Bild einer Frau, die sich Notizen macht
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Wirtschaftlich und gesellschaftlich relevant

Verleihung des Dr.-Hans-Adolf-Rossen-Preis in Flensburg

Zum 15. Mal hat die Pressestiftung Flensburg wissenschaftliche Arbeiten Studierender der beiden Flensburger Hochschulen aus den Bereichen Wirtschaft und Technik mit dem Dr.-Hans-Adolf-Rossen-Preis ausgezeichnet. Acht Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten aus dem Jahr 2022 hat die Kommission von Hochschul- und IHK-Vertreterinnen und Vertretern dafür ausgewählt. Kriterien sind gute Noten und die Relevanz der Arbeitsergebnisse für die wirtschaftliche Praxis.

Zusätzlich würdigte die IHK Flensburg mit ihrem Sonderpreis zum fünften Mal innovative Projekte oder Initiativen an der Schnittstelle von Bildung und Wirtschaft.

Von der Europa-Universität Flensburg wurden ausgezeichnet

Ewa-Maria Johannsson

Ewa-Maria Johannsson aus dem Studiengang International Management erhält einen Preis für die beste Bachelor-Arbeit. In ihrer Bachelorarbeit "Wertesysteme in Familienunternehmen – Eine fallbasierte Auseinandersetzung mit dem sechsdimensionalen Konzept nach Rau et al." hat sie sich mit den Wertesystemen von Familienunternehmen aus der Handwerksbranche beschäftigt. Ihre Leitfrage lautete: Inwiefern unterscheiden sich die Wertesysteme der deutschen Familienunternehmen in der Handwerksbranche? Dabei hat sie sich an sechs sogenannten Wertekategorien (nach Rau et al., 2019): Familientradition, Wohlwollen, Universelle Verantwortung, Zusammenhalt und Solidarität, Macht und Innovation, sowie Einbettung und deren Ausprägungsgrad in Experteninterviews abgefragt.  Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass sich die Wertesysteme von Familienunternehmen der Handwerksbranche ähneln.

Emma Thomsen

Ebenfalls aus dem Studiengang International Management wird Emma Thomsen für ihre Bachelorarbeit "Der Zusammenhang zwischen Strategien der Emotionsarbeit und Erholung bei im Gastgewerbe tätigen Mitarbeitenden" ausgezeichnet. Der Ausgangspunkt ihrer Arbeit: Die Notwendigkeit für Mitarbeitende im Gastgewerbe, ihre Emotionen so zu regulieren, dass sie positiv auf Kunden wirken. Ihre Frage: Ist das Oberflächenhandeln (Vortäuschen von Emotionen) oder das Tiefenhandeln (Erleben der erwarteten Emotionen) einer Erholung der Mitarbeitenden zuträglicher? Anhand einer Umfrage unter Mitarbeitenden des Gastgewerbes bestätigte sie die Hypothese, dass Oberflächenhandeln negativ mit Erholung und Tiefenhandeln positiv mit Erholung zusammenhängt. Ihre Schlussfolgerung: Aus gesundheitlichen und ökonomischen Gründen ist es bedeutsam, Tiefenhandeln dem Oberflächenhandeln vorzuziehen. 

Kristina Schumacher

Kristina Schumacher erhält einen Preis für die beste Masterthesis zu dem Thema "Kostenoptimierte Modellierung einer dekarbonisierten Fernwärmeversorgung". Mithilfe eines lineares Energiesystemmodells kann Kristina Schumacher eine 100 % erneuerbare Fernwärmeversorgung der Stadt Flensburg abbilden und optimieren. Die Optimierung bezog diverse Erzeugungstechnologien ein um das techno-ökonomische Maximum bezüglich einer geeigneten Zusammenstellung und Fahrweise für verschiedene Szenarien zu ermitteln. Die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen, dass Großwärmepumpen in Kombination mit verschiedenen Umgebungswärmequellen die relevanteste CO2-neutrale Versorgungstechnologie für Flensburg werden. Wasserstoff spielt für die Verwendung im Wärmesektor hingegen eine untergeordnete Rolle. Ihre Methodik und Ergebnisse hat sie an die Stadtwerken Flensburg weitergegeben und leistet so einen Beitrag zur Konkretisierung des durch die Flensburger Ratsversammlung beschlossenen Zieles einer klimaneutralen Wärmeversorgung Flensburgs bis zum Jahr 2035.

Iga Urbanski

Iga Urbanski studierte im Doppelprogramm an der Europa-Universität Flensburg und der Syddansk Universitet die Studiengänge International Management Studies/ Business, Language and Culture). Sie erhält den Dr.-Hans-Adolf-Rossen-Preis  für ihre Masterarbeit "Apprenticeships in Times of Skilled Labor Shortage - the Communicative Co-Construction of Reputation in the Case of the Craft Trades in Germany". Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels beschäftigt sie sich in ihrer Arbeit mit dem Rekrutierungspotential der Imagekampagne des Zentralverbands des Handwerks. Mittels einer vergleichenden Analyse hat sie drei Datensätze relevanter Stakeholder-Gruppen ausgewertet: Eine Online-Diskussion von Handwerkslehrlingen auf der Plattform Reddit, online-Zeitungsartikel zum Thema Ausbildung im Handwerk und die Kampagne des Handwerks in Form von Instagram-Posts. Die Analyse zeigt, dass die Handwerks-Kampagne den Wahrnehmungen einer sehr abschreckenden Ausbildungsrealität nichts entgegensetzen kann. So muss für eine attraktive Reputation zunächst die interne Kommunikation im Handwerk auf eine respektvolle Arbeitsrealität ausgerichtet werden.

Christian Hauenstein als Preisträger für die beste Dissertation

Der Preis für die beste Dissertation geht an Christian Hauenstein aus der Abteilung für nachhaltige Energiewende. In seiner Arbeit "Addressing global coal supply for climate change mitigation - Modeling and policy analysis of the global coal sector" befasst er sich mit Möglichkeiten zur Reduzierung der weltweiten Kohleförderung. Mithilfe quantitativer Modellierungstechniken und qualitativer Forschungsmethoden werden wirtschaftliche, technische und politische Treiber und Hindernisse für den Ausstieg aus der Kohle untersucht. Die Analyse zeigt unter anderem, dass weltweit ein Großteil der bestehenden Kohleminenkapazitäten vorzeitig stillgelegt werden müssten um die Klimaziele einzuhalten. Des Weiteren wird gezeigt, dass neue Kohleminen oftmals ohne Subventionen kaum rentabel wären. Die Analyse des deutschen Entscheidungsprozesses zum Kohleausstieg zeigt, wie es der eingesetzten Stakeholder-Kommission gelungen ist, die vorherige Patt-Situation zu überwinden und den Kohleausstieg einzuleiten. Die Arbeit schlussfolgert, dass zusätzliche angebotsseitige Politikmaßnahmen dazu beitragen können die Abkehr von der Kohle zu beschleunigen.

Preisgeld von insgesamt 10 000 Euro

Mit der Auszeichnung und einem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro honoriert die Pressestiftung Flensburg herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Technik. Der Preis steht als Symbol für die Leistungskraft der Flensburger Hochschulen und für die enge Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft. Namensgeber ist der 1998 verstorbene Unternehmer und IHK-Präsident Dr. Hans-Adolf Rossen. Rossen engagierte sich in erheblichem Maße für einen Hochschulstandort Flensburg und förderte zudem die deutsch-dänische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet.

Der Preis wurde am Freitag, 31. Mai, in der Industrie- und Handelskammer zu Flensburg verliehen.