Abgeschlossene Forschungsprojekte

Effektivität von Sprachenpolitik

Von März 2018 bis September 2019 wurde ein vom Smithsonian Center for Folklife and Cultural Heritage gefördertes Forschungsprojekt (SMiLE) zur Effektivität nordfriesischer Sprachenpolitik durchgeführt. In diesem Projekt arbeiteten die Flensburger WissenschaftlerInnen Femmy Admiraal, Temmo Bosse, Nils Langer und Lena Terhart mit den KollegInnen Antje Arfsten und Thomas Steensen vom Nordfriisk Instituut zusammen, um zu ermitteln, welche Rolle sprachpolitische Maßnahmen wie Schulunterricht auf den Gebrauch und die Wahrnehmung des Nordfriesischen gespielt hat. Das Smithsonian förderte in diesem Zusammenhang auch sechs weitere Projekte zu anderen europäischen Minderheitensprachen.

Ausführliche Informationen zu diesem Forschungsprojekt finden Sie hier, einen Abschlussbericht bildet:

Admiraal, F. Langer, N. & Terhart, L. (2019). Measuring Effectiveness: A Study on Changes in Minority Language Use and Perception due to Revitalisation Efforts, with Evidence from North Frisian. Smithsonian Center for Folklife and Cultural Heritage. Dataset. https://doi.org/10.25573/data.21411705 

Historische Dialektologie und nordfriesische Daten

Temmo Bosse untersucht im Rahmen seiner 2019 abgeschlossenen Dissertation, die an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel betreut wurde, von welcher Qualität die Daten historischer Dialekterhebungen des Nordfriesischen sind. Konkret geht es dabei um die im Zuge von Georg Wenkers großangelegter Befragung für den Sprachatlas des Deutschen Reiches erhobenen Materialien in friesischer Sprache. Diese sogenannten friesischen Wenkermaterialien stellen zwar nur einen sehr geringen Anteil innerhalb der gesamten Spracherhebung im damaligen Deutschen Reich dar, in Nordfriesland hat es jedoch nie eine engmaschigere Untersuchung der Sprache gegeben. Die Materialien stammen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aus dem späten 19. Jahrhundert. Sie sind seitdem in der frisistischen Forschung kaum berücksichtigt worden, da sie für eine lange Zeit nur schwer zugänglich waren und zudem im Ruf standen, unzuverlässig zu sein. Dabei handelt es sich um mehr als siebzig Formulare aus dreiundsechzig Ortspunkten in Nordfriesland (sowie sechs weitere aus dem Saterland und von Wangerooge). Auf diesen Fragebögen wurden von den jeweiligen örtlichen Volksschullehrern die vierzig bekannten sogenannten Wenkersätze in der jeweiligen friesischen Dorfmundart niedergeschrieben. Auch heute bereits ausgestorbene Dialekte der nord- und ostfriesischen Sprache sind im Material vertreten. Im Zuge des Forschungsprojekts sollen diese historischen Dialektdaten zugänglich gemacht, exemplarisch untersucht und bewertet werden.

Auslöser und Verlauf von Sprachenwechsel: Dynamiken in der historischen Mehrsprachigkeit von Friedrichstadt 1650-1850

In diesem 2024 abgeschlossenen Dissertationsprojekt wurde die Sprachgeschichte Friedrichstadts (Kreis Nordfriesland) von den niederländischen Anfängen im 17. Jahrhundert bis zur hochdeutschen Moderne näher untersucht. Als Gründung durch niederländische Glaubensflüchtlinge hielt sich Niederländisch hier über viele Jahrzehnte und zum Teil Jahrhunderte hinweg als Amts- und Kirchensprache (für eine erste Untersuchung: Menke, Hubertus (1982): "Nedderlender mit allerhand verdechtiger Religion beflecket". Zur Sprache und Geschichte der Westerschen in den Herzogtümern Schleswig und Holstein (Gouden Eeuw). (Habilitationsschrift) Universität Kiel.). Ziel des Projektes war es, einen detaillierten Überblick über die Sprachgeschichte und vor allem über die Sprachgebrauchsgeschichte dieser Stadt zu erhalten, um besser zu verstehen, wie Sprachwandelprozesse noch dazu in einer Situation, in der die eingewanderte Sprache prestigeträchtiger als die Sprache der Umgebung ist, abliefen, wie Menschen in ihrem Alltag mit Mehrsprachigkeit umgingen und welche Rolle dabei soziale Faktoren wie Stand oder Religion spielten. Welche Sprachen wurden wann und in welchem Bereich verwendet? Sind gegenseitige Einflüsse erkennbar? Welche Faktoren haben den Spracherhalt gefördert oder zum Sprachwechsel bewegt? Dazu wurden Dokumente wie Briefe, Tagebücher, Protokolle und Berichte aus und über Friedrichstadt auf die verwendete Sprache, den Sprachstand und metasprachliche Kommentare untersucht, diese mit sozialen Faktoren der Schreiber und Schreiberinnen in einen Zusammenhang gebracht und die so gewonnenen Erkenntnisse in linguistische, historische, theologische und kulturwissenschaftliche Kontexte eingeordnet.

Die Untersuchungen wurden gefördert durch ein Stipendium des Landes Schleswig-Holstein.