Robert Musil, Europa und Moderne
Robert Musil gilt als Wegbereiter der ästhetischen Moderne in Europa. Sowohl in seinen Essays (u.a. Das hilflose Europa; Die Nation als Ideal und Wirklichkeit; Der deutsche Mensch als Symptom) hat Musil Begriffe wie ›Volk‹, ›Nation‹ oder ›Rasse‹ nicht nur bereits Jahrzehnte vor ihrer wissenschaftlichen Dekonstruktion als fehlgehende Beschreibungen von Kultur identifiziert, sondern in ihnen zugleich auch Denkschemata ausgemacht, die in letzter Konsequenz in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges führten. Insbesondere die literarischen Texte Musils weisen über eine solche ideologiekritische Perspektive jedoch wiederum hinaus, indem sie u.a. im Rückgriff auf poetische Formen und Figuren wie den ›Möglichkeitssinn‹, ›Ähnlichkeit‹ oder ›Utopie‹ interkulturelle Transfers auf Figurenebene sowie im Hinblick auf den europäischen Kontinent Europa als einen Raum der historischen, räumlichen und kulturellen ›Übergänge‹ entwerfen.
Im Sommer 2022 hat an der EUF eine interdisziplinär ausgerichtete sowie international besetzte Tagung stattgefunden, die Europabezüge in und um Musils Werk in zwei Richtungen untersucht hat: der Musil-Rezeption innerhalb der europäischen Literatur im 20. und frühen 21. Jahrhundert (= erster Tagungsteil) sowie Figurationen Europas bzw. des Europäischen in Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften (= zweiter Tagungsteil).
→ Tagungsflyer | Die Ergebnisse beider Tagungsteile sollen in je einem Tagungsband veröffentlicht werden.
Projektverantwortliche: Prof. Dr. Matthias Bauer; Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut, Prof. Dr. Reto Rössler