Vortrag von Prof. Dr. Ottmar Ette
"Weltliteratur will jetzt nicht viel sagen" – die Literaturen der Welt und die Literaturen ohne festen Wohnsitz
Der Eröffnungsvortrag unseres Literatur- und Kulturwissenschaftlichen Kolloquiums im Herbst 2021 von Prof. Dr. Ottmar Ette (Universität Potsdam) ist jetzt online!
Abstract: Konzept und begriffliche Eingrenzung von "Weltliteratur" durch Goethe gingen bereits von einer Epoche aus. Der Epochenbegriff setzt voraus, dass eine Epoche einen Anfang wie auch ein Ende besitzt. Die Ausgangsthese dieses Vortrags lautet daher, dass der Begriff der Weltliteratur eine längst historisch gewordene Epoche bezeichnet und eine begriffliche Bestimmung meint, die – wie auch neuere Ansätze von Casanova oder Damrosch zeigen – wie der Goethe’sche Begriff der Weltliteratur zentriert ist. Eine derartige Zentrierung von Literatur durch den Begriff der Weltliteratur wird der aktuellen Situation literarischen Schreibens weltweit bei weitem nicht gerecht. Im Vortrag wird es daher darum gehen, ein viellogisches Panorama der Literaturen der Welt zu entwerfen und zugleich die Literaturen ohne festen Wohnsitz in einer Zeit zu entfalten, in welcher translinguale Prozesse diesseits wie jenseits von Nationalliteratur und Weltliteratur die Polylogik der Literaturen der Welt verstärken.
Prof. Dr. Ottmar Ette ist Lehrstuhlinhaber für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Potsdam. Er promovierte an der Universität Freiburg im Breisgau mit einer Arbeit über José Martí und habilitierte sich an der Katholischen Universität Eichstätt über Roland Barthes. Seine Forschungsinteressen umfassen Romanische Literaturen sowie die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Er ist Ehrenmitglied der Modern Language Association of America (MLA) sowie Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Academia Europaea. Weitere Informationen zu Ottmar Ette: https://ottmarette.de/
Moderation: Matteo Anastasio/Prof. Dr. Marco Bosshard
Veranstaltungsdatum: 7. Oktober 2021