Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Bremser oder Treiber? Nachhaltigkeits- und Transformationskonflikte in modernen Gegenwartsgesellschaften
Flensburg, 15.3.2022. Konflikte in aktuellen sozial-ökologischen Transformationsprozessen moderner Gesellschaften – das ist das Thema der Frühjahrstagung der Sektion Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Sie findet am 31.3. und 1.4.2022 an der Europa-Universität Flensburg statt und untersucht einen grundlegenden Widerspruch: Den Widerspruch zwischen dem Konsens moderner Gegenwartsgesellschaften, ihr Verhältnis zur natürlichen Umwelt in Zukunft nachhaltiger gestalten zu wollen, und der langsamen und höchst konfliktträchtigen Umsetzung dieser Ziele.
Besonders prominent ist dieser Widerspruch bei der Bekämpfung der Klimakrise zu beobachten. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde von 197 Staaten vereinbart, die globale Erwärmung auf "deutlich unter zwei Grad Celsius" zu begrenzen. Von kommunalen Klimazielen über den deutschen Kohleausstieg bis zum europäischen Green Deal werden seitdem auf verschiedenen Ebenen in Form von Maßnahmen und Gesetzespaketen weiter ausgehandelt und konkretisiert. Neben der institutionalisierten Politik bekennt sich auch ein Teil der Unternehmen zu entsprechenden Zielen und entwickelt neue Geschäftsmodelle oder nachhaltige Produktlinien. Gleichzeitig sollen Menschen verstärkt bei ihren Kaufentscheidungen Kriterien der Nachhaltigkeit mitberücksichtigen.
Für eine tatsächlich nachhaltigere Produktions-, Wirtschafts- und Lebensweise sind allerdings tiefgreifende Veränderungen – eine (sozial-ökologische) Transformation – in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen (z.B. Energie- und Lebensmittelerzeugung, Erwerbsarbeit und Produktion, Mobilität und Wohnen, etc.) nötig. Diese Veränderungen gehen – wenn überhaupt – sehr langsam und oftmals hoch konfliktreich vonstatten, beispielsweise bei der sogenannten Energiewende (Konflikte z.B. um Infrastrukturprojekte und die Verteilung von Kosten), der Mobilität (Konflikte etwa um die Deprivilegierung des motorisierten Individualverkehrs) oder der Ernährung und der Landwirtschaft (Konflikte z.B. um die Erzeugung und den Konsum tierischer Lebensmittel). Entsprechend verweisen Soziale Bewegungen wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion mit Bezug auf die Berichte des "Weltklimarates" IPPC vehement auf die große Kluft zwischen den vereinbarten politischen Maßnahmen und dem naturwissenschaftlich Gebotenen zur Einhaltung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen hin. Auch das deutsche Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber zum Schutz "intertemporaler Freiheitsrechte" zu ambitionierteren Klimaschutz aufgefordert.
Die geplante Frühjahrstagung der Sektion Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie beschäftigt sich mit aktuellen sozial-ökologischen Transformationsprozesse moderner Gesellschaften sowie den mit ihnen verbundenen sozialen Konflikten. Zum einen werden verschiedene Transformationskonflikte empirisch untersucht und systematisiert. Zum anderen wird diskutiert, welche Bedeutung ihnen zukommt – sind die Bremser oder Treiber einer sozial-ökologischen Transformation?
Zu den folgenden Themenblöcken präsentieren etwa 25 Wissenschaftler*innen verschiedener Universitäten und Hochschulstandorte ihre aktuellen Forschungsergebnisse und Überlegungen:
- Fridays for Future aus sozialwissenschaftlicher Perspektive: Gender, Konsum und Allianzen
- Konflikte in der Transformationsregion Lausitz
- Konflikte um Energie und Endlichkeit
- Mentalitäten und Kulturen der (Nicht-)Nachhaltigkeit
- Agrarwende, Landnutzung und Artensterben: Empirische Befunde und konzeptionelle Vorschläge
Eine Teilnahme an der Tagung ist in Präsenz und digital möglich. Für die Präsenzveranstaltung gelten die aktuellen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie des Landes Schleswig-Holstein.
Bitte melden Sie Ihre Teilnahme bis zum 25. März 2022 bei Melanie Strzelecki an.