Pädagogik und Geschlecht als Gegenstand politischer Kämpfe

Zur Analyse rechter, antifeministischer und rassistischer Diskurse

04. - 06. Mai 2023 | Europa-Universität Flensburg

Internationale Tagung des Arbeitsbereichs Geschlechterforschung am Institut für Erziehungswissenschaften in Zusammenarbeit mit dem ZeBUSS

Rechtspopulistische und (extrem) rechte Bewegungen setzen bei ihrem Versuch, sich im gesellschaftlichen Mainstream zu etablieren, zunehmend auf pädagogische und bildungspolitische Themen. Dazu werden nicht nur emanzipatorische oder an Vielfalt ausgerichtete Pädagogiken diffamiert, sondern auch eigene Ansätze einer "völkischen" Erziehung formuliert. Nicht nur im deutschsprachigen Kontext, sondern auch im internationalen Vergleich zeigt sich darüber hinaus, dass neben rassistischen und antisemitischen Ideologien ein wichtiger Kristallisationspunkt antidemokratischer und rechter Politik in einer spezifischen Bezugnahme auf geschlechterpolitische Themen besteht. Im Schulterschluss mit anderen antifeministischen Bewegungen werden geschlechterpolitische Anliegen wie etwa Gender Mainstreaming oder eine geschlechtersensible Sprache attackiert, oder sie werden in einer Weise femonationalistisch gewendet, die den Kampf gegen den Islam oder gegen Einwanderung zum Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und zum "wahren" Feminismus umdefiniert. In diesem Zusammenhang wird eine an geschlechtlicher und sexueller Vielfalt ausgerichtete Pädagogik und vor allem ihre Verankerung in schulischen Curricula als "Frühsexualisierung", "Umerziehung" und Gefährdung des Kindeswohls diskreditiert.

In diesem Feld sind gegenwärtig sehr dynamische Entwicklungen zu beobachten, die auch zunehmend und international zum Gegenstand von Forschung in verschiedenen Disziplinen werden. Bislang mangelt es jedoch an einem Austausch insbesondere zwischen erziehungswissenschaftlicher Forschung zu rechten und antidemokratischen Pädagogiken einerseits und Forschung zu (rechtem) Antifeminismus in den Gender Studies andererseits: In der Erziehungswissenschaft wird die rechte Diskursproduktion zu pädagogischen Themen analysiert, aber selten deren enge Verschränkung mit Geschlechteraspekten in den Blick genommen. Interdisziplinäre Geschlechterforschung thematisiert rechten Antifeminismus, aber selten die pädagogisch relevanten und bildungsbezogenen Aspekte rechter und rassistischer Diskursproduktionen. Auch systematische und vergleichende Zusammenführungen verschiedener europäischer und internationaler wissenschaftlicher Diskurse müssen vorangetrieben werden.

Mit der Tagung "Pädagogik und Geschlecht als Gegenstand politischer Kämpfe: Zur Analyse rechter, antifeministischer und rassistischer Diskurse" möchten wir ein Forum für die Markierung relevanter Forschungsgegenstände, den Austausch über ein sich entwickelndes Forschungsfeld und die internationale Vernetzung von Forschenden und ihren Projekten schaffen.

In their attempt to establish themselves in mainstream society, right-wing populist and (extreme) right-wing movements increasingly turn towards pedagogical and educational themes and issues. On this behalf, they not only discredit emancipatory or diversity-oriented pedagogies, but also formulate their own approaches towards nationalist education. Not only in the German-speaking context, but also in an international comparison, it is evident that, in addition to racist and antisemitic ideologies, these anti-democratic and right-wing politics consists in a specific reference to gender-political issues. In alliance with other antifeminist actors and movements, gender-political issues such as gender mainstreaming or gender-sensitive language are attacked. Sometimes gender is also taken as a reference for femonationalist politics that defines the fight against Islam or against immigration as a fight for women rights and one against violence against women and sometimes as the one and only "true" feminism. At the same time, a pedagogy oriented towards gender and sexual diversity and especially its anchoring in school curricula is discredited as "early sexualization," "re-education," and endangering the well-being of children.

Besides a dynamic development in the field of right-wing, racist and antifeminist discourses on pedagogy and gender, these topics are also more often and internationally subject of research in various disciplines. So far, however, there has been a lack of exchange, especially between educational research on right-wing and anti-democratic pedagogies on the one hand and research on (right-wing) antifeminism in Gender Studies on the other: in Educational Science, right-wing discourse production on pedagogical topics is analyzed, but its close intertwining with gender aspects is rarely considered. Interdisciplinary Gender Studies address right-wing anti- feminism, but rarely the aspects of right-wing and racist discourse production that are relevant for pedagogy or education. Systematic and comparative mergers of different European and international academic discourses must also be advanced.

With the conference "Pedagogy and Gender as a Matter of Political Struggle: On the Analysis of Right-Wing, Anti-Feminist and Racist Discourses" we would like to create a forum for marking relevant research subjects, exchanging views on an evolving field of research, and international networking among researchers and their projects.

Veranstalter:innen | Organizers

Arbeitsbereich Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung am Institut für Erziehungswissenschaften der 
Europa-Universität Flensburg:
Prof. Dr. Christine Thon,
Dr. Marina Dangelat und
Frauke Grenz, M.A.

sowie

Dr. Denise Bergold-Caldwell, Universität Innsbruck,
Rebekka Blum, M.A., Universität Freiburg und
Prof. Dr. Susanne Maurer, Universität Marburg

Koopertationspartner:innen | Partners

Zentrum für Bildungs-, Unterrichts, Schul- und Sozialisationsforschung der EUF
Gender-Netzwerk der EUF

Wir danken der Fördergesellschaft der Universität Flensburg e.V. für die freundliche Unterstützung dieser Tagung.