Antisemitismus im europäischen Schulunterricht (AIES)
Teilprojekt: Antisemitismus im deutsch-spanischen Schulunterricht
- Stichworte
- Schule, Antisemitismus, Bildung, Unterricht
- Laufzeit
- 01.08.2021 - 31.07.2025
- Institutionen der EUF
- Institut für Romanistik, Institut für Germanistik, Zentrum für Bildungs-, Unterrichts-, Schul- und Sozialisationsforschung (ZeBUSS)
Kurzübersicht
Beschreibung
Das am ZeBUSS der Europa-Universität Flensburg und an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angesiedelte, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt Antisemitismus im europäischen Schulunterricht (AIES) erforscht Dynamiken, Erscheinungsformen und Wirkungen des Antisemitismus in Europa und entwickelt digitale Unterrichtsmaterialien zur Antisemitismusprävention im fächerübergreifenden europäischen Schulunterricht. Es erfolgt eine Kooperation mit dem Fritz-Bauer-Institut und der Hebrew University sowie mit Schulen in Deutschland, Frankreich, Spanien und Rumänien. Weitere Praxispartner sind Mahn- und Gedenkstätten, NS-Dokumentationszentren sowie Jüdische Museen als außerschulische Lernorte. Das Projekt zielt daher darauf ab, Schülerinnen und Schülern eine nachhaltig verankerte Wertehaltung zu vermitteln, die sie befähigt, radikalen Positionen, Verhaltensweisen und Verschwörungsmythen entschlossen entgegenzuwirken.
Das erste Flensburger Teilvorhaben (Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut und Dr. Stephanie Born) erforscht in vergleichender Perspektive, wie Antisemitismusprävention in Deutschland und Rumänien im Schulunterricht verankert ist und entwickelt hierzu digitales Unterrichtsmaterial mit speziellem Fokus auf die Fächer Deutsch bzw. Deutsch als Fremdsprache. Als osteuropäisches Land ist Rumänien aufgrund des Frontwechsels 1944, seiner historischen deutschen Minderheit, aber auch aufgrund der prägenden Rolle jüdischer Stimmen im kulturellen und gesellschaftlichen Leben vor 1945 besonders interessant. In den letzten Jahren entwickelte sich der Umgang mit der Verantwortung für den Holocaust insofern positiv, als die gesellschaftlichen Debatten über die Gefahren des Antisemitismus zunahmen und die Einrichtung des Nationalen Instituts für das Studium des Holocaust in Rumänien Elie Wiesel beschlossen wurde. Zu prüfen ist, ob diese neuen erinnerungskulturellen Ansätze bereits in den Lehrplänen verankert sind oder ob dort jüdisches Leben und Antisemitismus ausgeblendet bleiben.
Das zweite Flensburger Teilvorhaben (Prof. Dr. Marco Thomas Bosshard und Dr. Fernando García Naharro) erforscht analog hierzu Strategien der Antisemitismusprävention im Schulunterricht zwischen Deutschland und Spanien und konzentriert sich auf die Fächer Geschichte und Spanisch. Während Spanien aufgrund seiner formalen Neutralität während des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang mit dem Holocaust eine untergeordnete Rolle spielt, hat das Land dennoch eine lange antisemitische Tradition aufzuarbeiten, die bereits 1492 in der Vertreibung aller Juden gipfelte. In einer modernen Ausprägung ist Antisemitismus in Spanien seit der Wiederansiedlung von Juden ab dem späten 19. Jahrhundert neuerdings präsent und wird in den Lehrplänen erst seit kurzer Zeit explizit problematisiert.
Das Düsseldorfer Teilvorhaben (Prof. Dr. Ursula Hennigfeld und PD Dr. Jutta Weiser) schließlich untersucht vergleichend die Antisemitismusprävention im Schulunterricht in Deutschland und Frankreich und nimmt die Fächer Politik und Französisch in den Blick. Hierbei wird den französischen Besonderheiten im Umgang mit Antisemitismus Rechnung getragen: Antisemitische Vorfälle im 19. Jahrhundert (z.B. Dreyfus-Affäre), die Rolle der Vichy-Regierung und zeitgenössischer Antisemitismus (z.B. Attentat 2015) werden in Frankreich zunehmend gesellschaftlich diskutiert. Das Projekt untersucht, wie die historischen und zeitgenössischen Formen von Antisemitismus in den Lehrplänen berücksichtigt werden, um Präventionsarbeit zu leisten.
Verantwortlich
Prof. Dr.Marco Thomas Bosshard
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Finanzierung
Bundesministerium für Bildung und Forschung