Sommersemester 2016: Nichts
Kann ich wissen, dass ich nichts weiß? Skeptische Überlegungen
Dr. Pascal Delhom
Philosophisches Seminar
Der Satz von Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" markiert die Geburtsstunde der Philosophie als Liebe der Weisheit. Sie strebt gerade deswegen nach einer Erkenntnis des Wahren und des Guten, weil sie nicht denkt, dass sie diese bereits besitzt und dass sie bereits weiß, was zu wissen ist.
Doch diese Geburt der Philosophie kommt nicht vor jedem Wissen und besteht nicht einfach darin, dass der Philosoph oder die Philosophin nichts weiß. Im Gegenteil setzt sie Wissen voraus. Sie transzendiert es aber, indem sie es für nichtig erklärt, wie der Träumende, der aufwacht und sich an seine Träume erinnert. Der in diesem Sinne skeptische Philosoph sagt: "alles, was ich weiß, ist nichts, nun weiß ich es".
Durch diese Haltung unterbricht und öffnet er die klassischen Diskurse des Wissens. Die Geburt der Philosophie als Skeptizismus beunruhigt das Denken, belebt es zugleich und fordert es heraus. Doch ist sie selbst ein Wissen, und wenn ja, welcher Art?
Ich möchte über einige Momente des skeptischen Denkens in der Philosophie von Sokrates bis zu Levinas nachdenken.
Die besten Entscheidungen kommen aus dem Nichts – Entscheidungsprozesse und die Ausbildung von Kreativspielern im Handball
Dr. Nele Schlapkohl
Abteilung Sportwissenschaft
Im Rahmen des Vortrages werden sportpsychologische Inhalte, Forschungen und praktische Beispiele thematisiert. Der Schwerpunkt liegt diesbezüglich auf bewussten und unbewussten Entscheidungs- sowie Wahrnehmungsprozessen. Weiterhin werden Möglichkeiten für die Ausbildung von Kreativspieler im Handball diskutiert.
Zwischen dem formlosen Leeren und der Form - Das Nichts als Leerstelle in der Kunstgeschichte und der Gegenwartskunst
Prof. Dr. Manfred Blohm
Institut für Ästhetisch-Kulturelle Bildung
Nichts in der Kunst? Bildende Kunst hat etwas mit Sichtbarkeit oder Sichtbarmachen zu tun. Aus der Sicht der Künstlerinnen und Künstler sind manchmal am Anfang die leere Leinwand oder das leere Blatt da. Das ist zwar mehr als Nichts, aber noch kein Kunstwerk. Interessant ist die Frage, ob allein die leere Leinwand oder das leere Blatt "am Anfang" da sind oder ob es ein radikales Nichts in der Kunst so gar nicht gibt. Aus der Sicht der Betrachterinnen und Betrachter ist Kunst manchmal nicht wahrnehmbar oder man nimmt etwas wahr und denkt sich "Ich erkenne nichts!" Die Frage nach dem Nichts im Bezug zur Kunst wird aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert: Künstler*innenperspektive, Betrachter*innenperspektive, bildthematischer, kunsthistorischer Perspektive und aus der Perspektive des Kunstmarktes.
Ein bisschen mehr als Nichts: Knappheit und Wirtschaften oder warum Tomaten in Holland und Himbeeren in Cambridge gedeihen
Prof. Dr. Susanne Royer
IIM, Abteilung für Strategisches und Internationales Management
Knappheit ist der Ursprung allen Wirtschaftens und bevor es etwas Neues gibt, war das Neue nicht da.
Was ist der Unterschied zwischen Knappheit und Nichts im Hinblick auf das Wirtschaften im Allgemeinen und ausgewählte unternehmerische Aktivitäten im Besonderen? Wie lässt sich Knappheit durch Wirtschaften bewältigen und warum ist es manchmal vorteilhaft, eher nichts zu haben als wenig? Diese Fragen sollen im Hinblick auf die Unternehmensorganisation und -strategie beleuchtet werden. Hierbei wird es insbesondere darum gehen, die Bedeutung der Einbettung unternehmerischer Aktivitäten in Netzwerke verschiedener anderer Akteure und Spielregeln des Marktes besser zu verstehen.
Im Kontext von Knappheit versus Nichts geht es anknüpfend um die Frage: "Warum Tomaten in Holland und Himbeeren in Cambridge?"
Abschließend wird anhand verschiedener Beispiele sogenannter Plattformmärkte aufgezeigt, wie Unternehmen quasi aus dem Nichts und mit Nichts zu globalen Playern werden können (wie z.B. Airbnb, Uber, Facebook,…), während es andere dabei schwerer haben (wie z.B. die Anbieter von Elektroautos).
Gott im Licht des Nichts
Dr. Steffen Kirchhof
Seminar Kath. Theologie der Europa-Universität Flensburg
Erscheint uns Gott als abwesend weil wir ihn nicht (mehr) wahrnehmen können? Haben wir den Kontakt zu Gott verloren weil wir ihn nicht spüren oder sein Wirken sich für uns und das Leben in dieser Welt nicht erschließt? Ist der Glaube an Gott schlicht sinnlos weil wir ihn nicht einfach erkennen (können)? Könnte demgegenüber gerade aber die Erfahrung des Nichts eine besondere Erkenntnisquelle für die Wahrnehmung Gottes sein?
Diese Fragen sollen im Vortrag "beleuchtet" werden.
Wie viel "Nichts" ist physikalisch möglich?
Dr. Michael Kiupel
Abteilung für Physik und ihre Didaktik und Geschichte
Auf den ersten Blick ist "Nichts" die Abwesenheit von Materie. Räume, die nichts oder fast nichts enthalten, lassen sich mit einigem Aufwand technisch realisieren.
Auf den zweiten Blick stellt sich die Frage, ob ein Raum, der keine Materie enthält, tatsächlich leer ist. Dieser Gedanke führt in die moderne Physik und damit auch auf Effekte, die unserer täglichen Erfahrung widersprechen. Vor diesem Hintergrund gilt es schließlich die Frage zu beantworten, ob es einen ganz leeren Raum überhaupt geben kann.
Do nothing till … Nichts im Jazz
Dr. Jens Winkel
Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung
In dem Vortrag "Nichts im Jazz" macht Dr. Jens Winkel unterstützt durch Christian Spevak am Klavier einen musikalischen Ausflug in Texte bekannter Jazzstandards auf der Suche nach Bezügen zum "Nichts". Er stellt dabei immer wieder Bezüge zum Wissenschaftsbetrieb der Universität her. Spielen Themen, die sich aus diesen Jazztexten ableiten lassen, auch eine Rolle in der Gestaltung und Durchführung von Forschung und Lehre?