Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Weltweit knapp 3000 Sprachen vom Aussterben bedroht
Paunaka beispielsweise: Die indigene Sprache im Amazonasbecken Boliviens wird noch von etwa neun Sprecher*innen gesprochen und ist damit stark vom Aussterben bedroht. Paunaka ist keine Ausnahme: Weltweit nimmt die Sprachenvielfalt dramatisch ab, gegenwärtig sind laut Studien knapp 3000 Sprachen gefährdet. Aus diesem Grund beginnt in diesem Jahr die UNESCO-Dekade der indigenen Sprachen (2022-2032). Die Vereinten Nationen wollen mit der Initiative sprachliche Vielfalt rund um den Globus schützen und die Rechte von Menschen aus Sprachminderheiten stärken.
Situation alarmierend
Zu Recht, sagt Eva Gugenberger, Professorin für spanische Sprachwissenschaft an der Europa-Universität Flensburg: "Die Situation ist alarmierend, denn mit jeder Sprache gehen auch spezifische Denkweisen und oft über Jahrhunderte tradierte kulturelle Erfahrungen und Wissensbestände verloren. Diese fortschreitende Dezimierung der Sprachenvielfalt und die Bedrohung vieler indigener und regionaler Minderheitensprachen stellt sprachpolitisch eine große Herausforderung dar", erklärt Gugenberger. "Die große Frage lautet: Wer kann mit welchen Maßnahmen und Aktivitäten gefährdete Sprachen erhalten oder revitalisieren?"
Globale Problemlage - lokal unterschiedliche Antworten
Diese Frage erfordert in unterschiedlichen lokalen Kontexten unterschiedliche lokale Antworten und Lösungen. Dennoch sind die Probleme und Aufgaben global. "Die Tagung soll ein Austausch von Reflexionen, Erfahrungen, Methoden und Praktiken sein – im Mittelpunkt stehen sprachpolitische Fragen rund um indigene und regionale Minderheitensprachen in den mehrsprachigen Gesellschaften der Romania mit Fokus auf den iberoromanischen Ländern. Darüber hinaus soll, dem Tagungsort Flensburg geschuldet, eine Brücke zur lokalen Mehrsprachigkeit in Schleswig-Holstein geschlagen werden", betont Gugenberger.
Drei Themenblöcke: Sprachförderung, Sprachvermittlung und Sprachautorität
Das Tagungsprogramm umfasst drei – in Wechselbeziehung stehende – Themenblöcke, die schwerpunktmäßig die Bereiche Sprachgebrauch und Aktivitäten der Sprachförderung, Bildungssektor und Sprachvermittlung sowie Standardisierung, Norm und Sprachautorität behandeln. Dabei verfolgt die Tagung das Ziel, aktuelle Probleme und Herausforderungen zu identifizieren und unterschiedliche Forschungsansätze, Methoden und Handlungsinstrumente zur Erhaltung sprachlich-kultureller Diversität vergleichend zu diskutieren, zusammenzuführen und weiterzuentwickeln.
"Im Bereich Bildungssektor geht es beispielsweise um Fragen wie diese", erklärt Gugenberger, "Kann und falls ja, wie kann der Bildungssektor den Prozess der Sprachrevitalisierung erfolgreich vorantreiben und wo liegen seine Grenzen? Welche Modelle der zweisprachigen Erziehung sind geeignet, um gute Kompetenzen auch in der lokalen Sprache und darüber hinaus auch deren Anwendung im Alltag zu erreichen?"
Prominenter Gast: Marleen Haboud
Prominentester Gast der Tagung ist Marleen Haboud. Die vielfach ausgezeichnete Professorin an der Pontificia Universidad Católica del Ecuador ist eine international anerkannte Sprachwissenschaftlerin im Bereich der Minderheitensprachenforschung, insbesondere der indigenen Sprachen Lateinamerikas (vor allem Ecuador) und deren Kontakt mit dem Spanischen. Marleen Haboud hat bereits sehr erfolgreich zahlreiche Projekte zur Erhaltung indigener Sprachen als auch zur Implementierung der interkulturellen bilingualen Erziehung entwickelt und umgesetzt.