Fachtagungen der DaZ AG
Die AG Deutsch als Zweitsprache des Symposions Deutschdidaktik veranstaltet im Rhythmus von zwei Jahren Fachtagungen zu aktuellen Themen. An dieser Stelle sollen Aus- und Rückblicke zu den Tagungen gegeben werden.
"Kommts mit oder kommt mit? Ajde, haide! Aneignung und Vermittlung des Deutschen innerhalb von deutscher und mehrsprachiger Variation"
Tagungstermin: 22.-23. September 2023
Tagungsort: PH Wien (in Präsenz)
Die diesjährige Fachtagung der AG Deutsch als Zweitsprache des SDD fand als Kooperationsveranstaltung zwischen der AG, der Universität Wien, Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache, und der Pädagogischen Hochschule Wien, Kompetenzstelle für Mehrsprachigkeit, Migration und Menschenrechtsbildung statt. Durchgeführt wurde die Tagung als Präsenzveranstaltung am Freitag, den 22. September und Samstag, den 23. September 2023 an der Pädagogischen Hochschule Wien. Thema war die Aneignung und Vermittlung des Deutschen innerhalb von deutscher und mehrsprachiger Variation. An der Tagung, die zugleich als Fortbildung für Lehrer*innen und Hochschullehrende angeboten wurde, nahmen insgesamt ca. 60 Personen teil. Organisiert wurde sie von İnci Dirim (Universität Wien), Marion Döll (Universität Flensburg), Rainer Hawlik (PH Wien), Magdalena Michalak (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Olena Vasylchenko (Universität Wien) und in administrativer Funktion Nicole Irmler (Universität Wien).
Das thematische Interesse richtete sich auf die Aneignung des Deutschen in Umgebungen mit vielfältigem sprachlichem Input. Es wurde davon ausgegangen, dass in Bildungsinstitutionen, im privaten und öffentlichen Kontext ein Input des Deutschen besteht, der von Dialekten, Soziolekten, Umgangssprachen und einer Variation der Standardsprache Deutsch besteht. Hinzu kommen Varianten der anderen Sprachen als Deutsch, die mit dem Deutschen alternierend verwendet werden und einen bedeutenden Kontext für die Aneignung des Deutschen darstellen. Ziel der Tagung war es, einen Rahmen zu bieten, in dem neue Forschung darüber vorgestellt und diskutiert werden kann, wie die Variation des Deutschen und die verschiedenen Sprachen, die in multilingualen Kontexten gesprochen werden sowie deren Variationen, von Deutschlernenden wahrgenommen, eingeordnet und verwendet werden. Mit diesem Interesse wurde insofern "Neuland" betreten als didaktisches Material und Curricula bis auf wenige Ausnahmen der Vorstellung folgen, dass Deutsch in einer überwiegend standardsprachlich deutschsprachigen Umgebung angeeignet und auch vermittelt wird. Dies trifft allerdings in der Praxis wohl eher selten zu. Vor diesem Hintergrund sollte die Tagung dazu dienen zu eruieren, welche Rolle die sprachliche Komplexität für die Deutschaneignung und -vermittlung spielt und auch, wie in der Deutschvermittlung didaktisch-methodisch damit umgegangen werden kann (vgl. ausführlicher: https://kommm.phwien.ac.at/ajde/).
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Impulsvortrag von Monika Dannerer (Universität Innsbruck) Thema "NDaaZ (Normalisiertes Deutsch als alleinige Zweitsprache)? Variation im Zweitspracherwerb im Spannungsfeld von Wunsch-, Wert- und Wirkvorstellungen", mit dem das Themenfeld theoretisch und empirisch konturiert wurde. Nach dem Impulsvortrag tauschten sich die Teilnehmenden in einer Open-Space-Phase zu ihren Vorstellungen zum Themenfeld und ihren Erwartungen an die Tagung aus und dokumentierten die Ergebnisse der Diskussion auf Plakatwänden.
Der einleitenden Phase folgten drei Vorträge, in denen neue Forschungsergebnisse vorgestellt wurden. Zunächst erfolgte der Vortrag "Soziale, linguistische und sozioaffektive Prädiktoren für den Erwerb von Variation im Deutschen als Zweitsprache bei Erwachsenen im bairischsprachigen Österreich" von Mason A. Wirtz (Universität Salzburg), nach dem İnci Dirim (Universität Wien) mit dem Vortrag "Dodo schlaft": zur Unterscheidung von sprachlicher Variation, Sprachkontakt- und Spracherwerbsphänomenen in deutschsprachigen Schreibproben" themenbezogene Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Entwicklung eines Sprachanalyseverfahrens diskutierte. Maria Hager (Universität Wien) stellte mit ihrem Vortrag "Das Dialekt-Standard-Kontinuum des Deutschen in der Aneignung des Deutschen als Zweitsprache im schulischen Kontext – Ergebnisse einer ethnographischen Untersuchung in Oberösterreich" Daten und Analysen aus ihrer kürzlich eingereichten Dissertation vor.
Neben den wissenschaftlichen Beiträgen bot auch die diesjährige Fachtagung wieder ein sog. Praxisforum für praxisnahe Beiträge und Erfahrungsberichte an. So begann der zweite Tag der Tagung mit einem Workshop für Lehrkräfte, an dem auch die anderen Teilnehmenden partizipieren konnten. Maria Weichselbaum (Universität Wien) erarbeitete mit den Teilnehmenden Vorschläge für den "Umgang mit Variation des Deutschen im Unterricht".
Im Anschluss an den Workshop berichteten zwei Studentinnen der Universität Wien zu ihren Qualifikationsarbeiten in jeweils einem Kurzvortrag. Fathima Zohara Mohideen thematisierte mehrsprachige Sprachaneignung und stellte vor, "wie sechs Sprachen die deutsche Sprachaneignung von vier Österreicher_innen mit sri-lankischem Migrationshintergrund beeinflussen". Bei den Sprachen, die in den funktionstheoretisch analysierten Gesprächen verwendet wurden, handelte es sich um Tamilisch, Deutsch, Englisch, Arabisch, Spanisch und Japanisch. Die familiale Sprachalternation fokussierte auch Sophie Aigelsreiter in ihrem Vortrag zum Thema "Translationsprozesse als Initiation zur Sprachaneignung". In den von ihr analysierten Gesprächen kamen die Sprachen Deutsch, Tschechisch und Englisch zum Einsatz, die im Hinblick auf ihre Funktion der Sprachreflexion analysiert wurden.
Der letzte Block der Tagung wurde von Anja Wildemann (Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau), Eva Gerber (Technische Universität Chemnitz) und Olena Vasylchenko gestaltet. Anja Wildemann referierte zum Thema "Unteilbare Sprachräume – Deutschunterricht in multikomplexen Sprachsettings". Im Fokus ihres Vortrags stand die Veränderung von Überzeugungen zu sprachlich-kultureller Vielfalt als Teildimension von professioneller Identität von Lehrkräften im Zuge einer mehrsemestrigen Qualifizierung. Eva Gerber stellte mit ihrem Vortrag "man muss halt nicht ALLE sprachen können, aber auf jeden fall muss man DEUTSCH können" Perspektiven von Grundschulkindern auf das sprachliche Umfeld im Raum Schule vor. Olena Vasylchenko widmete sich in ihrem Vortrag der "Variation im frühen mehrsprachigen literarischen Ausdruck" und diskutierte das Thema anhand der Schreibproben von Kindern in den Sprachen Ukrainisch und Deutsch.
Beendet wurde die Fachtagung mit einer Diskussion und Reflexion ihrer Ergebnisse. Insgesamt zeigte sich, dass Deutsch und andere Sprachen in einem produktiven Verhältnis zueinanderstehen und die Aneignung des Deutschen beeinflussen. Die Fachtagung machte auch den dringenden Bedarf an weiterer Forschung zum Thema deutlich sowie an evidenzbasiert entwickelten Konzepten und Materialien für die Sprachaneignung mit Blick auf den Variantenreichtum des Deutschen und der anderen Sprachen, die mit dem Deutschen im Kontakt stehen.
İnci Dirim, Universität Wien
"Kritische Perspektiven auf Bildungssprache – Potenziale und Impulse für die DaZ-Didaktik"
Tagungstermin: 23. September 2021
Tagungsort: online
Am 23. September 2021 fand die 7. Fachtagung der AG Deutsch als Zweitsprache des Symposions Deutschdidaktik zum Thema "Kritische Perspektiven auf »Bildungssprache« – Potenziale und Impulse für die DaZ-Didaktik" statt. Aufgrund der zu dieser Zeit geltenden Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung vollständig digital durchgeführt, wodurch knapp 100 Interessierten aus dem In- und Ausland die Teilnahme ermöglicht wurde. Im Zentrum der Fachtagung stand eine interdisziplinär ausgerichtete Weiterführung der DaZ- und deutschdidaktischen Diskussion um Norm, Normativität und Funktionalität von Bildungssprache im Kontext DaZ- und deutschdidaktischer Zielsetzungen und insbesondere mit dem Blick auf Deutsch als Zweitsprache.
Nach der Begrüßung durch die Veranstalterinnen wurde den TeilnehmerInnen im Rahmen eines Open Space die Gelegenheit dazu gegeben, in kleinen Gruppen darüber zu diskutieren, was kritisch an dem Begriff "Bildungssprache" ist, und ihre Fragen und Statements dazu in Stichpunkten in einem für alle TeilnehmerInnen zugänglichen Padlet zu notieren. Die anschließende Reflexion im Plenum zeigte, dass die verschiedenen Gruppen besonders die Problematik des nicht klar definierten Begriffs "Bildungssprache" und dessen unscharfe Abgrenzung zu anderen Termini sowie die Verbundenheit des Begriffs mit bestimmten Vorstellungen auf Lehrer- und Schüler:innenseite und der damit einhergehenden Stigmatisierung von Menschen, die aus subjektiver Sicht keine Bildungssprache beherrschen, fokussierten.
In der darauffolgenden Keynote "Bildungssprache als Sprachbarriere? Wortschatzdidaktische Anmerkungen zum Zusammenhang von Wortschatz, Semantik und sozialer Herkunft" stellte Jörg Kilian (Kiel) ältere und neuere Befunde zum Zusammenhang von Wortschatz, Semantik und sozialer Herkunft vor und reflektierte diese vor dem Hintergrund aktueller Versuche, lexikalische Inventare als bildungssprachliche Wortschätze anzusetzen, aus wortschatzdidaktischer Perspektive kritisch.
Anschließend erhielten die Referent:innen der für die Tagung ausgewählten Beiträge die Möglichkeit dazu, den Teilnehmer:innen in einem kurzen Impulsvortrag ihre Forschungsprojekte sowie erste Ergebnisse vorzustellen. Die vier Beiträge wurden den Teilnehmer:innen in Form von Videos bereits eine Woche vor dem Tagungstermin online (unter Berücksichtigung datenschutzrechtlichen Vorgaben) zum Ansehen zur Verfügung gestellt, um bei der Tagung eine stärkere Konzentration auf die Diskussion der Beiträge zu ermöglichen.
Zuerst nahm Bettina M. Bock (Köln) in ihrem Beitrag "Exklusive Sprachnormen? Sprachideologien um Bildungs- und Standardsprache in Deutsch-Lehrwerken und bildungspolitischen Dokumenten" die innersprachliche Variation im Deutschunterricht in den Blick und legte den Fokus auf das Exklusionspotenzial bildungs- und standardsprachlicher Normen, insbesondere in inklusiven Lernkontexten. Hierfür analysierte sie Sprachideologien anhand von drei Datentypen: 1. institutioneller Diskurs (insbesondere Bildungsstandards, Bildungspläne), 2. Metapragmatischer Diskurs in Lehrwerken (Sprachreflexionsaufgaben), 3. Sprachliche Normen und Praktiken in Lehrmaterialien für Lernende mit besonderem Förderbedarf in unterschiedlichen Bereichen. Für die DaZ-Didaktik ist die Reflexion inklusiver Lernkontexte im Sinne einer zugespitzten Konstellation informativ: Die Analyse ergab generelle Tendenzen in Bezug auf Sprachideologien und -normen sowie die Normativität sprachlichen Lernens in institutionellen Bildungskontexten.
Zu dem Thema "Sprachliche Bildung und Normativität von Bildungssprache im Kontext von Mehrsprachigkeit und Inklusion" referierten anschließend Laura Di Venanzio und Kevin Niehaus (Duisburg-Essen). Im Rahmen des Beitrags wurde eine Pilotstudie vorgestellt, die durch den kombinierten Einsatz von offenen qualitativen Items (schulisch-unterrichtliche Vignetten des inklusiven Schulalltags) und quantitativer Item-gestützter Befragung, das Ziel verfolgt, das vorherrschende Verständnis und die Bedeutung von Bildungssprache bei angehenden und bereits ausgebildeten Grundschullehrkräften im Hinblick auf das Konstrukt Bildungssprache allgemein, seine Notwendigkeit für den Unterricht und seine Implikationen für mehrsprachige und inklusive Schülerinnen zu erheben. In dem Beitrag wurden die ersten Ergebnisse der Studie vor- und zur Diskussion gestellt.
Als nächstes stellte Marie Hempel (Dortmund) ihre noch laufende Studie "Den Indikator kritisch im Blick – Ein Eyetracking-Experiment zum Einfluss von Attributen in Schulbuchtexten auf die Verstehensleistung von Jugendlichen" vor. Im Rahmen von psycholinguistischen Leseexperimenten wird hierbei untersucht, inwiefern sich das Vorkommen bestimmter Attributtypen in Schulbuchtexten auf die Verstehensleistung von Schüler:innen der Sekundarstufe I mit DaZ oder DaM auswirken. Im Zentrum dieser Experimente stehen die beiden Attributtypen Partizipialattribut und Relativsatz, da sie nicht nur inhaltlich ineinander umwandelbar sind, sondern durch ihre jeweilige Stellung zum Bezugsnomen (prä- bzw. post-nominal) auch einen unterschiedlich hohen Verarbeitungsaufwand beim Lesenden verursachen könnten. Die bisherigen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass bei Schüler:innen mit DaZ keine größeren Schwierigkeiten im Hinblick auf das Verständnis von Partizipialattributen auftreten als bei Relativsätzen.
Melanie Heithorst (München) zeigte im Anschluss daran in ihrem Beitrag "Erklären nach Vorschrift? Wie Schüler*innen mit Formulierungshilfen umgehen" auf, dass die Nutzbarkeit von Wörtern in Formulierungshilfen unter anderem von deren Verwendungshäufigkeit im mündlichen Sprachgebrauch abhängt. Einzelne sprachliche Mittel werden, auch falls Alternativen vorhanden sind, von Lernenden oft wiederholt in derselben Erklärung verwendet. Seltene Wörter scheinen das Verständnis der Erklärung durch andere Schüler:innen sogar negativ zu beeinflussen. Diese Ergebnisse stammen aus einer Analyse von Videoaufnahmen, die im Rahmen des Projektes "Sprache im Fach" an der LMU München entstanden sind. Anhand dieser wurde der Versuch unternommen zu erklären, welche Formulierungshilfen von Schüler:innen genutzt werden, wie diese in Sprachhandlungen verwendet werden und inwiefern Sprachhandlungen mit Formulierungshilfen Unterschiede zu solchen ohne aufweisen.
Die 7. Fachtagung der SDD-DaZ-AG wurde von einer Keynote von Tanja Tajmel (Montreal) zum Thema "Kritische (Bildungs-)Sprachbewusstheit" abgerundet, in dem die Diskurse zu "Bildungssprache" und sprachlicher Bildung aus menschenrechtlicher Perspektive eingeordnet wurden.
Im Anschluss an die Tagung fand (ebenfalls virtuell) die Sitzung der Mitglieder der DaZ-AG statt.
"Erst- oder Zweitschrifterwerb? Schriftspracherwerb im Kontext von Mehrsprachigkeit"
Tagungstermin: 24./25.05.2019
Tagungsort: Pädagogische Hochschule Freiburg
wichtige Links: Programm als PDF
Der Schriftspracherwerb mehrsprachiger Kinder und das Erlernen einer weiteren Schriftsprache bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gehört zu den tradierten und meist diskutierten Themen in der akademischen Disziplin Deutsch als Zweitsprache. In Phasen verstärkten Zuzugs gilt ihnen besonderes Interesse, so auch aktuell. In der derzeitigen Situation sind die Debatten zu diesem Themengebiet insbesondere durch drei Merkmale gekennzeichnet:
- Didaktische Ansätze und Modelle, die bereits vor Jahrzehnten eingesetzt wurden, werden teilweise auch heute noch als aktuell angepriesen.
- Bei Ansätzen und Methoden zur Förderung des Schriftsprachenerwerbs mehrsprachiger Kinder, Jugendlicher und Erwachsener, wie beispielsweise der Spracherfahrungsansatz, handelt es sich nach wie vor häufig um Adaptionen von Materialien und Konzepten aus der Primarstufe.
- Innovative und empirisch abgesicherte Konzepte für die Zielgruppe werden zwar gefordert, liegen aber kaum vor.
Anliegen dieser Fachtagung ist es, eine Plattform zu schaffen, empirische Untersuchungen im Hinblick auf heterogene Lernergruppen (Alter, Erstsprachen etc.) im Spektrum von Einzelfallanalysen bis largescale-Studien zusammenzuführen und zu diskutieren. Besonders willkommen sind dabei Beiträge zu folgenden Themengebieten:
- Schriftspracherwerb mehrsprachiger Kinder beim Übergang in die Grundschule bzw. in der Schuleingangsphase
- Zweitschrifterwerb neuzugewanderter Kinder und Jugendlicher
- Alphabetisierung von Jugendlichen und Erwachsenen
- Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit als Ressource beim Schriftspracherwerb
- Didaktisch-methodische Konzepte für sprachlich heterogene Lerngruppen
- Diagnostik und aufbauende Förderung im Kontext des Schriftspracherwerbs mehrsprachiger Kinder und des Erlernens einer weiteren Schriftsprache bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
Die Tagung richtet sich an alle DaZ-Interessierten. Insbesondere der deutschdidaktische Nachwuchs ist ausdrücklich eingeladen, Ergebnisse aus eigenen Projekten vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.
Prof. Dr. Marion Döll
Prof. Dr. Zeynep Kalkavan-Aydın
Prof. Dr. Magdalena Michalak
Zwischen Deutsch als Zweitsprache, Sprachheilpädagogik und Inklusion – Aktuelle Diskurse und didaktisch-methodische Schnittmengen
Tagungstermin: 01./02.06.2018
Tagungsort: Pädagogische Hochschule Oberösterreich (Linz)
wichtige Links: Programm und Abstracts als PDF
Kontakt: fachtagung-daz-ag-TextEinschliesslichBindestricheBitteEntfernen-
Inklusion hat sich in den vergangenen Jahren zu einem paradigmatischen Leitbegriff entwickelt, der zunehmend Eingang in didaktische, schulpädagogische und bildungspolitische Diskussionen und Überlegungen findet (Mußmann 2018). Der Inklusionsbegriff ist im deutschsprachigen Raum diskursiv eng mit der UNESCO-Erklärung von Salamanca verknüpft, die einen gemeinsamen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler und damit verbunden die Abkehr vom Sonderschulwesen fordert. Unter demokratie- und menschensrechtsorientierten sowie diskriminierungskritischen Gesichtspunkten gilt Schule dann als "inklusiv", wenn sie allen Personen unabhängig von Merkmalen wie Herkunft, Sprachbiografie oder Behinderung einen gleichberechtigten Zugang zu Erziehung, Bildung und Unterricht ermöglicht. Wenngleich sich schulische Inklusion also nicht ausschließlich auf Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf bezieht, dominieren doch Fragen des gemeinsamen Unterrichtens von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen den Inklusionsdiskurs, der sich zwischen romantisierenden Vorstellungen und bad-practice-Berichten (Werning & Avci-Werning 2015) zu einem "ideologischen Minenfeld" (Speck 2011: 7) entwickelt hat. So verwundert nicht, dass sich der Fachbereich Deutsch als Zweitsprache an der Debatte über die so eng definierte Inklusion bislang nicht beteiligt (Riemer 2017).
Bei Inklusion handelt es sich einerseits um ein Thema, das das Arbeitsfeld Deutsch als Zweitsprache aufgrund seiner schulpädagogischen und didaktischen Allgemeinheit berührt, andererseits ist die Differenzkategorie Sprache ein zentrales Thema des Inklusionsdiskurses, das bislang jedoch vor allem mit Fokus auf sprachheilpädagogische Fragestellungen diskutiert wird. Parallel dazu findet innerhalb der DaZ-Community, weitgehend unabhängig vom Inklusionsdiskurs, eine einem inklusiven Habitus folgende Ausdifferenzierung von Methoden und Konzepten der sprachbewussten Unterrichtsgestaltung statt. Hier wird die Vermittlung der Bildungssprache zwar inklusiv – im Sinne der durchgängigen Sprachbildung – in allen Unterrichtsfächern gefordert. In der Lehrerausbildung wird dieser Bereich aber meist exklusiv als ein getrenntes Fach für Lehramtsstudierende aller Fächer ohne Verknüpfung mit den Inhalten der jeweiligen Fachdidaktik vermittelt (Michalak 2018).
Die Fachtagung setzt sich zum Ziel die verschiedenen Diskurslinien zusammenzuführen, dabei auch das Verhältnis zwischen Deutsch als Zweitsprache und Sprachheilpädagogik postsonderpädagogisch im Rahmen der aktuellen Inklusionsdebatten auszuloten sowie didaktischmethodische Schnittmengen aufzuzeigen und zu diskutieren.
Wir freuen uns auf eine spannende Tagung!
Prof. Dr. Marion Döll
Prof. Dr. Magdalena Michalak
Vom Sprachkurs Deutsch als Zweitsprache zum Regelunterricht Übergänge bewältigen – ermöglichen – gestalten
Tagungstermin: 19./20.05.2017
Tagungsort: Universität Vechta
UPDATE: Hier finden Sie den Tagungsbericht.
Aufgrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen werden SchülerInnen mit Deutsch als Zweitsprache derzeit bereits nach einer zeitlich sehr kurzen DaZ-Beschulung in den Regelunterricht überwiesen und erhalten oftmals keinen strukturierten DaZ-Förderunterricht mehr. Gerade der Übergang von einem intensiven Sprachkurs in den Regelunterricht erweist sich als eine Herausforderung sowohl für die SchülerInnen als auch für die Lehrkräfte. Denn die eigentliche Heranführung an die Anforderungen der Bildungssprache beginnt in der Regel erst mit diesem Übergang. Die sprach(en)didaktische Gestaltung der Transition bedarf eigens dafür entwickelter strukturierter Modelle, die bislang jedoch nur in geringer Zahl vorliegen und zudem empirisch kaum überprüft wurden. Hier besteht seitens der Forschung und der didaktischen Empfehlungen erheblicher Nachholbedarf.
Die Fachtagung soll zur Schließung dieser Forschungslücken beitragen. Erwünscht sind insbesondere Beiträge zu folgenden Themenfeldern:
- Sprachlernbeobachtung und -diagnose für den Übergang
- Begleitung individueller Übergänge
- Übergänge von Lernenden mit DaZ aus der Perspektive der Lehrkräfte
- Anschluss an den Deutschunterricht bzw. Sprachförderung im Regelunterricht Deutsch
- Erfolgreiche Gestaltung des Übergangs in den Fachunterricht
Die Fachtagung richtet sich an alle DaZ-Interessierten. Auch der deutschdidaktische Nachwuchs ist ausdrücklich eingeladen, die Ergebnisse eigener Projekte vor- und zur Diskussion zu stellen.
Bitte senden Sie uns Ihr Abstract im Umfang von rund 300 Wörtern bis zum 26. Februar 2017 an franziska.pruesmann@uni-vechta.de
Wir freuen uns auf eine spannende Tagung!
Prof. Dr. Marion Döll (PH Oberösterreich)
Prof. Dr. Magdalena Michalak (FAU Erlangen-Nürnberg)
Prof. Dr. Monika Budde (Universität Vechta)
Franziska Prüsmann (Universität Vechta)
Lehrwerke und Lehrmaterialien im Kontext des Deutschen als Zweitsprache und der sprachlichen Bildung
17./18. Juni 2016, PH Oberösterreich, Kaplanhofstraße 40, 4020 Linz
Unterrichtsmaterialien spielen für die Gestaltung und Effizienz der Lehr-Lernprozesse eine tragende Rolle. Die Auswahl und Anpassung von Lehrwerken und -materialien an die Bedingungen des Zweitsprachenerwerbs und des fachlichen Lernens in der zweiten Sprache wurden jedoch in der Zweitsprachendidaktik bisher kaum diskutiert. Die vorhandenen Analysekriterien werden meist aus der Fremdsprachendidaktik übernommen und beziehen die Spezifik des sprachbewussten Unterrichts in Klassen mit migrationsbedingt mehrsprachiger Schülerschaft nicht ein. Inwiefern die Lernenden mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) durch die Arbeit mit aktuellen systematischen Lehrwerken im Bereich DaF/DaZ einen Anschluss an den Regelunterricht finden, bleibt dabei vielfach noch ein Desiderat. Ebenso stellt sich die Frage, welche sprachlichen Aspekte in den Lehrwerken in den einzelnen Fächern fokussiert werden und wie diese zu vermitteln sind. Neben sprachdidaktischen und spracherwerbstheoretischen Aspekten interessieren auch migrationspädagogische Fragen nach der Adressierung, Positionierung und Darstellung von Menschen mit Migrationshintergrund in den Materialien.
Das Ziel der Tagung ist somit eine kritische Auseinandersetzung mit Lehrwerken und -materialien im Kontext des Deutschen als Zweitsprache und der sprachlichen Bildung. Ausgehend von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, fach- und sprachdidaktischen Zielvorstellungen und unterrichtlichen Erfahrungen leistet die Tagung einen Beitrag zur Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für den DaZ-Unterricht und für den sprachbewussten Unterricht.
Hier finden Sie das Programm.
Interventionsstudien: Didaktisch-methodische Ansätze für den Unterricht in sprachlich heterogenen Klassen
am 8./9. November 2013, Universität zu Köln
UPDATE: Hier finden Sie den Tagungsbericht.
Die Förderung der sprachlichen Kompetenzen jedes Lerners wird in den Bildungsstandards und nationalen Bildungszielen als ein wesentlicher Bestandteil des Bildungsauftrages definiert. Die sprachlichen Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers sollen zum einen möglichst umfassend im Deutschunterricht gefördert werden; zum anderen wird Sprachförderung als Aufgabe aller Fächer verstanden. Für den sprachsensiblen Unterricht sowie für die sprachliche Unterstützung von DaZ-Lernenden benötigen die Lehrpersonen erprobte und wirkungsvolle didaktisch-methodische Ansätze, auf die sie in ihrer Schulpraxis zurückgreifen können. Zurzeit mangelt es jedoch an einschlägigen Untersuchungen dazu, welche didaktischen Konzepte in diesen Kontexten besonders effektiv sind.
Die Fachtagung soll zur Schließung dieser Forschungslücken beitragen. Erwünscht sind Beiträge, die Interventionsstudien für den Unterricht in sprachlich heterogenen Klassen fokussieren. Hierbei sollen sowohl die theoretischen Grundlagen des angewandten didaktischen Modells als auch die Ergebnisse der empirischen Studien präsentiert werden. Willkommen sind auch Beiträge, in denen einzelne Aufgabenformate mit ihrer in Entwicklung und Evaluation gewählten theoretischen Rahmung vorgestellt werden.
Die Fachtagung richtet sich an alle DaZ-Interessierten, auch an den deutschdidaktischen Nachwuchs, d.h., auch jüngere Forscherinnen und Forscher sind ausdrücklich eingeladen, die Ergebnisse eigener Projekte vor- und zur Diskussion zu stellen.
Sprachkompetenz und ihre Modellierung
Der Begriff Sprachkompetenz wird in politischen, medialen wie auch wissenschaftlichen Diskursen derzeit hochfrequent und zuweilen undifferenziert verwendet. In Abhängigkeit von Verwendungskontext und den unterschiedlichen disziplinären, theoretischen und methodischen Zugängen der Akteure fallen die Modellierungen von Sprachkompetenz ganz heterogen aus.
Mit dem Ziel, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Zugänge und Konstrukte herauszuarbeiten, hat die AG Deutsch als Zweitsprache des Symposions Deutschdidaktik am 6./7. Oktober 2011 in Wien eine Tagung zum Thema Sprachkompetenz und ihre Modellierung veranstaltet. Hauptadressaten der Veranstaltung waren in den Themengebieten Deutsch als Zweitsprache und Deutschdidaktik tätige WissenschaftlerInnen und interessierte PraktikerInnen.
VeranstalterInnen: Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Universität Wien gemeinsam mit der AG Deutsch als Zweitsprache des Symposions Deutschdidaktik
Ort: Pathologisch-anatomisches Bundesmuseum ("Narrenturm") Wien, Uni Campus, Spitalgasse 2, A-1090 Wien