Willkommen zur Flensburger Ringvorlesung

Seit dem Sommersemester 2013 findet in jedem Semester die Ringvorlesung in Kooperation mit der Phänomenta und der Flensburger Volkshochschule im Vortragssaal der Phänomenta statt. Die Vortragenden aus verschiedenen Disziplinen präsentieren hier ihre selbstgewählten Themen. Ein jährlich wechselndes Oberthema stellt einen Bezug zwischen den Vorträgen her. Auf dieser Seite ist das aktuelle Programm mit den zugehörigen Zusammenfassungen und das Archiv der Ringvorlesung zu finden.

Ort & Zeit

Jeweils montags um 18.00 Uhr in der Phänomenta Flensburg.

Ringvorlesung "geschmack-voll"

Nachdem in der letzten Ringvorlesung der Blick auf Geschmacklosigkeiten gerichtet wurde, soll in diesem Semester der positive Gegensatz ins Zentrum gerückt werden. Ebenso wie geschmacklos bezieht sich auch geschmackvoll zwar eigentlich auf eine Sinneserfahrung, wird aber oft im übertragenen Sinne verwendet und auf ästhetisch ansprechende oder stilvolle Gestaltung oder Inhalt bezogen. Das, was als geschmackvoll bezeichnet wird, hat daher meistens wenig mit wohlschmeckendem Essen oder Trinken zu tun. Was Geschmackvoll ist (oder auch nicht) liegt somit im Auge der Wahrnehmenden – auch wenn etwa Immanuel Kant formulierte, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Insofern ist es sicher nicht überraschend, dass in dieser Ringvorlesung Forschende aus Bereichen wie Kunst, Literatur oder Musik zu Wort kommen werden.

Mit Formulierungen wie geschmackvoll und ‚dem guten Geschmack entsprechend‘ wird aber auch gefordert (und teilweise gefördert), was gesellschaftlichen Normen oder Werten entspricht. Auch derartige Fragestellungen werden von Forschenden aus ihrer disziplinären Perspektive thematisiert.

Das Übertragen des Gegensatzpaares Geschmacklos und Geschmackvoll lässt sich aber auch noch eine Stufe weiterführen: dann wäre gute Wissenschaft das, was ich tue – und geschmacklose, also schlechte Wissenschaft das, was einige andere tun. Anders und angemessener formuliert sind dies Fragen, denen sich diese Ringvorlesung ebenfalls widmen möchte: Was zeichnet gute Wissenschaft aus und wo endet diese? Und wie wird entschieden, was noch Gegenstand der wissenschaftlichen Analyse ist oder werden darf, und was angemessene Methoden wissenschaftlicher Disziplinen sind? Wie ist mit neuen, kontroversen Ergebnissen oder Methoden der Forschung umzugehen? Müssen Literaturwissenschaftler*innen ausschließlich zu geschmackvollen Texten arbeiten? Wie interdisziplinär dürfen Wissenschaftler*innen arbeiten, und wer darf (vielleicht auch ohne formale Qualifikation) beteiligt sein? Müssen Wissenschaftler*innen ChatGPT bei der Abfassung von Texten nutzen?

Auch derartige Fragen nach den Grenzen der Wissenschaftlichkeit und deren Festlegung werden Thema einiger Beiträge sein.

30.09.

Dr. Anna Sophie Müller,
Abteilung Textil und Mode

Friederike Bill,
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf

"Blind Date & Valkyrie Projekti - Ein Kooperationsprojekt mit Studierenden auf Schloss Gottorf zur Ausstellung Joana Vasconcelos - Le Château des Valkyries"

Nach einer kurzen Einführung in die geschmackvolle Ausstellung "Joana Vasconcelos - Le Château des Valkyries" & das Schaffen der Künstlerin, wirft der Vortrag einen Blick auf innovative Vermittlungsmethoden innerhalb und außerhalb des Museums. Dabei wird die Kooperation mit der Universität Flensburg anhand von zwei gemeinsamen Veranstaltungen näher betrachtet, um letztlich die Learnings, Erfahrungen und Möglichkeiten dieser Zusammenarbeit darzustellen. 

28.10. Dr. Michael Drommler,
Institut für Germanistik

"Geschmack und Sprache. Vom Sprechen im Ungefähren"

SprachwissenschaftlerInnen beschäftigen sich nicht so sehr mit der Frage, ob etwas geschmackvoll sei oder nicht, sondern wollen vielmehr wissen, was Leute tun, wenn sie "geschmackvoll" sagen. Dieses Reden bewegt sich augenscheinlich ziemlich weit im Ungefähren. Im Vortrag wird deshalb zunächst behandelt, was man unter der Bedeutung eines Wortes verstehen kann. Nicht nur im Fall von "geschmackvoll" ist das durchaus voraussetzungsreich. Dabei sind Prozesse am Werk, die in der kognitiven Linguistik unter dem Stichwort "Metapher" behandelt werden.

11.11. Prof. Dr. Friedrich Platz,
Abteilung Musik
Nachholtermin am 16.12.!
25.11. apl. Prof. Dr. habil. Christian Stolz,
Abteilung Integrative Geographie

"Das schmeckt nach Sand und Sauerklee! Geschmackvolles aus der Physischen Geographie"

Wie schmeckt eigentlich Boden? Noch nie probiert? Und warum soll er überhaupt schmecken oder warum gibt es tatsächlich Geographen und Geowissenschaftler, die den Untergrund einer Landschaft auch mit dem Mund erkunden? Landschaften "schmecken" auf vielfältige Weise – oder eben auch nicht. Das geht weiter mit der vielfältigen Kulinarik unterschiedlicher Erdregionen, die sich die einen begeistert munden lassen und zu Hause nachkochen, die von den anderen aber verabscheut wird. Sie kennen sicher das Klischee von dem deutschen Touristen der Nachkriegszeit, der auch in Italien nach Bier, Korn und Jägerschnitzel Ausschau hält. Uns dagegen sind auch Studierende bekannt, die sich im Ausland (wie zu Hause?) partout nur von Pizza und Burgern ernähren wollen. Es endet vielleicht beim "Landschaftsgeschmack" von vielen, der aber nicht jedem schmeckt. Überhaupt die Urlaubszeit: Was macht eine Landschaft eigentlich so derart attraktiv für uns, dass wir dort unbedingt die schönste Zeit des Jahres verbringen wollen? Sind es die Berge oder das Meer oder gar die Windräder in Nordfriesland? Oder kommt es auf solche Nebensächlichkeiten vielleicht gar nicht an? Über Geschmack lässt sich bekanntlich bestens streiten – auch in der Geographie.

09.12. Dr. Julia Bloemer,
Institut für Physik und ihre Didaktik und Geschichte

"Gute und schöne Experimente überall. Wie sich physikalisches Forschen verändert"

Wenn Physikerinnen und Physiker ins Schwärmen geraten und von der Schönheit ihrer Experimente sprechen, sorgt das oft für fragende Blicke. Was soll an Kabeln, Metallboxen und einem Haufen Messgeräte schön sein? Seitdem Menschen Experimente durchführen, diskutieren sie auch darüber, welche gut oder schlecht, überzeugend oder irreführend sind. Aber woran erkennt man das? Die Antwort darauf hängt eng damit zusammen, welche Aufgaben ein Experiment erfüllen soll. Soll es eine Vermutung überprüfen oder ein Publikum überzeugen? Findet es im Labor statt oder im Klassenzimmer? Gemeinsam werfen wir einen Blick auf spannende Episoden aus der Geschichte der Physik und entdecken dabei ganz verschiedene Experimente -- und manche davon sogar schön

16.12. Prof. Dr. Friedrich Platz,
Abteilung Musik

"Schließen auch Sie hin und wieder Ihre Augen im Konzert?!" 

Warum schließen Menschen beim Musikhören die Augen – zur Entspannung, um den Musikgenuss zu intensivieren oder um sich ganz auf die Interpretin zu fokussieren? Lassen Sie sich von Welt der Musikforschung faszinieren und entdecken Sie spannende Erkenntnisse darüber, wie das Augenöffnen und -schließen das Musikerleben beeinflussen kann. Mithilfe empirischer Methoden beleuchtet der Vortrag überraschende Zusammenhänge, die Sie so vielleicht noch nicht kannten. Nutzen Sie die Gelegenheit, die vorgestellten Erklärungsansätze und Erkenntnisse im Selbstversuch nachzuvollziehen und Ihr eigenes Musikerlebnis neu zu entdecken.

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