Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Konfliktlösung und Versöhnung in schwierigen Zeiten
Die European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution an der Europa-Universität Flensburg (EUF) hat am Mittwoch, 29.05.2024, die zweite Kohorte von Studierenden begrüßt. Insgesamt wurden 13 Studierende aus Israel, Palästina, Albanien, Südafrika, Jemen, Irak, Serbien und Deutschland begrüßt. An dem feierlichen Empfang nahmen auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, MdB, die Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, Nora Steen, und Universitätspräsident Prof. Dr. Werner Reinhart teil.
Zuvor diskutierte Aydan Özoğuz, MdB, mit den Stipendiaten und der Leitung der Graduate School über die globalen Krisen, die Rolle Deutschlands in der Welt und die Frage, wie Emotionen in der Politik wissenschaftlich präzise analysiert werden können.
Multiplikatoren für die Zukunft
Dr. Ralf Wüstenberg, Professor für Evangelische Theologie mit den Schwerpunkten Systematische und Historische Theologie und Direktor der European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution, umriss als Ziel der Graduiertenschule, Multiplikatoren für die Zukunft auszubilden, die Dialog fördern können, um gesellschaftliche Probleme sowohl auf akademischer als auch auf zivilgesellschaftlicher Ebene anzugehen. "In unserem strukturierten dreijährigen Doktorandenprogramm bilden wir Schlüsselpersonen aus, die Gesellschaften von innen heraus verändern können. Mit seinem weltweiten Fokus über Israel, Palästina und Deutschland hinaus werden auch andere internationale Konfliktgebiete wie bspw. Nordirland, Südafrika, Simbabwe, Kenia, Balkan als relevant angesehen, um gegenseitige Lernprozesse unter den Doktoranden zu initiieren. Die Analyse sozialer, rechtlicher, politischer und (inter-)religiöser Bedingungen für Versöhnung wird mit dem Erlernen praktischer Dialogfähigkeiten wie Holocaust Education und Scriptural Reasoning verbunden."
Einen transformativen Beitrag leisten
"In einer Zeit, in der Kriege weltweit zunehmen, sind Menschen, die sich mit Konfliktlösung und Versöhnung auskennen, wichtiger denn je. Denn sie sind es, die die Zukunft ihrer und damit auch unserer Gesellschaft gestalten", betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Werner Reinhart.
Menschen wie Philipa Joy Joseph aus Südafrika. Die Theologin startet in der zweiten Kohorte einequalitative Studie über Friedens- und Konfliktlösungsstrategien mit Schwerpunkt auf dem Nahen Osten, unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen der südafrikanischen Truth and Reconciliation Commission. "Das Konfliktbewusstsein und die interkulturelle Dimension dieses Graduiertenkollegs sind fantastisch. Ich habe mich hier beworben, weil ich hoffe, dass meine Erfahrungen und mein Abschluss mich in die Lage versetzen werden, einen transformativen Beitrag für meine Gesellschaft zu leisten", erklärte die 24-Jährige.
Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gegenseitige Begegnung, sensible Auseinandersetzung mit den Erzählungen der anderen, praktische Exkursionen, wechselseitige Anerkennung und gemeinsames Lernen – die intensiven interkulturellen Forschungsbedingungen der Wasatia Graduate School werden unter anderem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ermöglicht, das die Graduiertenschule mit 2,1 Millionen Euro fördert.
Brücken bauen trotz der Kriege
"Die Wasatia Graduate School zeigt, dass der Weg zum Dialog trotz der zerstörerischen Kraft des Krieges offenbleiben kann und dass Brücken zueinander noch gebaut werden können. Das ist gerade wichtiger denn je", erklärte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, MdB. "Gerade jetzt müssen wir über Frieden reden. Über einen Weg aus der massiven Gewaltspirale, über den Weg zurück zur Deeskalation und zu einer pragmatischen Zukunftsaussicht."
Wichtiger denn je, den Frieden zu suchen
Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, betonte die Bedeutung des interreligiösen Dialogs für eine pluralen und vielfältigen Gesellschaft in einer freiheitlichen demokratischen Ordnung. "Mit aller Kraft müssen wir unsere gemeinsamen Werte bewahren und uns trotz aller Unterschiede des gegenseitigen Vertrauens versichern. Fast immer kann man sagen, die Zeit ist nicht reif. Die Zeit für transkulturelle Projekte, interreligiösen Dialog, interkulturelles Lernen ist schlecht. Aber wir müssen es trotzdem tun. Wir müssen es tun, weil die Zeiten schlecht sind, weil die politischen Umstände schwierig sind. Es ist wichtiger denn je, den Frieden zu suchen."
Wasatia Graduate School
Die Wasatia Graduate School wurde 2020 mit zehn Studierenden gegründet. Sie arbeitet eng mit der Maecenata-Stiftung zusammen und ist an der EUF am Interdisciplinary Centre for European Studies verortet. Die Studierenden erhalten ein Stipendium von 1550 Euro und arbeiten drei Jahre an einem Promotionsvorhaben im Themenkomplex Frieden, Konfliktlösung, Versöhnung.