Das Projekt

Wahrheit, Recht und Versöhnung

Das interdisziplinäre, transnationale und multireligiöse Promotionskolleg identifiziert Wahrheit, Recht und Versöhnung als Bedingung für Frieden und Konfliktlösung. Vor dem Hintergrund, dass rechtliche, politische und religiöse Dimensionen der Versöhnung ihrerseits mentale Komponenten beinhalten, wie etwa die Anerkennung von Leid, die Befähigung zur inter-religiösen Toleranz und zur Dekonstruktion festgefahrener Narrative, soll die Wasatia Graduate School als ein interdisziplinäres Forum fungieren, das – eingebunden in ein internationales Netzwerk – Versöhnung als zentrales Element zur gesellschaftlichen Konfliktlösung herausstellt. 

Als akademisches Vorhaben leistet es über den universitären Rahmen hinaus Wissenstransfer und Reflexion in den politischen und gesellschaftlichen Raum hinein. Es versteht sich in dieser Hinsicht als Katalysator eines Moderationsprozesses, der auf Verständigung und Versöhnung zielt. Es gehört zu seinen zentralen Anliegen, kompetente Multiplikator*innen auszubilden, die in ihrer Rolle als Vermittler*innen eine Brücke zwischen der historischen Analyse und theoretischen Reflexion von Konfliktlösungsstrategien und ihrer realpolitischen Umsetzung schlagen.

Zusammenarbeit

Die Kooperation der trilateralen Graduiertenschule mit dem Interdisciplinary Centre for European Studies (ICES) der Europa-Universität Flensburg stärkt die europäische Perspektive auf Frieden und Versöhnung und fördert die Bildung inneruniversitärer Exzellenzcluster. Die Anbindung an die ICES Research School ermöglicht den Promotionsstudierenden des Graduiertenkollegs darüber hinaus die Teilnahme an interdisziplinären Schreib- und Schulungsprogrammen.

Neben der Kooperation mit dem ICES stärkt auch die Zusammenarbeit mit der außeruniversitären Forschungseinrichtung Maecenata Stiftung den Europabezug der Wasatia Graduate School. Unter dem Stichwort "Europa Bottom-Up" widmet sich die Stiftung der Entwicklung einer europäischen Zivilgesellschaft gerade auch mit Blick auf ihre Beziehungen zum Nahen Osten. Den zentralen Aspekt des zivilgesellschaftlichen Paradigmas bildet dabei die Frage, wie Religionsgemeinschaften in die Gesellschaft eingebunden werden. Zudem kann die Maecenata Stiftung aufgrund vergangener Projekte auf Erfahrungen mit dem trilateralen Dialog zurückgreifen ("Zivilgesellschaftliche Akteure im trilateralen Dialog zwischen Judentum, Christentum und Islam", 2009; Zivilgesellschaftsakteure in Trialog-prozessen", 2013)

Ziele

Promotionsstudierende, die aus Israel und den palästinensischen Gebieten nach Flensburg kommen, lernen über den trilateralen Kontext hinaus aus internationalen Fallbeispielen wie Irland, Südafrika und dem Balkan. Das Promotionsprogramm verfolgt somit fünf Ziele:

1. Erwerb hoher akademischer Qualifikation bei gleichzeitiger Sensibilisierung für kulturelle, ethnische und interreligiöse Herausforderungen (Antisemitismus, Islamophobie);

2. Verbesserung  des Führungspotentials sowie der Fähigkeit zur Problemlösung, zum kritisch-analytischen Denken, zur Kommunikation sowie zur Entwicklung von Fachwissen und Fachkenntnissen (Friedens- und Konfliktforschung, Versöhnung, Dialogkompetenz);

3. Bau von Brücken der Verständigung zwischen verschiedenen Religionen durch Erwerb von interreligiöser Dialogkompetenz (wie der in Cambridge gelehrten Methode des "Scriptural Reasoning");

4. Ausbildung von Fachmultiplikator*innen und Mediator*innen für Bildungseinrichtungen in den Heimatländern, deren Agenda sich darauf richtet, den Weg für eine friedlichere Welt durch Reformen der Curricula aktiv zu gestalten;

5. Reaktion auf die dringende Notwendigkeit, ein diplomatisches Korps von Friedensstifter*innen aufzubauen, um das Verständnis der Öffentlichkeit und die Aufnahmefähigkeit für Moderations- und Friedensinitiativen zu verbessern.

NDR-Reportage "Flensburg: Forschung zu Bedingungen für Frieden in Nahost" (30.05.2024)