"Study as you are - STUDYasU"
Inklusivität im Fokus eines Projekts zwischen Medienbildung und Sonderpädagogik
Wie kann Digitalisierung dazu beitragen, Hochschul-Lehre inklusiver zu gestalten? Das ist die zentrale Frage des interdisziplinären Forschungsprojekts "Study as you are – STUDYasU: Anforderungsdesign und Umsetzungsstrategie barriere-sensibler Hochschullehre am Beispiel inklusiv-digitaler Sprachenpädagogik" an der Europa-Universität Flensburg (EUF).
"Ziel des Konzeptions- und Umsetzungs-Projektes ist es, Lehre diversitätssensibel zu gestalten. Von Beginn der ersten Seminarsitzung an soll auf die Verschiedenheit von Menschen und ihre Bedürfnisse eingegangen werden", skizziert Projektkoordinator Dr. Dirk Haferkamp. "An deutschen Hochschulen ist es bisher üblich, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen während des Seminarverlaufs artikulieren müssen, welche Dinge ihnen im Unterricht fehlen, damit sie uneingeschränkt und ohne Hindernisse partizipieren können. Im Anschluss passt der Dozierende seinen Unterricht dann diesen Bedürfnissen an."
Das Projekt "Study as you are - STUDYasU", das vom Seminar für Medienbildung und dem Institut der Pädagogik bei Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation verantwortet wird, will diese Reihenfolge umkehren. "Wir gehen davon aus, dass Menschen sich sowieso und immer in heterogenen Lernausgangslagen und deshalb ist es unser Ziel, inklusive Bedürfnisse zu berücksichtigen, bevor die Lehre beginnt", betont Christian Filk, Professor für Medienpädagogik und interdisziplinäre Medienforschung an der EUF. Gemeinsam mit Solveig Chilla, Professorin für Pädagogik bei Beeinträchtigung von Sprache und Kommunikation, leitet er das Projekt, das von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" von August 2021 bis Juli 2024 mit knapp einer Million Euro gefördert wird. "Wir möchten segregierende Praktiken, wie etwa die individuelle Einforderung eines Nachteilsausgleichs, durch eine niederschwellige, digital-unterstützte Hochschullehre überwinden", erläutert Solveig Chilla.
Wie das in der Praxis gelingen kann, erklärt Projektkoordinator Haferkamp: "Als Lehrender kann ich etwa über die digitale Lernplattform Moodle schon vor Seminarbeginn anonymisiert den individuellen Bedarf an Unterstützung abfragen. Außerdem kann ich meine Lerninhalte in einfacher Sprache gestalten, mit erklärendem Audio-Text versehen oder Gemeinschafts-Dokumente erstellen, die in Echtzeit von allen Seminarteilnehmenden gemeinsam bearbeitet werden können, unabhängig davon, ob diese sich im Seminar-Raum befinden oder an einem anderen Ort, weil sie etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich zum Unterricht kommen können. Gerade die Pandemie hat uns noch einmal die Dringlichkeit eines verbesserten Zusammenwirkens von Inklusion und barrieresensibler Digitalisierung vor Augen geführt."
Bisher existiert eine explizite strategische Verzahnung von Digitalisierung und Diversität in der hiesigen Hochschullandschaft nicht. Das Projekt "STUDYasU" möchte das durch ein fundiertes Verständnis der Wirkmechanismen soziotechnologischer Arrangements ändern.