Studienmotivation von Lehramtsstudierenden im ersten Semester

Mit der seit 2013 laufenden Zeitreihenstudie soll herausgefunden werden, wer warum und mit welchem Ziel ein bildungswissenschaftliches, lehramtsbezogenes Bachelorstudium an der Europa-Universität Flensburg aufnimmt und inwiefern sich die Motive, Ziele, Erwartungen und der soziale Hintergrund der Studierenden verändern. Seit 2020 werden darüber hinaus Belastung, Stress und Ressourcen in Bezug auf die Bewältigung des Studiums abgefragt.

Kurzübersicht

Stichworte
Studienmotivation, Erstsemester, Lehramt, Stress, Ressourcen, Management, Coping, Belastung
Laufzeit
01.09.13 - 31.12.24
Institution der EUF
Abteilung Psychologie

Beschreibung

Mit der von 2013 bis 2022 laufenden Zeitreihenstudie sollte herausgefunden werden, wer warum und mit welchem Ziel ein bildungswissenschaftliches, lehramtsbezogenes Bachelorstudium an der Europa-Universität Flensburg aufnimmt und inwiefern sich die Motive, Ziele, Erwartungen und der soziale Hintergrund der Studierenden verändern. Seit 2020 wurden darüber hinaus Belastung, Stress und Ressourcen in Bezug auf die Bewältigung des Studiums abgefragt. Zum Einsatz kam ein (Online-)Fragebogen der neben etablierten Items auch standortspezifische Fragen enthielt. Befragt wurden jeweils mindestens 300 Studierende der Erstsemesterkohorte, 80% von Ihnen waren weiblich, der Abiturnotenschnitt lag mit 2,54 nahezu gleichauf mit dem Mittelwert von 2,55 in Schleswig-Holstein.

Erhoben werden neben soziodemografischen Daten und persönlichen Lebensumständen vor allem eigene Erwartungen, Wünsche, Motive und Pläne in Bezug auf das Studium und die berufliche Zukunft. In Bezug auf Stress, Belastung und Coping werden zusätzliche Informationen sowohl zu empfundenen Belastungen als auch zu persönlichen Coping-Ressourcen und den Lebensumständen, zum Beispiel in Bezug auf finanzielle Voraussetzungen, Nebenbeschäftigungen und sozialem Umfeld eingeholt.

Bezüglich des Standorts ließ sich ermitteln, dass die EUF in zunehmendem Maße der Erstwunsch der Studierenden war (80%), was besonders oft mit dem angebotenen Studiengang (60%) und der Nähe zum Heimatwohnort (51) begründet wurde. Entsprechend kam auch der überwiegende Teil der Studierenden aus Schleswig-Holstein (70%) oder den angrenzenden nördlichen Bundesländern (29%). Die große Mehrheit (im Schnitt 84,5%) der Studierenden wählten den bildungswissenschaftlichen Bachelorstudiengang, weil sie Lehrer/in werden wollten. Von ihnen wurde besonders häufig als Grund für den Berufswunsch angegeben, dass sie Kindern und Jugendlichen etwas beibringen wollen (71%) und Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstützen wollen (64%). Aber auch extrinsische Motive wurden häufig genannt, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (61%) oder die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz (51%).

Beinahe 83% geben manchmal bis sehr häufig Ängste an, die Studienanforderungen nicht erfüllen zu können, im Verhältnis mehr Studentinnen; um die 78% nennen 2018 und 2019 Leistungsdruck als häufigstes mögliches Problem, dies ist ein deutlicher, mehrprozentiger Anstieg im Vergleich zu den Jahren davor; 30% nennen Probleme mit der eigenen Motivation und 22% Finanzierungsschwierigkeiten. Etwa 71% der Studierenden wünschen sich allgemein mehr Unterstützung von Seiten der Universität (z.B. bei Prüfungen, Kooperation von Dozent/innen).

Bei intensiveren Auswertungen wurden Studierende, die LehrerInnen als Eltern haben hinsichtlich ihrer Studienmotive mit jenen verglichen, deren Eltern keine LehrerInnen sind. Beide Gruppen unterscheiden sich signifikant nicht nur hinsichtlich ihrer Motive, sondern auch bezüglich ihrer psychologischen Ressourcen:

Fischer, Th., Förster, M., Degen, J.L. & Kleeberg-Niepage, A. (2023). Der Einfluss der Berufsvererbung auf die Berufswahlmotive von Lehramtsstudierenden. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 18 (4), S. 295–313. https://doi.org/10.21240/zfhe/18-04/16

Des weiteren wurden im Herbstsemester 2018-19 im Rahmen eines Forschungsseminars 29 qualitative Interviews mit Lehramtsstudierenden des ersten Semesters zur ihren Studienmotiven, ihren Vorstellungen vom Lehrerberuf und ihren eigenen Schulerfahrungen geführt. Hier wurde einerseits die Bedeutung der eigenen Erfahrungen mit Lehrkräften und Schule für die Studienmotivation deutlich – ein Aspekt, der in bisherigen Untersuchungen zum Thema unberücksichtigt blieb. Andererseits zeigte sich eine deutliche Kluft zwischen den eigenen Erwartungen an das Berufsleben sowie den damit verbundenen Zielen und den bildungspolitischen Vorgaben, die – sofern sie im Studium unadressiert bleiben – zu Frustration und Belastungserleben führen können:

Kleeberg-Niepage, A., Degen, J.L., Fischer, Th.; Förster, M. & Perzy, A. (2024). "Meine Traumvorstellung wäre es natürlich, der coole, lockere, lässige Lehrer zu sein": Subjektive Perspektiven von Lehramtsstudierenden auf den Lehrer*innenberuf. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 17(1, S. 44-59. https://doi.org/10.62350/RSJK9950

Ergebnis

Anschlussforschung

Im Anschluss widmen wird uns noch stärker den Perspektiven von Kindern und Jugendlichen und gehen gegenwärtig mit unterschiedlichen Datenmaterialien (qualitative Fragebögen, Kinderzeichnungen) der Frage nach, wie Kinder und Jugendliche auf die Schule als Institution und auf den Lehrerberuf schauen.

Verantwortlich

Projektmitarbeitende