Kalender des ICES
Kultur und Reparation. Das Käte Hamburger Kolleg CURE und seine Projekte
online
Das Literatur- und kulturwissenschaftliche Kolloquium lädt in Kooperation mit dem ICES herzlich zum nächsten Vortrag in der Reihe Texte und Themen für die Gegenwart ein:
23.4., 18.15 Uhr Online-Veranstaltung, Link:https://uni-flensburg.webex.com/uni-flensburg/j.php?MTID=m42dc46c11120b93219f7fbe04e2d91d4
Prof. Dr. Markus Messling, Prof.in Dr. Christiane Solte-Gresser (Universität des Saarlandes)
Kultur und Reparation. Das Käte Hamburger Kolleg CURE und seine Projekte
Viele Verletzungen und Schädigungen – wie die Zerstörung von Kulturgütern in kolonisierten Gebieten, die durch Kriegserlebnisse erzeugten Traumata oder die Folgen des Klimawandels – können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Solche Verletzungen und ihre Unwiderruflichkeit setzen häufig komplexe Aushandlungsprozesse in Gang, darunter die Veränderung kultureller Identitäten und Welten. Sie werfen die Frage danach auf, wie mit der Erfahrung einer von Gewalt, Unrecht und Zerstörung natürlicher Ressourcen geprägten Vergangenheit eine gemeinsame und lebbare Zukunft geschaffen werden kann. Neben etwa ökonomischen und juristischen Reaktionen ist die Gestaltung einer solchen Zukunft auf kulturelle Praktiken der Reparation angewiesen.
Solchen Praktiken widmet sich seit 2024 das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation CURE, in dessen Arbeit der Vortrag einen Einblick gibt. Im Fokus stehen Erinnerungskulturen und geschichtspolitische Diskurse, individuelle Erfahrungen von Verlust und Beschädigung sowie Fragen im Spannungsfeld von Natur und Kultur. Nach einem Überblick über Forschungsausrichtung und Struktur des Kollegs stellen die beiden Direktoren ihre eigenen Projekte zur Diskussion: Es geht zum einen um die Produktion von Wissen und Weltbewusstsein in der imperialen Französischen Republik und die Möglichkeiten ihrer Reparation. Zum anderen wird die Frage gestellt, ob erzählte Träume über die Shoah ein literarisches Wissen hervorbringen, das als Reparation zerstörter Subjektivität, vernichteter Tradition, lückenhafter Geschichtsschreibung und fehlender Zeugenschaft verstanden werden kann.
Mit der gemeinsamen Forschungsarbeit soll längerfristig ein umfassendes gesellschaftspolitisches Verständnis von individuellen und kollektiven Reparationsfragen in einer globalisierten Welt entstehen. Denn ein solches Wissen ist angesichts existenzbedrohender Krisen und irreparabler Schäden für ein zukünftiges Zusammenleben von grundlegender Bedeutung.
Christiane Solte-Gresser ist seit 2009 Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Dort leitete sie von 2015 bis 2024 das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg "Europäische Traumkulturen" (GRK 2021). Sie hatte Gast- und Vertretungsprofessuren an der Universität Aix-Marseille und der Goethe-Universität Frankfurt am Main inne. Seit 2023 ist sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL). Sie ist Mitglied im Direktorium von LOGOS, der internationalen Doktorandenschule der Universität der Großregion, und gibt mehrere Zeitschriften und Buchreihen mit heraus, darunter das Jahrbuch Komparatistik, Rhinozeros: Europa im Übergang, Traum – Wissen – Erzählen und die Saarbrücker Beiträge zur Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft. Seit April 2024 leitet sie zusammen mit Markus Messling das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE), finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Markus Messling ist Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Zuvor war er stellvertretender Direktor des Centre Marc Bloch – Deutsch-französisches Forschungszentrum für Sozial- und Geisteswissenschaften und Professor für Romanische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2009 bis 2014 hat er an der Universität Potsdam die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe (DFG) "Philologie und Rassismus im 19. Jh." geleitet, seit 2019 ist er Leiter des ERC Consolidator Grants "Minor Universality: Narrative World Productions After Western Universalism". Er ist ordentliches Mitglied der Academia Europaea und hatte Gastprofessuren und Fellowships an der EHESS Paris, der University of Cambridge, der School of Advanced Study/University of London sowie an der Universität Kobe in Japan inne. Seit April 2024 leitet er zusammen mit Christiane Solte-Gresser das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE), finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
***
Die Reihe "Texte und Themen für die Gegenwart" wird von den Instituten für Anglistik/Amerikanistik, Dänisch, Germanistik und Romanistik gemeinsam.
Wir freuen uns auf den Austausch!
Matteo Anastasio, Margot Brink, Eliza Comsa, Lisa Dauth, Jan Rhein, Bethany Webster-Parmentier
Veranstaltungsort
- Name
- online