 18.6.24:
Meeting-Link: https://uni-flensburg.webex.com/uni-flensburg-de/j.php?MTID=m24cb0fe39227f601aebd538399d93364
Meeting-Kennnummer: 2780 554 3475 / Meeting-Passwort: CG2024
Flensburger Campusgespräche im Herbstsemester 2022
Zum Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Pädagogik gehört es, sich zu einem "Nie wieder Krieg" zu bekennen. Aktuell sehen sich jedoch viele der in Europa eingeübten Sichtweisen auf Krieg und Frieden mit dem Vorwurf der Naivität konfrontiert und scheinen überholt. Zu fragen ist, was es gegenwärtig heißt, pädagogisch für Frieden zu arbeiten? Wie formieren sich Betroffenheiten von der Realität von Krieg neu? Welche Herausforderungen ergeben sich für Kinder, Jugendliche, Pädagog_innen und Bildungssysteme? Wie ist Pädagogik in den gesellschaftlichen Umgangs mit der Realität von Krieg involviert?
Vorträge:
Die Termine finden von 14:15 bis 15:45 Uhr, je nach Pandemielage im Gebäude HELSINKI, Raum 063 oder digital statt
Link zu den Vorträgen
organisiert von Prof. Dr. Marion Pollmanns, PD Dr. Thomas Wenzl, Dr. Sascha Kabel
Selbstimmunisierungstendenzen der qualitativ-rekonstruktiven Bildungsforschung
Ein wesentliches Merkmal des qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses ist – zumindest dem Anspruch nach – seine Offenheit. So zielt die qualitativ-rekonstruktive Forschung gegenüber einer hypothesenprüfenden Forschung bekanntlich darauf, erst am Material Theorien zu generieren, mithin "die Sache selbst" zum Sprechen zu bringen.
Gleichzeitig wird im methodologischen Diskurs der qualitativ-rekonstruktiven Forschung durchaus das Problem einer Verzerrung des Forschungsprozesses durch theoretische Bezüge und ggf. damit verbundener Normativitätsprobleme anerkannt und systematisch reflektiert (siehe bspw. ZQF 2/2019). Kaum jemand jedenfalls, der/die an die Fiktion eines theoretisch absolut voraussetzungslosen Forschens glauben würde.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch der qualitativ-rekonstruktiven Forschung, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, und der gleichzeitigen Gefahr, dass sich durch Forscher*innen in den Forschungsprozess Eingebrachtes in ihren Ergebnissen bestätigt, soll in den Campusgesprächen in den Blick genommen werden. Dabei geht es weniger um allgemeine theoretische Klärungen als um themenspezifische Beiträge, die exemplarisch herausarbeiten, wie sich Prämissen, theoretische Grundannahmen, normative Überzeugungen etc. (ungewollt) in den Befunden rekonstruktiver Bildungsforschung reproduzieren. Ohne den Anspruch, die Sache selbst zum Sprechen zu bringen, als hoffnungslos naives Ideal entlarven, oder die Annahme einer (normativen) Eigenlogik der Sache negieren zu wollen, soll problematisiert werden, dass "die Sache" der qualitativ-rekonstruktiven Forschung nicht automatisch und selbstverständlich als "Gegenstand" gegeben ist, der sich als wehrhaft gegenüber den Erkenntnisinteressen der Forschenden erweist.
Vorträge: