Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in der emotionalen und sozialen Entwicklung

Aktuelle Befunde zur Prävalenz psychischer Belastungen zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung (FSP EsE) eine sehr hohe Belastung aufweisen (Hanisch et al., 2023; Hennemann et al., 2020). In den Projekten der Arbeitsgruppe PEARL arbeiten Schulen und Universitätsvertreter*innen zusammen, um ausgehend von einer Beschreibung der Bedarfe der Schüler*innen mit hohen psychischen Belastungen Qualifizierungs- und Begleitmaßnahmen für Lehrkräfte zu entwickeln, die sich zur Unterstützung besonders stark belasteter Schüler*innen eignen und bisherige pädagogische Interventionen um noch spezifischere Maßnahmen erweitern. Diese Interventionen werden ergänzt durch die Begleitung und Analyse von Schulentwicklungsprozessen.

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe wird von Prof. Dr. Thomas Hennemann (Erziehungshilfe und sozial-emotionale Entwicklungsförderung, Universität zu Köln), Prof.in Dr. Charlotte Hanisch (Psychologie und Psychotherapie in Heilpädagogik und Rehabilitation, Universität zu Köln) und Prof.in Dr. Tatjana Leidig (Pädagogik im Schwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung, Europa-Universität Flensburg) geleitet. An den einzelnen Projekten sind neben den jeweiligen Teams weitere Partner aus Wissenschaft, Praxis und Schuladministration beteiligt.

Aktuell werden folgende Teilprojekte umgesetzt:

PEARL

Das Ausgangsprojekt PEARL konstituierte sich im Jahr 2018 im Austausch zwischen schulischer Praxis und Universität vor dem Hintergrund der von den Schulleitungen beschriebenen Wahrnehmung einer deutlichen Zunahme massiver aggressiver Impulsdurchbrüche und einer verminderten Passung der bislang verwendeten pädagogischen Maßnahmen. Das Projekt geht den zentralen Fragen nach,

(1) welche psychischen Auffälligkeiten in welcher Intensität bei Schüler*innen an Förderschulen mit dem FSP EsE vorliegen,

(2) ob die bislang angebotenen Unterstützungs- und Fördermaßnahmen für diese Zielgruppe geeignet sind und

(3) durch welche Strategien das bisherige Handlungsrepertoire erweitert werden kann.

Nach der dezidierten Analyse psychischer Auffälligkeiten der Schüler*innen sowie deren Versorgung mit Jugendhilfe und therapeutischen Angeboten wurde eine aus mehreren Fortbildungsmodulen, Coachings und Hospitationen bestehende Qualifizierungs- und Begleitmaßnahme (PEARL-QUALI) entwickelt, implementiert und evaluiert, die aktuell in den weiteren PEARL-Projekten vor dem Hintergrund der spezifischen Bedarfe adaptiert wird. Aktuell erfolgt an den PEARL-Schulen zum einen die Weiterführung in Form von PEARL-Fachstellen, zum anderen engagieren sich die Projektbeteiligten zusammen mit weiteren Akteuren im Arbeitskreis Teilhabe, um für die Notwendigkeit der Realisierung einer kontinuierlichen, niedrigschwelligen interdisziplinären Unterstützung im Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung zu sensibilisieren.

Projektpartner: Förderschule Berliner Straße, Waldschule Alfter, Heinrich-Böll-Schule Frechen, Pestalozzi-Schule Brühl & Bezirksregierung Köln, Prof.in Dr. Helma Koomen (Universität Amsterdam), Prof. Dr. Manfred Döpfner (Universität zu Köln), Prof. Dr. Gino Casale (Bergische Universität Wuppertal)

Projektlaufzeit: seit 01.10.2018

Projektbezogene Publikationen:

  • Hanisch, C., Vögele, U., Leidig, T., Döpfner, M., Niemeier, É. & Hennemann, T. (2023). Psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Empirische Sonderpädagogik, 15, 21–37https://doi.org/10.25656/01:27182
  • Hennemann, T., Casale, G., Leidig, T., Fleskes, T., Döpfner, M. & Hanisch, C. (2020). Psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung (PEARL) – Ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 71, 44–57.
  • Leidig, T., Hanisch, C., Vögele, U., Niemeier, É., Gerlach, S. & Hennemann, T. (2021). Professionalisierung im Kontext externalisierender Verhaltensprobleme – Entwicklung eines Qualifizierungs- und Begleitkonzepts für Lehrkräfte an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Wissenschaftliche Jahreszeitschrift Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) in der Pädagogik der Erziehungshilfe und bei Verhaltensstörungen, 3, 88–98. https://doi.org/10.35468/5903-07
  • Leidig, T., Hennemann, T. & Hanisch, C. (2024). PEARL – Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. In J. König, C. Hanisch, P. Hanke, T. Hennemann, K. Kaspar, M. Martens & S. Strauß (Hrsg.), Teachers and their teaching matters – Auf die Lehrperson und ihren Unterricht kommt es an. 10 Jahre empirische Forschung im IZeF der Universität zu Köln (S. 191–210). Waxmann. https://doi.org/10.31244/978383099876

PEARL PLUS

In Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen der Caritas-Jugendhilfe-Gesellschaft verfolgt das Projekt das Ziel, ausgehend von der genauen Beschreibung der Zielgruppe die Entwicklungsförderung der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen im sozial- emotionalen Bereich und im Lernen- bzw. Arbeitsverhalten durch gezielte und individuelle Fördermaßnahmen zu unterstützen. Viele Schüler*innen in den beteiligten Schulen sind zudem in Jugendhilfeeinrichtungen der CJG angebunden, sodass hier die Kooperation zwischen Lehrkräften und Bezugserzieher*innen im Rahmen der Pearl-Plus-Qualifizierung in den konzeptionellen Fokus gerückt wird. Langfristig sollen sich so die emotional-sozialen Kompetenzen sowie die psychosoziale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen verbessern und die Lehrerkräfte und Bezugserzieher*innen in ihrer kooperativen, pädagogischen Arbeit unterstützt werden.

Projektpartner: Caritas Jugendhilfe GmbH

Projektlaufzeit: 01.08.2022 bis 31.07.2025

Projektbezogene Publikationen:

Müller, P. M., Behr, J., Yada, T., Eells, R., Leidig, T. & Hennemann , T. (2024). Collective teacher efficacy in context of students’ externalizing behavior problems: A systematic review. International Journal of Special Education, 39(2). https://doi.org/10.52291/ijse.2024.39.27

PEARL Fachstellen Kreis Mettmann

An den Förderzentren im Kreis Mettmann werden ausgehend von einer Beschreibung der Zielgruppe und der Qualifizierung von Multiplikator*innen an den verschiedenen Standorten PEARL-Fachstellen konzipiert und implementiert. Durch die Realisierung der PEARL-Fachstellen sollen die Teilhabe an Bildung und Partizipation der Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung (§4 AO-SF NRW) und intensivpädagogischem Förderbedarf (§15 AO-SF NRW) sowie die langfristige Weiterqualifizierung und Begleitung der Lehrkräfte gesichert werden.

Projektpartner: Kreis Mettmann & Förderzentren des Kreises Mettmann

Projektlaufzeit: 01.08.2023 bis 31.07.2026

PEARL-QUALI Düsseldorf

Das Forschungsprojekt PEARL-QUALIDüsseldorf wird in Kooperation mit Grundschulen, Förderschulen und Gesamtschulen im Regierungsbezirk Düsseldorf (Stadt Oberhausen, Kreis Viersen, Kreis Wesel) durchgeführt. Es fokussiert vor allem die Qualifizierungs- und Begleitmaßnahme und richtet sich an Lehrkräfte und Fachkräfte an Förderschulen und Schulen des Gemeinsamen Lernens. Ausgehend von einer differenzierten Beschreibung der individuellen Ausgangslagen mit Hilfe einer differenzierten Bedingungsanalyse für ausgewählte Zielkinder und Zieljugendliche und der Fokussierung auf die Lehrkräfte-Schüler*innen-Beziehung werden evidenzbasierte Interventionen abgeleitet, die sich zur Unterstützung belasteter Schüler*innen sowie der jeweiligen Lerngruppe eignen und bisherige (sonder-)pädagogische Interventionen erweitern. Langfristig sollen die Ergebnisse des Projekts durch regionale Netzwerkstrukturen in weitere Schulen der Regionen übertragen werden.

Ziele des über einen Zeitraum von vier Jahren angelegten Projekts sind:

  • auf der Ebene der Schüler*innen: die Steigerung des Selbstwirksamkeitserlebens, der Ressourcen und der emotional-sozialen Kompetenzen sowie die Verbesserung der psychosozialen Gesundheit verbunden mit einer Reduktion der Verhaltensprobleme,
  • auf der Ebene der Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte: die Erweiterung der professionellen Handlungskompetenz in der pädagogischen Arbeit insbesondere mit Schüler*innen mit externalisierenden Verhaltensproblemen,
  • auf der Ebene der Schulen (in der Region): ein teilhabeorientierter Umgang mit Schüler*innen mit externalisierenden Verhaltensproblemen und die Entwicklung regionaler Vernetzungsstrukturen.

Projektpartner: Prof. Dr. René Schroeder & Team (Didaktik des inklusiven Unterrichts, Universität zu Köln), Bezirksregierung Düsseldorf (Obere Schulaufsicht), Stadt Oberhausen, Kreis Wesel & Kreis Viersen (Untere Schulaufsichten), Grund-, Förder- und Gesamtschulen der Stadt Oberhausen, des Kreises Viersen und des Kreises Wesel

Projektlaufzeit: 01.01.2024 bis 31.12.2027